Blutiger Wahlkampf

Sprengstoff im Auto: Was über das Attentat auf Donald Trump bekannt ist

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump ging hinter dem Rednerpult in Deckung nachdem bei einer Wahlkampfveranstaltung Schüsse fallen.
Der ehemalige US-Präsident Donald Trump ging hinter dem Rednerpult in Deckung nachdem bei einer Wahlkampfveranstaltung Schüsse fallen.APA / AFP / Rebecca Droke
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Auf einer Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania eröffnet ein Mann das Feuer. Donald Trump wird verletzt, ein Zuschauer und der mutmaßliche Schütze getötet. Das FBI spricht von einem Attentatsversuch. Präsident Joe Biden kündigt Rede an die Nation an.

Kurz vor dem Nominierungsparteitag der Republikaner ist Ex-US-Präsident Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung nur knapp einem versuchten Mordanschlag entgangen. Der voraussichtliche Präsidentschaftskandidat der Republikaner wurde bei der Kundgebung in Pennsylvania am Ohr verletzt. Das FBI identifizierte den mutmaßlichen Täter als den 20-jährigen Thomas Matthew Crooks aus Bethel Park in Pennsylvania. US-Präsident Joe Biden kündigte für Sonntagabend (Ortszeit) eine Rede an die Nation an. Was bisher über die Ereignisse bekannt ist:

Mehrere Schüsse innerhalb einer Minute

Der Vorfall ereignet sich, als Trump bei der Wahlkampfveranstaltung in der Kleinstadt Butler mit seiner Rede beginnt. Bekleidet mit einem dunkelblauen Blazer, einem weißen Hemd und einer leuchtendroten MAGA-Schirmmütze (Abkürzung von Trumps Slogan „Make America Great Again“, Anm.), hebt der Ex-Präsident gerade zu Kritik an illegaler Einwanderung an, als um 18.08 Uhr (Ortszeit, 00.08 Uhr MESZ) plötzlich Schüsse fallen. Trumps Worte „Schauen Sie sich an, was passiert ist“ werden von vier kurz hintereinander abgefeuerten Schüssen unterbrochen.

Trump geht daraufhin zunächst hinter dem Rednerpult in Deckung, während Sicherheitsbeamte zu ihm eilen und ihn abschirmen. Kundgebungsteilnehmer schreien und werfen sich auf die Erde. Trump steht umringt von den Sicherheitsbeamten wieder auf, rund um sein rechtes Ohr ist Blut zu sehen.

Trump fasst sich an sein rechtes Ohr, als wiederholt Rufe wie „Runter!“ ertönen, bevor innerhalb von vier Sekunden ein fünfter und sechster Schuss fallen und zusätzliche Sicherheitsbeamte zur Bühne eilen. Von den Schüssen werden offenbar weitere Trump-Anhänger getroffen. 17 Sekunden nach den ersten Schüssen ist schließlich ein letzter lauter Knall zu hören. Es sind Schreie einer Frau zu hören.

22 Sekunden nach den ersten Schüssen eskortieren drei schwer bewaffnete Sicherheitsbeamte Trump von der Bühne zu seinem Auto. Die Mitarbeiter des Secret Service geben blitzschnell Anweisungen wie „Wir sind bereit“ und „Los geht‘s“, bevor sie den sichtlich mitgenommenen Trump von der Bühne heben.

Etwa eine Minute nach Beginn des Vorfalls ist Trump erneut abgeschirmt von Sicherheitskräften zu sehen, wie er sagt: „Lassen Sie mich meine Schuhe holen.“ Weitere 13 Sekunden vergehen, bis Trump kämpferisch seine Faust in Richtung der Menge reckt, die mit Jubel reagiert. Als der Ex-Präsident mit seiner MAGA-Mütze in der Hand erneut von der Bühne geleitet wird, skandieren die Zuschauer „USA!“.

Erste Reaktion Trumps

In einer ersten Reaktion auf seiner Online-Plattform Truth Social erklärt Trump den Vorfall um 20.42 Uhr (Ortszeit) mit den Worten: „Ich wurde von einer Kugel getroffen, die den oberen Teil meines rechten Ohrs durchbohrte.“ Er habe sofort gewusst, „dass etwas nicht stimmte, denn ich hörte ein zischendes Geräusch, Schüsse und spürte sofort, wie die Kugel die Haut durchschlug“, schildert er den Moment nach den Schüssen.

Das Weiße Haus teilt mit, Präsident Joe Biden habe um 18.50 Uhr ein erstes Briefing über den Vorfall erhalten. In den USA gebe es „keinen Platz für diese Art von Gewalt“, sagt Biden. „Es ist krank“, sagt der Präsident vor Journalisten in Rehoboth Beach in seinem Heimatstaat Delaware. Kurz vor 22.30 Uhr teilt das Weiße Haus mit, Biden habe mit Trump telefoniert und werde früher als geplant nach Washington zurückkehren.

Mutmaßlicher Täter „neutralisiert“

US-Medien berichten, die US-Bundespolizei FBI habe den mutmaßlichen Täter als den 20-jährigen Thomas Matthew Crooks aus Bethel Park in Pennsylvania identifiziert. Crooks wird vom FBI „als die Person bezeichnet, die an dem Attentat auf den ehemaligen Präsidenten Donald Trump beteiligt war“.

Der Secret Service teilt mit, der Angreifer habe „mehrere Schüsse von einer erhöhten Position“ außerhalb des Versammlungsortes abgefeuert. Der Schütze sei daraufhin „neutralisiert“ worden.

