Themenwoche „Erfolgsfaktor Frauen“

Wer auf Frauen setzt, setzt auf Erfolg

Großes Publikumsinteresse beim Impulsvortrag von Nathalie Karré, die den Unternehmerinnen die Augen öffnet, aber auch Mut macht.
Großes Publikumsinteresse beim Impulsvortrag von Nathalie Karré, die den Unternehmerinnen die Augen öffnet, aber auch Mut macht. Roland RUDOLPH
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Bei der Abschlussveranstaltung zur Schwerpunktwoche „Erfolgsfaktor Frauen“ waren sich die Teilnehmerinnen einig: Der Erfolg von Frauen muss unbedingt sichtbarer werden.

Die Schwerpunktwoche „Erfolgsfaktor Frauen“, in der brisante Themen auf dem Programm standen, wurde mit einem Live-Event abgerundet, zu dem zahlreiche Unternehmerinnen im Clubraum der „Presse“ erschienen, um die Gelegenheit zu nutzen, über die neuesten Entwicklungen informiert zu werden und sich zu vernetzen. Potenzialentfaltungsexpertin Nathalie Karré lieferte mit ihrem Impulsvortrag den passenden Gesprächsstoff. Sie ist Unternehmerin, People-&-Culture-Managerin und Female-Empowerment-Aktivistin und überzeugt, dass Frauen erfolgreicher sein könnten, sowohl in ihrem persönlichen Wachstum und in ihrer beruflichen Karriere als auch im Einstehen für sich, im Verhandeln ihrer Freiräume, ihrer Gehälter und ihrer Chancen.

Bessere Unternehmenskultur

„Überall dort, wo Frauen gleichberechtigt mitgestalten, haben wir in Unternehmen, in der Gesellschaft und in der Zusammenarbeit bessere Erfolge“, sagt Karré. Das lässt sich in Zahlen und Fakten messen. „Wenn der Frauenanteil in der Geschäftsleitung steigt, verändern sich die wirtschaftlichen Kennzahlen positiv“, so die Speakerin. „Bei einem Anteil von Plus 30 Prozent Frauen in der Führung, ist im Unternehmen ein Plus bei der Rendite von 15 Prozent zu erwarten.“ Ähnlich bei Start-ups: Sind Frauen (Mit-)Gründerinnen, lukrieren die Unternehmen eine 2,5-fache Rendite. „Das bedeutet, pro investierten Euro sind 65 Cent mehr Rendite zu erwarten.“ Frauen sind auch in den Kapitalmärkten ein Erfolgsfaktor: „In Märkten, in denen es mehr Wertpapierhändlerinnen gibt, werden die Gelder sicherer veranlagt. Es gibt weniger Preisblasen und es ist mit höheren Renditen zu rechnen.“ 

Als Highlight des Events wurde ein Škoda Kodiaq iV für sechs Monate verlost.
Als Highlight des Events wurde ein Škoda Kodiaq iV für sechs Monate verlost.Roland RUDOLPH

Dreieck der Missachtung

Trotzdem gestalten Frauen aktuell gerade einmal in 12 Prozent aller Länder gleichberechtigt in der Gesellschaft mit. Laut Karré sind Frauen im „Dreieck der Missachtung“ gefangen. Ein Teil bildet darin die „Mehrleistung im Privatleben“. Frauen müssen pro Tag durchschnittlich rund 87 Minuten mehr Zeit in private Tätigkeiten investieren. An der anderen Ecke des Dreiecks steht die „Minderbezahlung in der Arbeit“. Der Gender Pay Gap beträgt mehr als 18 Prozent. „In der EU rangiert Österreich an vorletzter Stelle. Nur in Estland gibt es noch einen schlechteren Gender Pay Gap“, sagt Karré. Das resultiert in einer finanziellen Schlechterstellung in der Pension. Hier beträgt der Gender Pension Gap rund 40 Prozent. „Das sind monatlich 877 Euro, die Frauen in der Pension weniger zur Verfügung stehen.“ Bei der aktuellen Entwicklung wäre eine Gleichstellung der Pensionen erst im Jahr 2115 zu erwarten.

