Themenwoche „Erfolgsfaktor Frauen“

Schluss mit der Zurückhaltung bei Verhandlungen

K. Meier-Martetschläger (Erika Martetschläger GesmbH), B. Sagmeister (aws), E. Komarek (Styria).
K. Meier-Martetschläger (Erika Martetschläger GesmbH), B. Sagmeister (aws), E. Komarek (Styria).Roland RUDOLPH
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Im Sinne der Chancengleichheit müssen Frauen stärker in Finanzierungsentscheidungen eingebunden werden.

Frauen erhalten weniger Kreditmittel und weniger Unternehmens-Startkapital als Män­ner. Und das, obwohl zahlreiche Studien belegen, dass Frauen-geführte Unternehmen in der Regel besser performen als Männer-geführte Unternehmen. Im vergangenen Jahr gingen laut einer Studie von „Female Founders“ lediglich 1,5 Prozent des Kapitals an reine Frauenteams, 6,5 Prozent an gemischte Teams, dafür 92 Prozent an Männerteams.

Warum werden Frauen in Österreichs Wirtschaft noch immer so stark unterschätzt und was bedarf es für mehr Chancengleichheit in der Finanzierung. Antworten auf Fragen wie diese versuchte Eva Komarek, General Editor for Trend Topics der Styria Media Group, einzuholen und führte ein Gespräch mit Karin Meier-Martetschläger, Geschäftsführerin der Pfandleihanstalt Erika Martetschläger GesmbH und stellvertretende Vorsitzende des Investmentkomitees des aws Gründungsfonds II, sowie Bernhard Sagmeister, Geschäftsführer der Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft mbH (aws). 

„Frauen sind viel zu zurückhaltend“, ist einer der Gründe für Meier-Martetschläger, warum Frauen bei Verhandlungen mit der Bank nicht so überzeugend sind. Ein Hinderungsgrund ist unter anderem aber auch die fehlende Finanzbildung. Mangelndes Finanzwissen betrifft zwar sowohl Männer als auch Frauen, doch Männer sind eher in der Lage, ihre Schwächen in den Beratungen zu überspielen. In jedem Fall gilt: „Umso besser man zu Bankverhandlungen geht, desto leichter kommt man an Geldmittel oder zu alternativen Finanzierungen.“ Wie man bei Finanzthemen besser auftritt, könnten Frauen von Role Models lernen, die aus den unterschiedlichsten Bereichen kommen. Durchaus auch aus der Politik. „Wenn sich die Politik Frauenförderung auf die Fahnen schreibt, wird die Gesellschaft ebenfalls dazu tendieren, in diese Richtung zu gehen“, ist Meier-Martetschläger überzeugt.

Für Sagmeister gibt es unterschiedliche Faktoren, warum sich Frauen schwerer tun, zu Finanzierungen zu kommen. Unter anderem, weil es überwiegend Männer sind, die Finanzierungen bereitstellen. „Wir versuchen dem so zu begegnen, dass wir auch bei den Entscheidungen möglichst viele Frauen involvieren“, sagt Sagmeister. „Österreichs Wirtschaft profitiert davon, wenn Finanzierungs- und Förderungsentscheidungen auch mit hoher Partizipation von Frauen getroffen werden.“ 

Männer-Support

Ein weiterer Grund, der Geldgeber zögern lässt: „Frauenberufskarrieren sind häufiger durch familiäre Verpflichtungen unterbrochen. Banken befürchten, dass dadurch eine Rückführbarkeit gefährdet ist“, so Sagmeister. Dabei müssten gerade die zahlreichen Studien, die bestätigen, dass Unternehmen, die von Frauen oder gemischten Teams geführt werden, besser performen, als Überzeugungsargument dienen. Um einen gesellschaftspolitischen Wandel herbeizuführen, wird es notwendig sein, dass die derzeit überwiegend männlichen Entscheider stärker auf die Zahlen und Fakten achten. Meier-Martetschläger spricht vom ‚He for She‘-Prinzip. „Man muss als Entscheidungsträger proaktiv beitragen, um mehr Frauen in Entscheidungspositionen zu bekommen, oder sie ausreichend mit Kapital auszustatten, wenn es um Start-ups geht.“ Finanzentscheider sind also aufgerufen, mehr dazuzulernen. Als Pflichtlektüre für aktuelle Entscheidungsträger empfiehlt Sagmeister das Sachbuch „Invisible Women: Exposing Data Bias in a World designed for Men“ von Caroline Criado-Perez. „Dieses Buch vermittelt, dass man vermehrt in erfolgreiche Unternehmen investiert, wenn Frauen involviert sind. Denn dadurch kommen in der Regel bessere Produkte und Dienstleistungen heraus.“ Bewusstseinsbildung sozusagen! Die Chancengleichheit muss zur Selbstverständlichkeit werden – selbst bei Dingen wie etwa der Besetzung von Podiumsdiskussionen. „Wird keine einzige Expertin eingeladen, sollten auch die geladenen Männer die Teilnahme an einer Podiumsdiskussion verweigern“, rät Meier-Martetschläger.

Überbrückungsfinanzierung

Bei der Finanzierung gibt es unterschiedliche Methoden, um an Geldmittel zu kommen. Auch Pfandleihanstalten rücken dabei bei Frauen immer stärker in den Fokus. Meier-Martetschläger betont, dass eine Finanzierung über eine Pfandleihanstalt immer nur kurzfristig dienen sollte. „Frauen rechnen gewissenhafter, wenn sie eine kurzfristige Überbrückung benötigen. Ich mache die Erfahrung, dass sich Frauen das besser erklären lassen und somit auch ganz genau wissen, worauf sie sich einlassen.“ Männer hingegen sind spontaner und damit auch nicht so aufmerksam.

Meier-Martetschläger legt in ihrem Unternehmen großen Wert auf Beratung. „Das ist meine Visitenkarte, denn ich bin der Meinung, dass man nur zufriedene Kunden haben kann, wenn die Beratung Qualität hat.“

Information

Dieser Inhalt wurde von der „Presse“-Redaktion in Unabhängigkeit gestaltet. Er wurde mit finanzieller Unterstützung der Pfandleihanstalt Erika Martetschläger, Škoda und SAP ermöglicht.

Alle Keynotes, Expertinnengespräche und Diskussionen zur Themenwoche „Erfolgsfaktor Frauen“ sind nachzusehen unter diepresse.com/erfolgsfaktorfrauen.

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