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„House of the Dragon“ Staffel 2, Folge 5: Eine Frage der Stärke

Mutter und Sohn schmieden in der Bibliothek von Dragonstone Pläne: Rhaenyra (Emma D‘Arcy) und Jacaerys (Harry Collett)
Mutter und Sohn schmieden in der Bibliothek von Dragonstone Pläne: Rhaenyra (Emma D‘Arcy) und Jacaerys (Harry Collett)HBO/Sky
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Episodenblog. Wer setzt sich durch? Der Mächtigere, der Mann? Was braucht es, damit das Volk sich erhebt? Stimmige, nachdenkliche Folge.

„House of the Dragon“, Staffel 2, Folge 5:

Recaps

Jeden Montag neu, gesammelt sind sie hier zu finden: diepresse.com/got

Achtung: Spoiler!

Vorweg ein paar Worte zu den Episodennamen: Folge vier hieß gar nicht „A Dance of Dragons“, wie ich hier behauptete, sondern „The Red Dragon and the Gold“. Die Namen der Folgen werden sehr kurzfristig veröffentlicht – und auch geändert. Am Freitag hatte die vierte Episode jedenfalls noch den anderen Titel.

Folge fünf, insgesamt stimmig und nachdenklich, ist bisher namenlos. Vielleicht wird sie irgendwas mit Stärke heißen. Darum geht es nämlich viel in dieser Episode, der ersten ohne Eve Best als Rhaenys, der einst die Königinnenwürde verwehrt wurde. Hier zeigt sich eine Herausforderung, vor der „House of the Dragon“ steht: Alle paar Folgen stirbt ein Familienmitglied der Targayens, und die Serie muss dabei die Waage halten – die Trauer zeigen; nicht zu viel, das wäre repetitiv; und nicht zu wenig, das würde gleichgültig wirken. In dieser Folge gelingt das vor allem in Form des trauernden Witwers Corlys (Steve Toussaint macht sie mit wenig spürbar).

Aemond ist jedenfalls vernünftiger als sein Bruder

Aber zurück zur Stärke, die in beiden zentralen Handlungssträngen eine Rolle spielt. Zwei Figuren verkörpern sie besonders. Brüder im Geiste, Onkel und Neffe im Verwandtschaftsgrad: Daemon und Aemond. Ich verstehe nicht ganz, warum der einäugige Aemond so dämonisiert wird. Mir kommt er nicht schlimmer und brutaler vor als viele andere Figuren, sicherlich weniger lenkbar als sein älterer (und möglicherweise im Sterben liegender) Bruder, König Aegon. Aber auch definitiv vernünftiger. Vielleicht habe ich aber auch nur eine Schwäche mit „cripples, bastards and broken things“.

Die Männer des Councils in King‘s Landing sind sehr schnell darin, Aemond mit den Regierungsgeschäften zu betrauen. Egal, wie sie es begründen, es hat vor allem mit diesem archaischen Bild eines starken männlichen Führers zu tun, das er verkörpert. Dazu passt auch, dass Aegon Brandwunden hat – „fire can‘t kill a dragon“, hieß es doch eigentlich. Was für ein Drache ist er also?

Die Tore in King‘s Landing werden verriegelt

Alicent dürfte das Ganze wie ein Deja-vu vorkommen: Wieder ein siecher König; wieder wird sie zugunsten eines Mannes übergangen (früher hielt ihr Vater die Zügel in der Hand; jetzt bootet ihr Sohn sie aus). Und ein Detail, das eine Rolle spielen wird, rutscht beinahe aus der Wahrnehmbarkeit: Alicents Gesicht wird in Großaufnahme gezeigt, der Ton ist gedämpft, als King Regent Aemond seine ersten Entscheidungen trifft – und so überhört man beinahe, dass er unter anderem die Abriegelung von King‘s Landing anordnet. Das hungernde Volk darf nicht mehr raus. Wie bringt man ein Gefäß mit gärender Flüssigkeit zum Explodieren? Indem man es fest verschließt.

Und wie treibt man zögerliche Adelshäuser in die Arme des politischen Gegners? Indem man Kriegsverbrechen an ihnen begeht. Daemon legt sich mit Haus Bracken an, Willem Blackwood lässt unter dem Banner von Königin Rhaenyra entführen und morden. „We shall not raise our banners for a tyrant“ bekommt Daemon folgerichtig zu hören. Die Grenze zu Tyrannei, auch eine Frage der Stärke und der Mittel ihrer Durchsetzung.

Daemons Träume und Halluzinationen werden langsam ein bisschen lächerlich. Sex mit seiner Mutter (die kaum zwei Jahre nach seiner Geburt starb)? Die seinen Anspruch auf den Thron bestärkt, der immer deutlicher hervortritt? Dann meint er noch, nur ein Mann könne regieren? Irgendwie entwickelt er sich zurück, und diese Storyline stagniert. Wie insgesamt Rhaenyras Seite mit Schneckentempo zu arbeiten scheint, während Criston Cole gefühlt schon halb Westeros hinter dem Banner der Hightower-Targaryens vereint hat. „Bad omens“ hin oder her.

Drachenreiter:innen gesucht

„There‘s more than one way to fight a war“, sagt Mesaria zu Rhaenyra. Den würden wir gerne sehen, das Ganze kann ja nicht nur auf eine große Schlacht hinauslaufen – jedenfalls nicht, wenn zwei Frauen im Zentrum stehen und es in der Serie eben gerade darum geht, dass nicht immer der Stärkere gewinnen muss (wovon ich ausgehe).

Zumindest bringt Jacaerys, Rhaenyras Thronerbe, ein bisschen Bewegung in seine Seite der Handlung. Erst trifft er sich mit den Freys (unsympathisch wie immer), dann hat er eine gute Idee: zwei Reiter:innen für die unbesetzten Drachen Vermithpr und Silverwing zu suchen. Da laufen durchaus ein paar Menschen mit auffallend weißblonden Haaren und V-losen-Nachnamen durch die Handlung. Wenngleich ich diese Blutlogik – man muss das Blut der Targaryens in sich tragen, um einen Drachen reiten zu können – fragwürdig finde. Warum wird nicht Mut belohnt? Andererseits: So ist zumindest nicht Stärke der zentrale Faktor.

Random Bemerkungen:

Die Ladys of the Eyrie scheinen eine Tendenz dazu haben, den Kopf in den Wolken zu haben. Irgendwie dachte ich ja, Rhaena und die jüngeren Kinder Rhaenyras würden Westeros verlassen.

Die Freys laden Jacaerys zum Trunk mitten auf die Brücke der Twins. Das hätte sich sein Nachfahre abschauen können – so könnte man argumentieren, dass das Gastrecht nicht eingehalten werden muss …

Wie alt ist XL-Drache Vhagar? An die 180 Jahre, sagt Google.

Die Regenten beklagen ständig das Nicht-handeln-sollen. Ich glaube, die haben zu viel „The Crown“ geschaut, früher hatten die dieses Problem nicht.

Zitate der Woche

Larys lässt Alicent Hightower auflaufen: „What would it say in response of Rhaenyras crowning if we raised up a woman of our own?“

Alicent: „What of justice, of temperance or is strength now to be our only god?“

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