Noch ein langer Weg

Karré beobachtet schon lang, es werden deutlich mehr männliche Teilnehmende in Leadership-Development-Programme entsandt. Viele Strukturen hindern Frauen, die Karriereleiter ganz nach oben zu kommen. Zudem halten sich viele Vorurteile hartnäckig, wie etwa, dass Frauen gar nicht den Anspruch haben, an der Spitze zu stehen. „Viele talentierte Frauen trauen sich aber auch zu wenig zu.“ Untersuchungen zeigen, dass sich Männer selbstbewusst um Stellenausschreibungen bewerben, auch wenn sie nur 60 Prozent der Anforderungen erfüllen, hingegen zweifeln Frauen an ihrer eigenen Fähigkeit, selbst wenn sie 100 Prozent erfüllen. Aber die gegenwärtige Situation ist in ihrer Auswirkung nicht nur ein Problem für die einzelne Frau, sondern vor allem ein strukturelles Thema. „Bei dem wir gesamtgesellschaftlich gefordert sind, wenn wir etwas verändern wollen. Don’t fix the woman – fix the system“, sagt Karré. Damit mehr Frauen in Führungsebenen kommen können, müssen aber auch insgesamt mehr Frauen an den Start gebracht werden. „Erfolgreich agierende Unternehmen setzen Maßnahmen dahingehend, dass in Auswahlverfahren spezifisch darauf geachtet wird, dass mehr Frauen rekrutiert werden.“ Zudem müsse man gegen Stereotype vorgehen, wenn Frauen in Unternehmen in männerdominierte Bereiche einsteigen. „Als bei der Postbus AG Buslenkerinnen eingeführt wurden, gab es das Klischee, Frauen würden schlechter Auto fahren oder könnten keine Reifen und Schneeketten montieren. Daraufhin hat Vorständin Silvia Kaupa-Götzl einen Wettbewerb eingeführt, bei dem die Klischees widerlegt wurden.“

Will man eine gleichberechtigte Unternehmenskultur fördern, muss das Thema von oben gelebt werden. „Das Topmanagement muss das Thema Gleichberechtigung in der DNA haben.“ Es gibt allerdings nach wie vor auch zahlreiche Unternehmen, die keinen Kulturwechsel anstreben. Ist man in solchen Fällen als Frau verloren, wenn man nicht aufsteht? Karré macht Mut: „Es ist auch eine Frage von Mindset und Skills: Frauen können individuell viele hilfreiche Strategien, Fähigkeiten und Einstellungen entwickeln, um besser zu verhandeln und schneller voranzukommen.“

Kraft der Mentorinnen

„Frauen, die schon positioniert sind, können anderen Frauen unter die Arme greifen“, sagt Karré, die zwischen männlichen und weiblichen Mentoringprogrammen Unterschiede sieht. Strukturierte männliche Mentoringprogramme zeichnen sich aus, indem es darum geht, Seilschaften zu pflegen, einander zu unterstützen und in gute Positionen zu gelangen. „Weibliches Mentoring basiert statistisch häufiger auf einem emotionalen sicheren Hafen und Wissensvermittlung.“ Der Tipp: Bei einem Mentorinnenprogramm sollte man immer darauf achten, dass es auch darum geht, sich in der Hierarchie zu bewegen.  

Damit es eine kulturelle Veränderung geben kann, braucht es einerseits Regelungen wie die Frauenquote, aber gleichzeitig müssen auch die Akteurinnen ihr Verhalten ändern. Etwa bei den Gehaltsverhandlungen. Rund 53 Prozent der Männer verhandeln beim ersten Job. Bei den Frauen sind es nur sieben Prozent. Bei den Nachverhandlungen geben sich Frauen meist mit dem ersten Neuangebot zufrieden. Männer verhandeln auch dieses weiter. „Frauen müssen einerseits fordernder werden, um den Gender Pay Gap zu beheben“, sagt Karré. „Gleichzeitig sehen wir, übersteigt der Frauenanteil die 60-Prozent-Schwelle, sinkt das Gehaltsniveau für Frauen in dieser Branche. Ein strukturelles Thema, bei dem die einzelne Frau nichts ausrichten kann. Hier braucht es den gesellschaftlichen Diskurs.“

Information

Die Schwerpunktwoche „Erfolgsfaktor Frauen“ fand auf Einladung von „Die Presse“ statt und wurde finanziell unterstützt von Škoda und SAP Österreich.

Alle Keynotes, Expertinnengespräche und Diskussionen zur Themenwoche „Erfolgsfaktor Frauen“ sind nachzusehen unter diepresse.com/erfolgsfaktorfrauen.

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