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Was über den Anschlagsplan auf Rheinmetall-Chef Papperger bekannt ist

Der Vorstandsvorsitzende von Rheinmetall, Armin Papperger, soll Ziel eines sinistren Plots gewesen sein, berichtete CNN.
Der Vorstandsvorsitzende von Rheinmetall, Armin Papperger, soll Ziel eines sinistren Plots gewesen sein, berichtete CNN.APA/AFP/Ina Fassbender
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Laut einem CNN-Bericht soll ein Anschlag auf Rheinmetall-Chef Armin Papperger geplant worden sein. Was darüber bekannt ist, warum der 61-Jährige als gefährdet gilt und wie die deutsche Politik darauf reagiert.

Die Aufregung ist groß. „Die USA und Deutschland haben einen russischen Plan vereitelt, den CEO eines Waffenherstellers zu ermorden“, schrieb das US-Medium CNN am Donnerstag. Demnach sei eine Gruppe von Männern beauftragt gewesen, den Vorstandsvorsitzenden des Düsseldorfer Rüstungskonzerns Rheinmetall auszuschalten, der auch in Österreich aktiv ist. Was über den Fall bisher bekannt ist.

Was weiß man über einen Anschlagsplan auf Armin Papperger?

CNN meldete am Donnerstag, es habe einen Plan gegeben, den Vorsitzenden des deutschen Rüstungsunternehmens Rheinmetall, Armin Papperger, zu ermorden. Dabei berufen sich die Journalisten auf fünf nicht namentlich genannte westliche und US-amerikanische Offizielle. Demnach hätten Geheimdienste vor Monaten von dem Plan erfahren und im Mai die deutschen Behörden kontaktiert. Bestätigt wurde der Bericht weder von deutschen noch von US-Behörden. Papperger selbst sagte der „Financial Times“: „Ich denke, CNN schaut nicht nur hoch in den Himmel.“

Der „Spiegel“ meldete am Freitag, deutsche Behörden hätten eine Gruppe von Verdächtigen in der Nähe von Düsseldorf beobachtet, wo Rheinmetall seinen Konzernsitz hat. Außerdem sollen sie zur selben Zeit an anderen Orten aufgetaucht sein, an die Papperger reiste. Die Männer sollen aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion stammen. Festgenommen wurde allerdings niemand, da die Hinweislage dafür laut „Spiegel“ nicht ausreichend gewesen sei. Wo sich die Männer jetzt aufhalten, ist nicht öffentlich bekannt. Der „Spiegel“ berichtet, sie hätten an ihren Anschlagplänen aber nicht festgehalten. Von den deutschen Sicherheitsbehörden will das Magazin erfahren haben, diese hielten es für übertrieben, von einem vereitelten Anschlag zu sprechen, wie das CNN in seiner Berichterstattung tat.

Wer ist Armin Papperger und warum ist er gefährdet?

Der 61-Jährige ist so etwas wie das Gesicht der deutschen Rüstungsindustrie. Er ist seit 2013 der Vorstandsvorsitzende des DAX-Unternehmens Rheinmetall und seit 2014 der Präsident des Bundesverbandes der deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie. Nach dem Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 gab er immer wieder Interviews, während andere deutsche Rüstungskonzerne weiterhin eher zurückhaltend kommunizierten. Dabei drängte er die deutsche Regierung, mehr Waffen an die ukrainische Armee zu liefern, indem er Rheinmetall-Bestände anbot. Papperger reiste auch in die Ukraine, wo ein Werk für den modernen Schützenpanzer Lynx errichten werden soll. Für Aufsehen sorgte ein Sponsorendeal mit dem deutschen Traditionsklub Borussia Dortmund, der in der kommenden Saison für Rheinmetall werben wird. Der fußballerische Erzfeind, Schalke 04 aus dem nahe gelegenen Gelsenkirchen, lief jahrelang mit dem Schriftzug des russischen Staatskonzerns Gazprom auf. Der öffentliche Auftritt von Papperger sorgte in Deutschland bereits für mindestens eine Straftat: Ende April zündeten Unbekannte eine Gartenlaube des Rheinmetall-Chefs in Niedersachsen an. Danach tauchte ein Bekennerschreiben von Linksextremisten auf, ob es authentisch ist, wird noch ermittelt. Darin wird Papperger als „Profiteur der sogenannten Zeitenwende“ genannt.

Wie reagieren die deutsche Politik und die deutschen Behörden?

Die deutsche Bundesregierung wollte den CNN-Bericht am Freitagvormittag nicht kommentieren. Ein Sprecher äußerte sich aber allgemein: „Die Bundesregierung nimmt die Bedrohungen durch das russische Regime sehr ernst. Unsere Sicherheitsbehörden sind sehr wachsam und handeln entsprechend, in enger Zusammenarbeit mit unseren internationalen Partnern.“ Laut Außenministerin Annalena Baerbock bestätigt der CNN-Bericht einen „hybriden Krieg“, den das russische Regime gegen Europa führe. „Und das unterstreicht erneut, dass wir gemeinsam als Europäer uns bestmöglich schützen müssen und nicht naiv sein dürfen“, sagte sie. Die Veröffentlichung des CNN-Berichts erfolgte während eines Nato-Gipfels in Washington, an dem die Stationierung von US-Langstreckenraketen in Deutschland beschlossen wurde. Diese führte wiederum zu scharfen innenpolitischen Reaktionen der deutschen Parteien AfD, Linke und Bündnis Sahra Wagenknecht. Sie verzeichnen derzeit in den ostdeutschen Bundesländern hohe Umfragewerte, im Herbst wird in Sachsen, Brandenburg und Thüringen gewählt. Die deutsche Haltung zum Krieg in der Ukraine ist eines der Wahlkampfthemen.

Die zweite Reihe der Regierungsparteien SPD, Grüne und FDP reagierte scharf auf den CNN-Bericht. „Es zeigt sich einmal mehr, dass Russland seinen Krieg und seinen Terror auch nach Europa trägt“, sagte beispielsweise der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marcus Faber (FDP), dem Boulevardblatt „Bild“. „Das Putin-Regime trachtet nun auch deutschen Staatsbürgern nach dem Leben.“

Michael Roth (SPD), Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses, sagte „Bild“, Russlands Staatschef Wladimir Putin führe „nicht nur einen Vernichtungskrieg gegen die Ukraine, sondern auch gegen ihre Unterstützer und unsere Werte“. Der Grüne Konstantin von Notz sprach sich für eine harte Reaktion aus Deutschland aus, sollten sich die Berichte aus den USA als wahr erweisen. „Die Reaktion auf vergleichbare Vorfälle in der Vergangenheit war oft zu zaghaft und unentschlossen“, sagte er.

Den deutschen Behörden galt Rheinmetall-Chef Papperger schon länger als gefährdete Person. Sein Unternehmen ist einer der größten Einzellieferanten von Munition und Kriegsmaterial an die Ukraine. Der 61-Jährige erhält seit Längerem Personenschutz und beschäftigt eigene Bodyguards, die Düsseldorfer Rheinmetall-Zentrale wird von Polizisten mit Maschinengewehren bewacht. Aufgrund der Informationen über Anschlagspläne wurden die Reiserouten Pappergers mehrfach geändert. Nachdem die verdächtige Männergruppe wieder abgereist sei, habe sich die Sicherheitslage um den Rheinmetall-Chef aber wieder entspannt, berichtete der „Spiegel“.

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