Tennis

Wenn ein Finne tatsächlich in Wimbledon gewinnt

Wie feiert ein Finne richtig? Harri Heliövaara zeigt es im elitären All England Club vor.
Wie feiert ein Finne richtig? Harri Heliövaara zeigt es im elitären All England Club vor.Imago
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Tennis. Ein Finne gewinnt das Grand-Slam-Turnier von Wimbledon? Das ist kein Witz, sondern traumhafte Tatsache – und auch kein Einzelfall: Harri Heliövaara triumphiert sensationell mit Henry Patten im Doppel.

London. Finnen sind Langläufer, lieben Eishockey (außer wenn sie bei der WM gegen Österreich verlieren), sie können sehr gut Auto fahren, tanzen, trinken, natürlich: auch genüsslich schweigen. Es ist das Land der 1000 Seen, Milliarden Gelsen, gestürmten Alko-Shops, Aki Kaurismäki macht die besten Filme. Internationale Erfolge im Sport wurden jedoch zur Seltenheit. Skispringer sind nahezu „ausgestorben“, gute Leichtathleten rar, Schwimmer weit zurück; Land und Gesellschaft erleben einen Wandel und der Verlust der Sporttradition droht im Duell mit Computern und Couch-Potatoes oder fehlenden Vorbildern. Und daher kommt der geradezu märchenhafte Triumph von Harri Heliövaara gerade recht. Endlich gibt es einen Siegertyp.

Der 35-Jährige aus Helsinki gewann mit dem Briten Henry Patten völlig überraschend das Doppelturnier beim Tennis-Grand-Slam in Wimbledon. Das Duo setzte sich in London gegen die Australier Max Purcell und Jordan Thompson knapp mit 6:7 (7:9), 7:6 (10:8), 7:6 (11:9) durch. Ein Traum? Eine Sensation in SW19!

500 Plätze im Land

Natürlich schlägt das in Finnland extrem hohe Wellen. Und doch, man muss dem finnischen „Tennis-Wunder“ schon auf die Wurzel fühlen. Für Heliövaara ist es bereits der zweite Grand-Slam-Sieg, 2023 gewann er im Mixed mit der Kasachin Anna Danilina bei den US Open. Den ersten Major-Jubel hörte man im Hohen Norden, als Jarkko Nieminen 1999 den Juniorenbewerb im „Big Apple“ gewann. Dann schlug Henri Kontinen nach Jahren der Leere zu, siegte 2017 in Melbourne (Doppel mit John Peers) und 2017 in Wimbledon (Mixed mit Heather Watson).

Warum Heliövaara alle ausflippen lässt? Er hatte 2013 seine Karriere eigentlich schon beendet und kehrte erst vier Jahre später, als Master of „Industrial Engineering and Management“ zurück auf den Platz. Tennis erlebt in Finnland auch alles, nur keinen Boom.

Laut ITF-Daten gibt es landesweit knapp 500 Plätze und 120.000 Spieler im Land mit 5,5 Millionen Einwohnern. Dennoch, die Erfolgslinie stimmt und zeigt nach oben. zuletzt brillierte Blau-Weiß sogar im Davis Cup. Patrick Kaukovalta, Otto Virtanen und Heliövaara stürmten überraschend ins Halbfinale.

Sieg der Tschechin Krejcikova

Auch Barbora Krejcikova hat sich erstmals zur Wimbledon-Siegerin gekürt. Die 28-jährige Tschechin rang im Endspiel der beiden Turnierüberraschungen die Italienerin Jasmine Paolini nach 1:56 Stunden mit 6:2, 2:6, 6:4 nieder. Damit ist sie Nachfolgerin ihrer Landsfrau Marketa Vondrousova. „Ich habe keine Worte. Es ist einfach unwirklich. Es ist definitiv der beste Tag meiner Tenniskarriere und auch der beste Tag meines Lebens“, sagte die 28-Jährige, die am Montag als Weltranglisten-Zehnte in die Top Ten zurückkehren wird.

Für ihren zweiten Major-Titel nach Paris 2021 erhielt sie einen Siegerscheck über 3,21 Mio. € Preisgeld. (fin).

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