Wie sehr hat sich das Slawistikstudium seit der Wende in Osteuropa verändert, was sind heute die Inhalte und welche Kompetenzen werden vermittelt? Ein Gespräch mit einer Slawistik-Professorin, einer Alumna und einem Studenten.
Die Gesprächspartner, die in einem Hörsaal des Salzburger Fachbereichs Slawistik aufeinandertreffen, gehören unterschiedlichen Studierenden-Generationen an: Gabriel Steinbauer, aktuell Masterstudent mit Schwerpunkt Polnisch, hat seine Berufslaufbahn noch vor sich. Hermine Haidvogel studierte um die Jahrtausendwende und ist seither AHS-Lehrerin. Universitätsprofessorin Eva Hausbacher ist ebenfalls Absolventin der Salzburger Slawistik und erlebte seit 1997 den Wandel des Fachs als Lehrende.
Die Presse: Herr Steinbauer, Sie haben ein Slawistik-Bachelorstudium mit Schwerpunkt Polnisch absolviert und sind jetzt im Masterstudium. Sind Sie früher oft gefragt worden, warum Ihre Wahl darauf fiel?
Gabriel Steinbauer: Das bin ich eigentlich immer gefragt worden. Die Antwort ist, dass das Interesse an Sprachen immer da war. Es war auch eine taktische Überlegung. Slawische Sprachen sind nicht so populär wie Spanisch oder Englisch. Und Polnisch hat den Vorteil, dass es selbst in Österreich für die Slawistik fast eine Exotensprache ist.
Ihr Masterstudium heißt „Literatur- und Kulturwissenschaft mit Schwerpunkt Slawistik“. Was erhoffen Sie sich von diesem Master?
Steinbauer: Das Land Polen ist für viele – meiner Wahrnehmung nach – ein weißer Fleck auf der Landkarte. Insofern hoffe ich, dass ich es vermitteln kann, sei es in der Lehre, in der Diplomatie oder in der Literatur als Übersetzer. Wenn man vom anderen Blick durch die kulturwissenschaftliche Brille spricht, klingt das immer so nach Wolkenkuckucksheim, aber man gewinnt doch einen sehr tiefen Einblick in Prozesse, auch zum Beispiel, was die Ukraine-Krise betrifft.
Also wenn Putin sagt, Ukrainisch sei ein Dialekt des Russischen, der durch das Polnische verdorben ist …
Steinbauer: … dann kann ich dazwischengehen.