Kritik an Sicherheitskräften

Versuchter Anschlag auf Donald Trump: Wie konnte es so weit kommen?

Donald Trump wurde von einem Schuss gestreift. Er versteckt sich hinter dem Rednerpult, Secret-Service-Agenten werfen sich schützend über ihn. Nach dem mutmaßlichen Attentat häuft sich Kritik an der Polizei.
Donald Trump wurde von einem Schuss gestreift. Er versteckt sich hinter dem Rednerpult, Secret-Service-Agenten werfen sich schützend über ihn. Nach dem mutmaßlichen Attentat häuft sich Kritik an der Polizei.Getty Images / Anna Moneymaker
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Der mutmaßliche Attentäter war offenbar unbemerkt auf das Dach eines Nebengebäudes geklettert und hat von dort aus Schüsse abgegeben. Augenzeugen wollen ihn gesehen und die Polizei gewarnt haben.

Nach den Schüssen auf Ex-US-Präsident Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung hat die Bundespolizei FBI nach Berichten von US-Medien den Attentäter identifiziert. Es handele sich bei dem Schützen um einen 20-Jährigen aus Bethel Park im Bundesstaat Pennsylvania - ein eingetragener Republikaner, der bei der diesjährigen Präsidentenwahl zum ersten Mal abstimmen hätte dürfen. Allerdings soll er laut „New York Times“ 15 Dollar an das „Progressive Turnout Project“ gespendet haben, eine den Demokraten nahestehende Gruppe. Viele Fragen sind offen - auch jene nach seinem Motiv. Und: Wieso war er dem Secret Service nicht rechtzeitig aufgefallen?

Seitens der oppositionellen Republikaner kommt dafür heftige Kritik an den Sicherheitskräften. Der Sprecher des Repräsentantenhauses und Mitglied der Republikaner, Mike Johnson, kündigte in sozialen Medien an, dass die Direktorin des zuständigen Secret Service, Kimberly Cheatle, Vertreter des Heimatschutzministeriums und des FBI raschest zu einer Anhörung aufgefordert werden würden.

Im Zentrum steht die Frage, wie es dem mutmaßlichen Attentäter gelingen konnte, offenbar unbemerkt auf das Dach eines Gebäudes zu gelangen und von dort aus Schüsse abzugeben.

Der Trump-Anhänger und Tesla-Chef Elon Musk forderte den Rücktritt der Leitung des Secret Service. „Wie konnte ein Scharfschütze mit einem Gewehr auf das nächstgelegene Dach (...)klettern?“, fragte der konservative Aktivist Jack Posobiec auf X. Mindestens eine Person, die vom britischen Sender BBC interviewt wurde, sagte, sie habe vergeblich versucht, die Polizei und den Secret Service auf den Heckenschützen aufmerksam zu machen. Ein Vertreter des FBI sagte gegenüber Reportern, es sei überraschend, dass der Verdächtige mehrere Schüsse habe abgeben können. Nach Medienberichten soll sich der Schütze außerhalb des sogenannten Sicherheitsbereichs befunden haben.

Alle Dächer mit Sicht auf Kundgebung überwacht

Der Secret Service ist für den lebenslangen Schutz des Ex-Präsidenten Trump verantwortlich. Bei den meisten Wahlkampfauftritten unterstützt die örtliche Polizei den Secret Service bei der Sicherung des Veranstaltungsortes. Das ist keine leichte Aufgabe. Zu vielen Kundgebungen, die oft über mehrere Stunden unter freiem Himmel stattfinden, kommen Tausende Menschen. Vor Beginn der Veranstaltungen wird die Lokalität nach Bomben durchsucht, auch andere mögliche Gefahren werden überprüft. Trump fährt zu den Kundgebungen immer in einer Wagenkolonne. Es war das erste Mal, dass auf einen US-Präsidenten geschossen wurde, seit Ronald Reagan 1981 bei einem Attentat schwer verletzt wurde.

Der ehemalige Secret-Service-Mitarbeiter Paul Eckloff sagte der Nachrichtenagentur Reuters, dass Secret-Service-Agenten routinemäßig alle Dächer mit Sicht auf die Kundgebung überwachen. „Diese Person hat sich entweder versteckt bis sie zu einer Bedrohung wurde, oder sie war keine Bedrohung, bis sie ihre Waffen zeigte“, sagte Eckloff.

Trump hatte gerade mit seiner Rede begonnen, als die Schüsse fielen. Der 78-jährige griff sich mit der rechten Hand an sein rechtes Ohr, senkte dann die Hand, um es zu betrachten, und ließ sich hinter dem Podium auf die Knie fallen. Secret-Service-Agenten umringten ihn sofort. Etwa eine Minute später tauchte er wieder auf, wobei er seine rote „Make America Great Again“-Kappe abnahm und sagte: „Wartet, wartet.“ Er wandte sich mit Blutspuren im Gesicht an die Menge, hob die Faust und rief: „Kämpfen! Kämpfen! Kämpfen!“ Anschließend brachten ihn die Agenten des Secret Service zu einem schwarzen Geländewagen. (red/ag)

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