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Wie Börsen und Dollar auf das Trump-Attentat reagieren – und vor allem eine spezielle chinesische Firma

Fearless Girl Statue vor der Börse in New York.
Fearless Girl Statue vor der Börse in New York.IMAGO/John Angelillo
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Einen Tag nach dem Attentat auf den US-Präsidentschaftskandidaten versuchen Anleger die Folgen einzuschätzen. Bei manchen Börsen und Währungen gibt es deutliche Bewegung. Besonders auffällig ist sie bei einem chinesischen Unternehmen, dessen Aktie aufgrund des kuriosen Firmennamens in die Höhe schoss. Und natürlich bei einem US-Medienunternehmen.

Die Investoren versuchen, die möglichen Auswirkungen des Attentatsversuchs auf US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump zu bewerten. In einer ersten Reaktion legte der US-Dollar zu und die US-Staatsanleihen fielen. Anleger erhöhten nämlich ihre Wetten darauf, dass Donald Trump die US-Präsidentschaftswahlen nach einem Attentat gewinnen würde.

Wetten auf Rückkehr der Republikaner ins Weiße Haus

Die US-Währung legte zu, der mexikanische Peso rutschte ab und Bitcoin erreichte den höchsten Stand seit fast zwei Wochen. Die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen kletterte um sechs Basispunkte auf 4,24 %, während sich der Abstand zu zweijährigen Anleihen auf den höchsten Stand seit Jänner vergrößerte.

Die Bewegungen spiegeln die Wetten auf die Aussicht wider, dass die Rückkehr der Republikaner ins Weiße Haus eine lockerere Finanzpolitik und höhere Zölle nach sich ziehen wird, was nach allgemeiner Auffassung dem Dollar zugute kommen und die Staatsanleihen schwächen dürfte. Und dass Bitcoin am Montag die Marke von 62.000 Dollar überschritt, wird auf die kryptofreundliche Haltung des ehemaligen Präsidenten Trump zurückgeführt.

Am wenigsten verwunderte gestern, dass die Aktien der Trump Media & Technology Group, des Medienunternehmens von Donald Trump, hochschossen – und zwar im vorbörslichen Handel um satte 67 Prozent auf rund 50 Dollar. Damit waren sie auf dem besten Weg, einen Einbruch von 37 Prozent seit Ende Mai auszugleichen. Die Aktien waren seit ihrem Debüt im März sehr volatil, da die Händler auf die sich verändernden Chancen von Trump und Präsident Joe Biden im Rennen um die Präsidentschaft reagierten. Trump Media besitzt eine Mehrheitsbeteiligung am Betreiber der Social-Media-Plattform Truth Social, die nach Trumps Verbot der wichtigsten Websites nach den Unruhen im Kapitol 2021 gestartet wurde. Die übrigen Anteile werden überwiegend von Kleinanlegern gehalten.

„Wenn Trump als noch offensichtlicherer Gewinner hervorgeht, dann sollten wir den Bärenanstieg sehen, den wir nach der Debatte gesehen haben“, sagte Michael Purves von Tallbacken Capital, zur Nachrichtenagentur Bloomberg. „Was die Aktien angeht, glaube ich nicht, dass dies die allgemeine Tendenz ändert, obwohl einige Aktien von niedrigeren Unternehmenssteuern und geringerer Regulierung profitieren werden.“

China-Aktie schießt in die Höhe

„Die politischen Einflüsse überschatten das Momentum, das die Märkte in der vergangenen Woche dank schwächerer Inflationsdaten aufgebaut haben“, kommentierte Jochen Stanzl, Chefanalyst beim Broker CMC Markets. Die Umfragen favorisierten nach dem Vorfall zwar einen Wahlsieg von Trump, „aber vier Monate vor der Wahl ist immer noch genug Raum für Überraschungen“.

Die Aktien südkoreanischer Verteidigungs- und Atomenergieunternehmen stiegen, während ein chinesisches Unternehmen, dessen Name in der Landessprache wie „Trump Wins Big“ klingt, in die Höhe schoss, was die Auswirkungen der politischen Entwicklungen in den USA auf die ganze Welt widerspiegelt.

Die Reaktionen vom Montag folgen auf eine Woche, die von vielen als Wendepunkt im Kampf der US-Notenbank gegen die Inflation angesehen wurde, da Wirtschaftsberichte die Wetten auf zwei Zinssenkungen im Jahr 2024 gestärkt haben. Sowohl der Vorsitzende Jerome Powell als auch die Präsidentin der Fed von San Francisco, Mary Daly, werden am Montag Abend Europäischer Zeit sprechen.

Europas Markt

Was Aktien in Europa betrifft, so fiel der europäische Stoxx-600-Index, da die schwachen Zahlen zum chinesischen Wirtschaftswachstum die Bergbauwerte nach unten zogen. Luxusaktien waren der größte Belastungsfaktor, wobei Burberry Group um acht Prozent einbrach, nachdem das Unternehmen seine Dividende ausgesetzt hatte. Swatch Group AG sank nach einem enttäuschenden Bericht. Im Fokus bei den Einzelwerten stand die Aktie von BayWa mit einem Kurseinbruch von fast 35 Prozent. Der größte Agrarhandelskonzern hat nach eigenen Angaben ein Gutachten in Auftrag gegeben, in dem bestätigt werden soll, ob es sanierungsfähig ist. Aus den Depots flogen auch die Titel von Fresenius Medical Care, die um gut ein Prozent nachgaben. Der deutsche Dialysespezialist und sein US-Rivale DaVita stehen einem Medienbericht zufolge unter Verdacht der US-Kartellbehörde, kleinere Konkurrenten unrechtmäßig behindert zu haben.

Asiatischer Markt

In Asien gaben am Montag die Aktien nach, wobei chinesische Aktien in Hongkong ihre Verluste ausweiteten, nachdem Daten eine nachlassende Dynamik in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt zeigten. Der Rückgang der chinesischen Aktien in Hongkong spiegelt teilweise auch „ein Element der Vorwegnahme der erhöhten Wahrscheinlichkeit von 60 Prozent Zöllen auf chinesische Exporte“ nach einem möglichen Sieg Trumps wider, schrieb Chris Weston, Leiter der Forschungsabteilung bei Pepperstone, in einem Kommentar. Die Händler konzentrieren sich auch auf das dritte Plenum, ein Treffen der obersten Führung Chinas, das am Montag beginnt, um politische Unterstützung zu erhalten, nachdem die Wirtschaft mit dem schlechtesten Tempo seit fünf Quartalen gewachsen ist. Metalle, einschließlich Eisenerz und Kupfer, stiegen aufgrund der schwachen Wirtschaftsdaten, die durch die Erwartung gestützt wurden, dass das Land Konjunkturmaßnahmen ankündigen wird. „Ich denke, die schwachen Daten sind eine gute Vorbereitung für das dritte Plenum, das sich mit konstruktiveren Maßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft befassen wird“, sagte Vey-Sern Ling, Geschäftsführerin der Union Bancaire Privee. (Bloomberg/Reuters/est)

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