Radikal antisemitisch und antiwestlich: Der in Frankreich geborene Panafrikanist Kémi Séba ist kein Franzose mehr. Dank einem heiklen Gesetzespassus, den der Staat nach dem Krieg gegen Kommunisten eingesetzt hat.
Es ist eine unerhörte Maßnahme gegen einen als Franzosen im Land Geborenen: Kémi Séba wurde 1981 in Straßburg geboren, als Sohn französischer Staatsbürger aus Benin. Er hatte zwei Pässe, jetzt hat er nur noch einen. Frankreich hat ihm tatsächlich die Staatsbürgerschaft entzogen. Dabei beruft sich der Staat auf Artikel 23/7 des bürgerlichen Gesetzbuchs, zum ersten Mal seit über einem halben Jahrhundert. Er erlaubt bei einem gebürtigen Franzosen den Entzug der Staatsbürgerschaft, wenn dieser sich „wie der Staatsangehörige eines anderen Landes verhält“. Kémi Séba agitiere, um in den Ländern Westafrikas antifranzösische Gefühle zu schüren, so der Vorwurf.
Das klingt sehr allgemein. Was macht aus Kémi Séba einen so besonderen Fall? „Nur“ dass er einen schwarzen Suprematismus propagiert, ein radikaler Antisemit ist, den Westen und speziell Frankreich diabolisiert und russische Propaganda verbreitet? Wenn das für die Aberkennung der Staatsbürgerschaft genügen würde, stünden schon viele ohne sie da. Warum also gerade Kémi Séba? Und was bedeutet das für die Möglichkeit, Menschen wegen ihres politischen Engagements die Staatsbürgerschaft zu entziehen?