Schaulustig

Stilkolumne: Die „Liebe“ zur Abnehmspritze am eigenen Shirt

„I love Ozempic“ steht auf einem Tanktop von Namilia, vorgeführt bei der Modewoche in Berlin. 
„I love Ozempic“ steht auf einem Tanktop von Namilia, vorgeführt bei der Modewoche in Berlin. Sebastian Reuter/Getty Images
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Slogan-T-Shirts sind zurück. Und mit ihnen gewichtige, kecke und zweifelhafte Botschaften.

In der Mode kehrt man von Rückverweisen auf die Nullerjahre zunehmend ab. Nicht aber, ohne noch einen Nachzügler zu rühmen: das „Slogan Tee“. Am liebsten mag man es frech und rotzig, wie Britneys Spears’ Leiberln in dieser Ära waren. 2002 hat sie wohl eines der berühmtesten Statements per Shirt gesetzt, als sie frisch getrennt von Justin Timberlake durch London flaniert ist, „Dump him“ auf der Brust (zu Deutsch „Servier ihn ab“). Mittels Tanktop hat sie ein andermal kundgetan: „I’m a virgin (but this is an old shirt)“. Ein Verweis auf die mediale Ausschlachtung ihrer Jungfräulichkeit und Sexualität.

Damit hat Spears Humor bewiesen, zugleich ihren Senf zu einer Debatte abgegeben, die sie so nicht führen wollte. Es kann also auch die eigene Ermächtigung bedeuten, ein solches Shirt, freilich je nach Slogan. Derzeit beweihräuchert sich die Trägerin vor allem gern selbst. „Sorry for being so sexy and funny idk (I don’t know, Anm.) what’s wrong with me“ steht auf einem Shirt geschrieben, das im Netz bejubelt wird. Man hat in der Regel eh recht viel an sich auszusetzen, wieso also nicht Gott und der Welt die eigenen Vorzüge gut leserlich darlegen. Popstar Charli XCX hat es noch einmal unverblümter gemacht: Im „I love me“-Leiberl hat sie auf Instagram die eigene Tour zum neuen Album promotet. Da bleibt einem wahrlich nur mehr zu erwidern: „I love you too.“

In den Auslagen auf Wiener Einkaufsmeilen bekommt man solch kurze Lektüren auch geboten („Sorry if I looked interested, I’m not“). Und vorige Woche hat ein Berliner Label den Versuch zum überspitzten modischen Metakommentar gewagt: „I love Ozempic“ steht auf einem Tanktop von Namilia, vorgeführt bei der Modewoche in Berlin. Das mag als Kritik auf die Rückkehr, bzw. Beständigkeit, des ganz dünnen Körperideals gemeint sein (Ozempic ist ein Medikament, das für Diabetiker gedacht war und zum Abnehmen populär geworden ist), ist in Zeiten von grassierenden Körperbildstörungen aber eher eine Reklame – oder ein blöder Witz.

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