Fußball-EM

Rechtes Spruchband auf den Rängen, Kanzler in der Kabine: Die Politik des Spiels

Vor dem Match gegen die Niederlande posierte der Kanzler im Anzug, dafür mit Schal, mit den Österreich-Fans.
Vor dem Match gegen die Niederlande posierte der Kanzler im Anzug, dafür mit Schal, mit den Österreich-Fans.Reinaldo Coddou H. - Uefa
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Diese Fußball-EM hatte es politisch in sich. Auch auf österreichischer Seite. Auf den Rängen tauchte ein rechtes Spruchband auf, in der Kabine der Kanzler. Aber hat Politik überhaupt etwas im Stadion verloren?

Wenn 22 schwitzende Männer für 90 Minuten einen Ball verfolgen, hat das vordergründig mit Politik wenig zu tun. Doch sie tragen auf ihren Trikots ein Staatswappen und werden von 50.000 oder mehr schreienden Menschen beobachtet, die sich meistens fantasievoll in ihren Nationalfarben kleiden. Von Millionen nationalen Besserwissern vor dem Fernsehbildschirm ganz zu schweigen.“

Diese Zeilen stammen von Politikwissenschafter Peter Filzmaier und finden sich in seiner mittlerweile 20 Jahre alten Abhandlung über Sport und dessen politische Instrumentalisierung. An der Beobachtung hat sich in der Zwischenzeit nichts geändert, sie war in den vergangenen EM-Wochen an jedem Spieltag zu machen. Gleiches gilt für eine weitere Feststellung Filzmaiers: „Politiker glauben, mit ihrer Präsenz auf Sportveranstaltungen Wählerstimmen oder wenigstens Sympathien zu gewinnen.“ In den sozialen Medien zeigte sich – zumindest solang man noch im Bewerb war – Österreichs Politik im vollkommenen Fußballfieber. Kanzler, Vizekanzler bzw. Sportminister, Nationalratspräsident, Finanzminister und noch viele mehr, hatten sich in der ein oder anderen Form in Nationalfarben geschmissen und waren nach Deutschland gereist um die Spiele live zu verfolgen. Es gab Fotos aus der Teamkabine, Torjubel inklusive Umarmungen, unzählige Selfies mit den Fans. Sogar die türkis-grüne Regierungskrise schien beim gemeinsamen Stadionbesuch kurz vergessen.

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