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Was der Google-Mutter Alphabet der größte Zukauf bringen könnte

Wiz ist eines der wenigen Start-ups, die nicht dem Hype-Umfeld rund um Künstliche Intelligenz entstammen und dennoch ihre Marktbewertung gesteigert haben.
Wiz ist eines der wenigen Start-ups, die nicht dem Hype-Umfeld rund um Künstliche Intelligenz entstammen und dennoch ihre Marktbewertung gesteigert haben.IMAGO/Vuk Valcic
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Die Google­-Mutter könnte einen Spezialisten für Cybersicherheit übernehmen. Es geht um 23 Mrd. Dollar und darum, nicht den Anschluss zu verlieren.

Es wäre zwar nicht die größte Übernahme der Wirtschaftsgeschichte, aber immerhin die größte für den US-Technologiekonzern Alphabet. Die Mutter von Google plant dem „Wall Street Journal“ zufolge den Kauf der amerikanisch-israelischen Cybersecurity Firma Wiz für rund 23 Mrd. Dollar. Doch noch ist nichts in trockenen Tüchern.

Ein Kauf dieser Größenordnung ist für Google prinzipiell leicht zu stemmen. Das Unternehmen hatte zum Ende des ersten Quartals rund 165,5 Mrd. Dollar an Vermögenswerten in seiner Bilanz stehen, die reinen Cashbestände wurden mit rund 24,5 Mrd. Dollar beziffert.

Doch sind Akquisitionen in dieser Größenordnung zu einer Rarität in der Techbranche geworden. Alphabet – das einen Börsenwert von 2,3 Billionen Dollar besitzt – sieht sich, wie auch andere Techfirmen in den USA, einer verschärften regulatorischen Kontrolle unter der Regierung von Präsident Joe Biden ausgesetzt. Den Aufsehern missfällt, dass die Unternehmen durch Übernahmen immer größer werden. Zudem sieht sich Google mit mehreren kartellrechtlichen Anfechtungen konfrontiert, darunter einer Klage des US-Justizministeriums, in der das Unternehmen beschuldigt wird, seine marktbeherrschende Stellung bei der Online-Suche zu missbrauchen. Eine andere Klage betrifft die digitalen Werbetools des Konzerns.

Erst kürzlich hatte Google eine andere Übernahme auf Eis gelegt. Dabei ging es um die Marketing-Softwarefirma HubSpot, deren Wert im Frühjahr mit 30 Mrd. Dollar beziffert wurde. Auch hier hätten die Kartellbehörden wohl genauer hingesehen.

Aufholbedarf bei Cloud-Sparte von Google

Für Google würde der Kauf von Wiz jedenfalls Sinn machen. Das Unternehmen liegt im Bereich Cloud-Computing mit seinem Dienst Google Cloud Plattform recht deutlich hinter den Marktführern Amazon (Amazon Web Services) und Microsoft (Azure) zurück. Zuletzt schrieb Google mit seinem Cloud-Geschäft einen Gewinn von 900 Mio. Dollar, nachdem es im ersten Quartal des Vorjahres nur 191 Mio. Dollar gewesen waren. Die Cloud-Sparte war für den Konzern jahrelang ein Verlustgeschäft. Zuletzt hatte Alphabet seine Investitionen in das Segment jedoch erhöht.

Das Start-up Wiz wiederum beschäftigte zuletzt 900 Mitarbeiter bei einem Umsatz von 350 Millionen Dollar im Jahr 2023. Das Unternehmen gilt als eines der am schnellsten wachsenden Software-Start-ups weltweit. Es bietet Cloud-basierte Cybersicherheitslösungen an, mit denen auf Grundlage künstlicher Intelligenz Bedrohungen in Echtzeit begegnet werden kann. Unter den Partnern des Unternehmens sind auch Microsoft und Amazon. Laut Firmenangaben zählt man 40 Prozent der Fortune 100-Firmen zu den Kunden.

Zu den Investoren von Wiz gehören unter anderem die Investmentgesellschaften Blackstone, Greenoaks oder Salesforce Ventures. Erst im Mai hatte das Start-up bei einer Finanzierungsrunde eine Mrd. Dollar eingesammelt, dabei war das Unternehmen mit zwölf Mrd. bewertet worden. In einem Ranking von Forbes wurde Wiz als Nummer eins unter den Cloud-Sicherheitsfirmen gelistet. Auch ein möglicher Börsengang kam unlängst zur Sprache. Doch Mitgründer und Chef Assaf Rappaport sagte dem „WSJ“ damals, dass man es nicht eilig habe.

Glückliche Firmengründungen

Die Wiz-Gründer (es sind vier an der Zahl) dürften dem Anschein nach bisher jedenfalls ein glückliches Händchen bei Firmengründungen bewiesen haben. Ihr erstes Start-up namens Adallom, ebenfalls aus dem Bereich Cloud-Sicherheit, haben sie 2015 für über 300 Mio. Dollar an Microsoft verkauft, 2020 starteten sie dann Wiz. Das Unternehmen hat seinen Firmensitz in New York, aber auch Büros in Israel. Mitgründer Rappaport hat in Israel Informatik studiert, sein Linkedin-Profil weist ihn zudem als Teilnehmer des Talpiot-Programms aus, das als Elite-Ausbildungsprogramm für Rekruten der israelischen Verteidigungskräfte gilt, die herausragende akademische Fähigkeiten bewiesen haben.

Google wurde 1998 gegründet und hat bisher zahlreiche Übernahmen getätigt. Die wohl bekanntesten waren die des Betriebssystems Android (2005) und der Videoplattform YouTube (2006). (nst/ag.)

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