Astronomie

„Erster Beweis“ für ein mittelschweres Schwarzes Loch

Eine große Menge von Sternen: Solche Aufnahmen des Weltraumteleskops Hubble durchforsteten die Astronomen auf der Suche nach Indizien für das supermassive Schwarze Loch.
Eine große Menge von Sternen: Solche Aufnahmen des Weltraumteleskops Hubble durchforsteten die Astronomen auf der Suche nach Indizien für das supermassive Schwarze Loch.ESA/Hubble & Nasa, M. Häberle
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Aus den Geschwindigkeiten von sieben Sternen schließen Astronomen auf eine große Masse, die sie antreibt.

Im Herzen unserer Galaxie, der Milchstraße, an die 27.000 Lichtjahre weit weg, haust ein supermassives Schwarzes Loch, vier Millionen Mal so schwer wie die Sonne: Darauf können sich die Astronomen seit gut 20 Jahren einigen. Bisher nur ein Verdachtsfall ist ein anderes, viel leichteres, aber näher gelegenes Schwarzes Loch. Es soll sich in Omega Centauri befinden.

Dieses astronomische Objekt liegt durchaus nicht bei Alpha Centauri – das sind die berühmten drei Sterne, die unserer Sonne am nächsten (an die vier Lichtjahre entfernt) sind. Nur im selben Sternbild, also scheinbar in der Nähe. Es ist immerhin 18.000 Lichtjahre von der Erde entfernt. Und es besteht nicht aus einem Stern oder einigen Sternen, sondern aus zehn Millionen davon. Es ist ein Kugelsternhaufen. Solche Haufen sind recht dicht, das heißt, die Sterne in ihnen sind einander nahe – und können daher leicht miteinander verschmelzen. Darum vermutet man dort seit Längerem mittelschwere Schwarze Löcher.

Diese sind bei Theoretikern des Weltalls beliebt, aber notorisch schwer durch Messungen nachzuweisen. „Wir haben nun den ersten Beweis dafür gefunden, dass es sie tatsächlich gibt“, sagt die Astrophysikerin Anja Feldmeier-Krause von der Uni Wien. Das Wort Beweis ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Doch sie ist wie ihr Kollege Glenn van de Ven an einer Arbeit beteiligt, die starke Indizien für ein solches mittelschweres Monster der Schwerkraft ergeben hat (publiziert in „Nature“, 10. 7.).

8200 Sonnenmassen

Welche Indizien können das sein, wo man ein Schwarzes Loch mangels Strahlung ja nicht direkt sehen kann? Die Wirkungen der Schwerkraft, die von ihm ausgeht – in Form ungewöhnlich hoher Geschwindigkeiten von Sternen in seiner Umgebung. Auf der Suche danach vermaßen die Astronomen um Maximilian Häberle (Max-Planck-Institut Heidelberg) 1,4 Millionen Sterne auf über 500 Bildern, die das Weltraumteleskop Hubble geliefert hat.

Sie fanden immerhin sieben auffällig schnelle Sterne im Zentrum von Omega Centauri. Und berechneten aus deren Daten die Masse des vermuteten Schwarzen Lochs von mindestens 8200 Sonnenmassen. Dass die schnellen Sterne einander so nahe sind, spricht gegen die alternative These, dass mehrere kleinere Schwarze Löcher statt eines großen sie antreiben.

Omega Centauri gilt heute als Kern einer ehemals eigenständigen Galaxie, die einst von der Milchstraße verschluckt wurde. Man glaubt, dass diese Galaxie schon vor ihrer Eingemeindung ein Schwarzes Loch in ihrem Zentrum hatte, wie wahrscheinlich die meisten Galaxien.

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