Arbeitnehmerschutz

Hitze: Nur wenige Bauarbeiter bekommen heute hitzefrei

 „Die Bauarbeiter arbeiten meist seit sechs Uhr früh und wenn dann am Nachmittag die 32,5 Grad im Schatten erreicht werden, haben Sie schon meist acht Stunden Schwerarbeit hinter sich. Dann reicht es!“ sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft Bau-Holz (GBH), Josef Muchitsch.
 „Die Bauarbeiter arbeiten meist seit sechs Uhr früh und wenn dann am Nachmittag die 32,5 Grad im Schatten erreicht werden, haben Sie schon meist acht Stunden Schwerarbeit hinter sich. Dann reicht es!“ sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft Bau-Holz (GBH), Josef Muchitsch.imago stock&people
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Große Konzerne geben heute trotz sehr hoher Temperaturen nicht österreichweit hitzefrei, da viele unter Zeitdruck stehen. Die Gewerkschaft sieht generell zu wenig hitzefreie Tage für Bauarbeiter.

Hitzetage wie heute, Freitag, an denen Temperaturen bis zu 36 Grad erwartet werden, belasten vor allem Schwerarbeiter, die im Freien tätig sind. Für die Baubranche gibt es eine Sonderregelung, die den Betrieben erlaubt, ihre Arbeitnehmer ab Temperaturen über 32,5 Grad freizustellen. Nicht alle Arbeitgeber machen davon aber auch Gebrauch, heute bekommen beispielsweise nur wenige hitzefrei, wie ein APA-Rundruf ergab. Oft kommt den Unternehmen der Zeitdruck dazwischen.

Bei der Strabag gibt es heute zum Beispiel keinen österreichweiten hitzefreien Tag für die Arbeiter. „Bei den meisten unserer Baustellen stehen wir unter Zeitdruck, weshalb der Zeitplan sorgfältig geplant werden muss. Um den nötigen Baufortschritt zu erzielen, werden die Arbeitsstunden beispielsweise in den Morgen/Vormittag gelegt“, hieß es in einem Statement an die APA. Porr gibt ebenfalls kein konzernweites hitzefrei, teilte der Baukonzern der APA mit. Die Bauleiter auf den jeweiligen Baustellen könnten aber individuell entscheiden, ob sie heute hitzefrei geben wollen, sollten die Temperaturen wirklich 36 Grad erreichen. Heuer habe es bereits auf mehreren Porr-Baustellen hitzefrei gegeben, so das Unternehmen, ohne konkrete Zahlen zu nennen.

Verzögerungen durch Hitze

Als große Auftraggeberin für die Bauindustrie will auch die staatlichen Autobahnholding Asfinag den Wetterextremen damit Rechnung tragen, dass Auftragnehmern eine gewisse Flexibilität bei der Erfüllung ihrer Verträge eingeräumt wird. „Die Auftragnehmer können dadurch disponieren und ihre Arbeiterinnen und Arbeiter an diesen Hitzetagen vor Ort abziehen“, sagte Asfinag-Vorstandsdirektor Hartwig Hufnagl Mitte Juni bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Gewerkschaft Bau-Holz (GBH). Der Asfinag-Chef bat damals um Verständnis unter Verkehrsteilnehmern, wenn es an Hitzetagen keinen Fortschritt auf den Autobahnbaustellen gibt.

Auf wie vielen Baustellen es dieser Tage „hitzefrei“ gibt, konnte die Asfinag auf APA-Anfrage nicht beziffern und verwies auf die beauftragen Bauunternehmen. Bei der Asfinag sind insgesamt über 1.500 eigene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf den Autobahnen und Schnellstraßen unterwegs.

Um die Arbeit in der Hitze zu erleichtern, würden aber andere Maßnahmen ergriffen, erklärten sowohl Strabag als auch Asfinag. Bei der Strabag werde etwa werde Arbeit im Schatten forciert oder nach drinnen verlegt, falls möglich. Zudem würde UV-Schutzkleidung und Kühltücher und -westen zur Verfügung gestellt. Auch die Asfinag bietet ihren Mitarbeitern UV-Schutzkleidung, Mineralwasser und Sonnencreme an und verlegt bei großer Hitze Arbeiten im Freien - etwa Grünschnitt oder Müll sammeln - auf die Morgen oder Abendstunden. Die Autobahnholding bietet außerdem ein regelmäßiges Hautkrebs-Screening für Mitarbeiter an.

Noch keine offiziellen Daten

Offizielle Daten dazu, wie viele Bauarbeiter in Österreich in den vergangenen Tagen schon hitzefrei hatten, gibt es derzeit jedenfalls noch nicht. Laut Auskunft der Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungskasse (BUAK) kann man das frühestens in ein paar Wochen abschätzen, denn die Betriebe haben noch bis Monatsende Zeit, um zu melden, ob und wie viele hitzefreie Tage es im Vormonat, also im Juni, gab. Im Juni habe es aber sechs Hitzetage in Österreich gegeben.

Die Daten der BUAK aus dem Jahr 2023 zeigen, dass es im vergangenen Jahr von Juni bis August 19 Tage über 32,5 Grad in Österreich gegeben hat, an denen zumindest ein Arbeitnehmer hitzefrei hatte. Gibt ein Betrieb seinen Arbeitern dann hitzefrei, gib es es von der BUAK eine Entgeltfortzahlung von 60 Prozent und eine Refundierung an den Arbeitgeber. Am stärksten Tag des Vorjahres, am 22. August 2023, bekamen 6.125 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei 798 Betrieben hitzefrei. Die BUAK zahlte hierfür knapp 168.000 Euro aus. Insgesamt zahlte die BUAK im Vorjahr rund 866.000 Euro an die Branche aus.

Schwerarbeit unter Hitze

Geht es nach der Gewerkschaft, bekommen Arbeitnehmer am Bau immer noch viel zu wenige hitzefreie Tage. Im Vorjahr habe über den ganzen Sommer verteilt nur jeder vierte Bauarbeiter zumindest einmal hitzefreie Stunden von seinem Arbeitgeber genehmigt bekommen, sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft Bau-Holz (GBH), Josef Muchitsch. Das sei „unmenschlich und nicht in Ordnung“, so Muchitsch in einem Statement an die APA.

„Schwerarbeit unter Hitze macht krank. Arbeit darf nicht krank machen“, so der Gewerkschaftsvorsitzende. „Die Bauarbeiter arbeiten meist seit sechs Uhr früh und wenn dann am Nachmittag die 32,5 Grad im Schatten erreicht werden, haben Sie schon meist acht Stunden Schwerarbeit hinter sich. Dann reicht es!“ (APA)

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