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Brucknerhaus-Intendant Kerschbaum wird entlassen

Dietmar Kerschbaum.
Dietmar Kerschbaum.Rita Newman
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Die Kreativ-, Kultur- und Veranstaltungsholding folgte der einstimmigen Empfehlung des LIVA-Aufsichtsrats. Zuvor gab es Aufregung über angebliches Missachten von Compliance-Regeln eines Aufsichtsratsmitglieds.

Der bereits freigestellte künstlerische Geschäftsführer der Linzer Veranstaltungsgesellschaft LIVA und Brucknerhaus-Intendant Dietmar Kerschbaum muss gehen. Die Generalversammlung der Kreativ-, Kultur- und Veranstaltungsholding (KKV) hat dessen Entlassung Dienstagnachmittag beschlossen, teilte Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) mit. Damit ist sie der einstimmigen Empfehlung des LIVA-Aufsichtsrats, der zuvor getagt hatte, gefolgt.

Themen der dreistündigen außerordentlichen Aufsichtsratssitzung waren das Ergebnis der Sonderprüfung der LIVA durch den Kontrollausschuss und das Ergebnis der Compliance Prüfung durch KPMG-Wirtschaftsprüfer. Letztere habe die bereits bekannten „weiteren, schweren Verfehlungen“ von Kerschbaum an den Tag gebracht. Diese betreffen In-Sich-Geschäfte, Nebentätigkeiten und Nebenbeschäftigungen, Dienstreisen, Spesen, Vergabevorgänge und „ein den Compliance Richtlinien völlig widersprechendes Führungsverhalten“, meinte Luger. Daher wurde die Empfehlung an die KKV ausgesprochen, sich umgehend von Kerschbaum, dessen Vertrag noch bis Ende 2027 läuft, zu trennen. Ob auch strafrechtlich Schritte gesetzt werden, war vorerst noch offen. Das Kontrollamt hatte aufgrund der neuen Erkenntnisse geraten, einzelne Sachverhalte der Staatsanwaltschaft zur Prüfung zu übermitteln.

Vorwürfe gegen ÖVP-Kulturstadträtin

Für Aufregung sorgte in der Sitzung, dass offenbar ein Mitglied des Aufsichtsrats, Kulturstadträtin Doris Lang-Mayrhofer (ÖVP), unter Missachtung der Compliance-Regeln selbst Aufträge vom Künstlerischen Geschäftsführer erhalten haben soll. „Das hat mich sehr überrascht“, meint der Bürgermeister, zugleich auch Vorsitzender des Aufsichtsrats, und ergänzt: „Doch die Faktenlage ist eindeutig.“ Dabei dürfte es um das 2019 neu gestaltete Foyer des Brucknerhauses gehen. Wie die „Kronen Zeitung“ online berichtete, habe ein Teil des Umbaus die Firma Maylan übernommen. Lang-Mayerhofer halte als Gesellschafterin 50 Prozent an dem Unternehmen, die andere Hälfte ihr Ehemann, zitiert der Bericht aus dem KPMG-Bericht. Aufgrund der Höhe der Auftragssumme, angeblich 67.000 Euro, sei eine Zustimmung des LIVA-Aufsichtsrats, dessen stellvertretende Vorsitzende die Stadträtin ist, aber nie eingeholt worden.

„Ich bin schockiert, dass jetzt mit haltlosen Vorwürfen gegen meine Person versucht wird, von dem eigentlichen Brucknerhaus-Skandal abzulenken“, wies sie diese Vorwürfe zurück. „Als Stadträtin habe ich ein klares Berufsverbot. Ich bin bei der Firma meines Mannes beteiligt, der diese auch operativ führt. Der Neubau des Kassapults wurde 2019 von dem damals zuständigen Linzer Architekturbüro geplant.“ Maylan sei als Bestbieter ausgewählt worden. „Ich bin davon ausgegangen, dass die beiden Vorstandsdirektoren den formalen Berichtspflichten immer nachgekommen sind. Mir war eine korrekte Vorgehensweise immer wichtig – was so auch in dem Compliance-Bericht der KPMG hiermit bestätigt wird“, teilte sie schriftlich mit.

Im März, kurz vor den Feierlichkeiten zum 50-Jahr-Jubiläum des Brucknerhauses, waren Vorwürfe gegen Kerschbaum öffentlich geworden, die seine Freistellung - und jene des kaufmännischen Geschäftsführers Rainer Stadler - durch den LIVA-Aufsichtsrat zur Folge hatten. Kerschbaum soll demnach u.a. fragwürdige In-sich-Geschäfte abgeschlossen und die Programmgestaltung an einen Agenten vergeben haben, der selber potenzielle Künstler für das Konzerthaus betreute. (APA)

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