Eine Cambridge-Historikerin hat international Interesse am Hexenprozess gegen Katharina Kepler entfacht. Der Roman von US-Autorin Rivka Galchen „Jeder weiß, dass deine Mutter eine Hexe ist“ zeigt nun die Parallelen zu Hetze und Irrationalismus heute.
Im Jahr 1615 kam auf den Mathematiker und Astronom Johannes Kepler, nach Jahren in Graz und am Hof in Prag nun als Lehrer in Linz lebend, eine ungeahnte Herausforderung zu, vielleicht größer als die Erkundung der Planetenbahnen. Seine alte Mutter Katharina Kepler wurde in seinem protestantischem Heimatort Leonberg bei Stuttgart wegen Hexerei angezeigt. Von einer mit ihr zerstrittenen Nachbarin, die behauptete, sie habe ihr verzauberten Wein zu trinken gegeben und sie so krank gemacht. Weitere Ortsbewohner glaubten in der Folge ebenfalls Ähnliches erlebt zu haben. 1620/21 wurde Katharina Kepler auf Betreiben des dortigen Vogtes der Prozess gemacht. 14 Monate lang war die über Siebzigjährige angekettet in Haft. Die Rettung verdankte sie letztlich ihrem Sohn, der mit seinem Einsatz selbst nicht wenig riskierte . . .