Vermögen

Benko nicht mehr dabei: Österreich hat erstmals mehr als 50 Milliardäre

René Benko bei seiner Befragung anlässlich des Cofag-U-Ausschusses im Mai. Der Signa-Gründer wurde aus der Reichenliste gestrichen.
René Benko bei seiner Befragung anlässlich des Cofag-U-Ausschusses im Mai. Der Signa-Gründer wurde aus der Reichenliste gestrichen.APA / AFP / Alex Halada
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Die Autodynastien Porsche und Piëch schaffen es mit einem Vermögen von 36,5 Milliarden Euro auf Platz 1. Signa-Gründer René Benko wurde aus der Reichenliste gestrichen. Insgesamt sind die Superreichen in Österreich im Vorjahr nicht reicher geworden.

In Österreich gibt es erstmals mehr als 50 Milliardäre. Auf Platz eins schafften es erneut die Autodynastien Porsche und Piëch mit 36,5 Milliarden Euro, geht aus dem Ranking des Wirtschaftsmagazin „trend“ hervor. Red Bull-Erbe Mark Mateschitz liegt mit 35,8 Milliarden Euro auf Rang zwei. Weit abgeschlagen auf dem dritten Platz ist der Immobilien- und Industrie-Investor Georg Stumpf mit 8,6 Milliarden Euro. Signa-Gründer René Benko wurde aus der Reichenliste gestrichen.

Superreiche wurden insgesamt nicht reicher

Insgesamt sind die Superreichen in Österreich nicht reicher geworden. Ihr Vermögen stagnierte im Vorjahr bei 210 Milliarden Euro. Nach Umsatz- und Ergebnisrekorden 2022 haben sich die Geschäftszahlen im Vorjahr verschlechtert. Dadurch gerieten auch die Firmenbewertungen, die oft den Großteil des Vermögens ausmachen, unter Druck, berichtet der „trend“ in seiner aktuellen Ausgabe. Auch der Immobilienmarkt schwächelte.

Benko scheint nicht mehr auf

Nach der Insolvenz der Immobiliengruppe scheint Signa-Gründer René Benko nicht mehr in der „trend“-Reichenliste auf. Im Vorjahr lag er noch mit 4,2 Milliarden Euro auf Platz acht. Er zähle „wahrscheinlich noch immer zu den 100 reichsten Österreichern, mutmaßlich irgendwo jenseits von Platz 70. Doch es lässt sich nicht verifizieren, wie viel in den von ihm und seiner Mutter gegründeten Stiftungen gebunkert ist“, schreibt das Wirtschaftsmagazin.

Auf Rang vier schafften es Helmut Sohnen und seine Familie, die ihr geschätztes Vermögen in Höhe von 6,5 Milliarden Euro einer Reederei sowie der BW Group verdanken, so das Wirtschaftsmagazin. An fünfter Stelle mit sechs Milliarden Euro rangiert Johann Graf, der vor allem mit Novomatic und deren Spielautomaten, Casinos und Wettbüros wirtschaftlich erfolgreich ist. Neu in die Liste der Austro-Milliardäre aufgenommen wurde der deutsch-österreichische Staatsbürger Helmut Rothenberger, der sein Vermögen der gleichnamigen Holding verdankt.

Vermögen in Österreich ungleich verteilt

Das Vermögen ist in Österreich jedenfalls recht ungleich verteilt. Mehr als die Hälfte des Nettovermögens von 1884 Milliarden Euro gehört den wohlhabendsten fünf Prozent. Nimmt man die Vermögen der nächsten fünf Prozent hinzu, entfallen fast zwei Drittel des Nettovermögens auf die vermögendsten zehn Prozent. Die hohe Vermögenskonzentration hänge auch mit der ökonomischen Stabilität zusammen, verwies der „trend“ auf Ergebnisse des Global Wealth Report der Boston Consulting Group (BCG). Außerdem ist es durch politische Maßnahmen wie die Einführung der Privatstiftung gelungen, beispielsweise Vermögen aus Deutschland nach Österreich zu holen. Das hatte durchaus Vorteile für den heimischen Wirtschaftsstandort, führt in der Statistik allerdings zu einem veränderten Bild.

Das gewerkschaftsnahe Momentum Institut sieht in der ungleichen Verteilung des Vermögens ein wesentliches Argument für die Einführung einer Erbschaftssteuer. „Unter den zehn reichsten Menschen in Österreich finden sich laut trend-Reichenliste sechs Erbinnen und Erben“, merkte Momentum in einer Aussendung an. „Ihr Vermögen haben sie durch Glück in der Geburtslotterie. Hohe Erbschaften konzentrieren Vermögen bei den Reichsten im Land“, so Barbara Schuster, Vermögensexpertin am Momentum Institut. „Dadurch geht die Schere zwischen Arm und Reich weiter auf“. Selbst eine Besteuerung der Top-10 würde je nach Steuermodell zwischen 6,8 und 28,4 Milliarden Euro bringen, teilte das Institut weiters mit.

Allerdings werden die von Momentum genannten Zahlen zum möglichen Steueraufkommen mitunter auch mit Skepsis gesehen. So ist ein Gutteil des Vermögens in Unternehmen gebunden und steht nicht frei zur Verfügung. Eine Besteuerung könnte daher im Erbfall dazu führen, dass Unternehmen zerschlagen und verkauft werden müssen oder die Investitionskraft erodiert, weil das Geld, mit dem die Steuer bezahlt werden soll, aus dem Unternehmen gezogen wird. Handelt es sich wiederum um Finanzvermögen, ist dieses in der Regel so mobil, dass es – etwa durch Stiftungskonstruktionen – außer Landes gebracht werden kann. Einer Substanz-Vermögenssteuer stehen die meisten Ökonomen daher sehr skeptisch gegenüber. Und auch eine Erbschaftssteuer müsse „gut gemacht“ sein, so etwa IHS-Chef Holger Bonin. Und dazu gehörten etwa auch Ausnahmen für Unternehmen. (APA/red.)

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