Theaterpremiere

Schwergängiger „Verschwender“ in Gutenstein

Der reiche Julius von Flottwell (rechts: Günter Franzmeier) unterhält seine Gäste
Der reiche Julius von Flottwell (rechts: Günter Franzmeier) unterhält seine GästeJakob Stickler
  • Drucken

Helmut Wiesner behandelt Raimunds Sprachmelodie liebevoll, aber die Inszenierung gerät öfters ins Stocken.

Ferdinand Raimunds tiefe Melancholie muss dieses Jahr besonders auf das nach ihm benannte Sommertheater abgefärbt haben, in dem zwischen alter Industrie und wildromantischer Landschaft changierenden Tal der Piesting. Denn die Premiere seines 1834 im Theater in der Josefstadt uraufgeführten Schwanengesangs „Der Verschwender“ war am Mittwoch bei den Raimundspielen Gutenstein ziemlich schwergängig. Das Drama des reichen Erben Julius Flottwell, der sein durch Feenmacht erhaltenes Vermögen verprasst und erst als Bettler und durch seinen treuen einstigen Diener Valentin zur Einsicht der Zufriedenheit kommt, wirkt hier etwas fahrig.

Norbert Gollinger, der neue Intendant in Gutenstein, wünschte sich eine „möglichst originalgetreue“ Aufführung. Regie-Altmeister Helmut Wiesner hat zwar die Sprachmelodie des Dichters liebevoll behandelt, dem „Original-Zaubermärchen in drei Aufzügen“ allerdings das Fantastische beinahe ausgetrieben. Stattdessen setzt er ein paar absurde Akzente. Auch das Komische, das bei Raimund Tragisches kontrastiert, kommt in diesen 140 Minuten etwas zu kurz – kaum ein befreiendes Lachen im Publikum. Vor allem die ersten beiden Aufzüge stocken immer wieder. Die Couplets, Duett und Chor (es gibt auch Anleihen aus anderen Raimund-Stücken) zünden nicht richtig. Nach der Pause wirkt der dritte Teil weit besser, viel konziser. Er hat auch die schwärzesten Momente, und schließlich die schönsten der Selbsterkenntnis.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.