Pizzicato

Nach links, nach rechts

Hup Holland Hup! Die Niederlande hüpft im Sommer des Fußball-Karnevals in Deutschland. Politisch ist die Entscheidung gefallen, sportlich noch nicht.

Orange Schwaden wabern über der Menge, ehe sich der Zug in Bewegung gesetzt hat. Vorne und hinten hämmern die Beats aus den Boxen der Partybusse. Der niederländische Sommerhit gibt den Takt für die Zehntausenden Orangehemden vor: „Naar links! Naar rechts!“ Im Rhythmus wogen die Fan-Scharen erst nach links, dann nach rechts – immer wieder, stundenlang, bis das Stadion erreicht ist.

Holland – pardon, die Niederlande – hüpft in diesem Sommer. Nicht auf Ibiza oder Mykonos, sondern in Berlin, München, Hamburg oder Leipzig. Die Oranje-Fans, die Feierbiester des Fußball-Karnevals, werden Dortmund, rund 100 Kilometer von der niederländischen Grenze entfernt, vor dem Semifinale am Mittwoch gegen England erbeben lassen. Vor der Schlacht auf dem Rasen liefern sie sich mit den trink- und stimmfesten England-Fans ein Duell um die Oberhoheit: „Hup Holland Hup“ gegen „God Save the King“. Mit einem König können die Niederlande indessen auch dienen.

Wohin die Richtung in der Politik geht, haben die Wähler in einer Wende nach 14 Jahren entschieden: in den Niederlanden nach rechts, in Großbritannien nach links. Politisch ist die Entscheidung gefallen, sportlich noch nicht. Das Match wird hin- und herwogen, und am Ende könnte just jenes Trio der „Elftal“ entscheiden, das in Liverpool engagiert ist – wo die britische Hymne im Übrigen verpönt ist. Beim Elferschießen könnten sich die Torhüter derweil fragen: Nach links? Nach rechts?

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