Mehrere Augenzeugen geben an, sie hätten den Schützen vor dem Attentat gesehen und die Behörden alarmiert. Der Trump-Anhänger Ryan Knight sagt, er habe den Angreifer auf einem Gebäude außerhalb des Veranstaltungsgeländes gesehen. Die örtliche Polizei teilt mit, sie habe „auf eine Reihe von Berichten über verdächtige Aktivitäten reagiert“, nennt aber zunächst keine weiteren Einzelheiten.

Tatwaffe AR-15 und Sprengstoff im Auto

Laut US-Medien war der Angreifer mit einem halbautomatischen Gewehr vom Typ AR-15 bewaffnet. Dieses gilt als mutmaßliche Tatwaffe, berichteten unter anderem die „New York Times“ und die „Washington Post“. Die Waffe sei vom Vater des mutmaßlichen Täters erworben worden, berichten das „Wall Street Journal“ und ABC News. Das Gewehr ist äußerlich fast identisch mit dem Sturmgewehr M16, das der Hersteller Colt an das Militär verkauft. Das AR-15 ist die zivile Ausführung. Anders als bei der militärischen Version ist mit dieser Waffe technisch gesehen kein Dauerfeuer möglich. Geübte Schützen können dennoch sehr viele Schüsse in sehr kurzer Zeit abgeben.

Das Gewehr wurde in den vergangenen Jahren in den USA immer wieder von Schützen benutzt, die mehrere Menschen töteten, bei sogenannten „mass shootings“. Das Gewehr ist in der immer wieder aufflammenden Diskussion über eine Verschärfung des Waffenrechts in den USA daher auch besonders umstritten.

Crooks soll zudem nach Informationen des „Wall Street Journal“ Sprengstoff in seinem Auto gehabt haben. Demnach sei der Wagen in der Nähe des Tatorts sichergestellt worden, berichtet die Zeitung unter Berufung auf nicht näher identifizierte Quellen. Ein FBI-Vertreter sagte am Sonntagnachmittag, dass die Tat als mutmaßlicher Terroranschlag eingestuft werde. Man habe aber bisher keine Hinweise auf eine Ideologie oder psychische Erkrankung des mutmaßlichen Attentäters. Dieser habe alleine gehandelt. Das im Auto des mutmaßlichen Täters sichergestelltes verdächtiges Gerät werde in einem Labor weiter untersucht.

Täter spendete an demokratische Organisation

Bethel Park liegt rund 70 Kilometer südlich von Butler, wo die Wahlkampfveranstaltung stattfand. Wie aus Unterlagen der Wahlkommission hervorgeht, spendete Crooks im Alter von 17 Jahren 15 Dollar an die politische Gruppierung ActBlue. Die Organisation sammelt Geld für linksgerichtete Politiker und Vertreter der Demokratischen Partei von Präsident Joe Biden. Die Spende war für das „Progressive Turnout Project“ bestimmt, mit der zur Wahl demokratischer Politiker mobilisiert werden sollte. Die Gruppen antworteten zunächst nicht auf Reuters-Anfragen. Crooks hätte am 5. November erstmals bei einer Präsidentenwahl seine Stimme abgeben können.

Crooks machte 2022 seinen Abschluss an der Bethel Park High School, wie die Zeitung „Pittsburgh Tribune-Review“ berichtete. Demnach erhielt er auch einen mit 500 Dollar dotierten Preis für mathematisch-technische Leistungen von der National Math and Science Initiative. Der Vater des mutmaßlichen Attentäters, Matthew Crooks, sagte im Sender CNN, er versuche herauszufinden, was passiert sei. Er wolle erst über seinen Sohn reden, nachdem er mit Ermittlern gesprochen habe. Reuters konnte zunächst keine Konten in Sozialen Medien oder Online-Postings von Crooks identifizieren. Meta, die Muttergesellschaft von Facebook und Instagram, antwortete vorerst nicht auf Fragen, ob von Crooks veröffentlichte Botschaften oder Stellungnahmen wegen deren Inhalten gelöscht worden seien.

Im Heimatort von Crooks liefen die Ermittlungen wenige Stunden nach den Schüssen auf Hochtouren. Dutzende von Polizeifahrzeugen seien vor dem Haus, das im Wählerverzeichnis als Crooks Wohnort angegeben ist, berichtete das Blatt „USA Today“. Auch Spezialisten zur Entschärfung von Sprengsätzen seien im Einsatz. Die Umgebung des Wohnsitzes sei mit einem gelbem Polizeiband abgesperrt worden. Die Flugaufsicht FAA sperrte den Luftraum über Bethel Park aus „besonderen Sicherheitsgründen“.

Die Opfer

Außer dem mutmaßlichen Schützen starb nach Behördenangaben auch ein Zuschauer, zwei weitere wurden schwer verletzt.

Zwei Augenzeugen berichten US-Medien, sie hätten einen Mann mit einem tödlichen Kopfschuss gesehen. „Der Mann neben mir bekam einen Schuss in den Kopf und war auf der Stelle tot. Eine andere Frau sah aus, als sei sie am Unterarm oder an der Hand getroffen worden“, sagt ein Besucher dem Sender NBC News.

Ein zweiter Augenzeuge, der nach eigenen Angaben Notarzt ist, eilte einem weiteren Verletzten zu Hilfe. Er habe einem Mann geholfen, der zwischen den Bänken eingeklemmt gewesen sei und einen Kopfschuss erlitten habe.

Bei dem Mann soll es sich laut „New York Times“ um den 50-jährigen freiwilligen Feuerwehrmann und Vater zweier Töchter, Corey Comperatore, handeln. Das bestätigt auch ein Facebook-Posting Comperatores Schwester und der Gouverneur von Pennsylvania, Josh Shapiro. Als die Schüsse fielen soll er seine Familie abgeschirmt haben, um sie zu schützen. (APA/AFP/Reuters)

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