Streaming und Kino

Wie Filme Attentate auf US-Präsidenten inszenieren

Filmische Anschläge gibt‘s in vielerlei Manier. „White House Down“ ist patriotisches Katastrophenkino.
Filmische Anschläge gibt‘s in vielerlei Manier. „White House Down“ ist patriotisches Katastrophenkino.
  • Drucken

Das Motiv des „assassination attempts“ ist in die Popkultur der Vereinigten Staaten eingeschrieben. Eine kleine Auswahl von Filmen – und wo sie zu sehen sind.

Der Präsident hält eine Rede. Plötzlich steht jemand im Publikum auf. Er stürzt auf einen der Leibwächter des US-Staatsoberhauptes zu, entreißt ihm seine Dienstwaffe, schleudert ihn zu Boden. Und eröffnet das Feuer auf den Commander in Chief.

Realität? Fiktion. Die Szene stammt aus einem Filmtrailer, der am Freitag veröffentlicht wurde, zwei Tage vor dem Anschlag auf den US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump. Der Trailer bewirbt den für kommendes Jahr avisierten Superheldenblockbuster „Captain America: Brave New World“. Harrison Ford spielt darin den Präsidenten in Bedrängnis – wie schon in „Air Force One“ (1997).

Hat das Kino hier wieder prophetische Fähigkeiten bewiesen? Nein: Aber der unheimliche Zufall zeugt davon, wie stark das Motiv des „assassination attempts“ in die Popkultur der Vereinigten Staaten eingeschrieben ist. In US-Filmen gab es schon viel öfter Attentate auf US-Präsidenten als in Wirklichkeit. Und nicht immer kamen diese darin mit einem blutigen Ohr davon.

Dead Zone (1983), Amazon, Kauf)

In dieser Stephen-King-Adaption von Horrorspezialist David Cronenberg entwickelt ein Lehrer (Christopher Walken) hellseherische Fähigkeiten und ahnt voraus, dass ein rechtspopulistischer Politiker als US-Präsident den Dritten Weltkrieg vom Zaun brechen wird. Um dies zu verhindern, versucht er, ihn zu erschießen. Der Schuss geht daneben, aber der Demagoge verwendet reflexartig ein Kind als einen menschlichen Schutzschild – was seine Karriere zerstört. Zu streamen u. a. auf Amazon (Kauf)

In the Line of Fire (1993, Sky)

Es ist die größte Ehre, die einem Secret-Service-Mann zuteilwerden kann: „To take a bullet for the president“, eine Kugel für den Präsidenten abfangen. Eben das tut Clint Eastwood – in effektvoller Zeitlupe – in diesem Thriller von Wolfgang Petersen („Das Boot“). Den Schuss feuert John Malkovich ab, in der Rolle eines übergeschnappten Ex-CIA-Agenten. Zu streamen u.a. auf Sky

The Purge: Election Year (2016)

In den politisierten „Purge“-Filmen sind in den USA an einer Nacht im Jahr alle Verbrechen erlaubt. Im dritten Teil will eine progressive Präsidentschaftsanwärterin dem sanktionierten Morden Einhalt gebieten. Um das zu verhindern, heben ihre politischen Widersacher die „Purge“-Immunität für Regierungsbeamte auf – in der Hoffnung, dass sich die Tötung der Reformerin dann quasi von selbst erledigt. Zu streamen u.a. auf Amazon.

Der Manchurian Kandidat (2004)

„Botschafter der Angst“ (1962) von John Frankenheimer gilt als Prototyp vieler moderner Verschwörungsthriller. Er handelt von einem US-Kriegsveteranen, der einer Gehirnwäsche unterzogen wurde und ohne sein Wissen per Suggestion „aktiviert“ werden kann, um den Präsidenten zu töten. Jonathan Demmes Remake macht aus den kommunistischen Drahtziehern des Originals einen internationalen Konzern. Zu streamen u.a. auf Paramount.

8 Blickwinkel (2008)

Bei einer Rede im spanischen Salamanca wird der US-Präsident angeschossen, zugleich gehen in der Umgebung Bomben hoch. Der Thriller von Pete Travis zieht seinen Reiz aus der schrittweisen Rekonstruktion der Geschehnisse. Wie der Titel verspricht, wird dabei oft die Perspektive gewechselt und so Stück für Stück das Puzzle der (allzu verworrenen) Handlung gelöst. Zu streamen u.a. auf Amazon (Kauf).

Shooter (2007)

Ein Profi-Scharfschütze (Mark Wahlberg) soll den US-Präsidenten vor einem Anschlag beschützen, den Geheimdienste auf dem Schirm haben. Doch dieser Anschlag ist eine Falle, stattdessen wird der Schütze selbst von konspirativen Kräften für den Tod eines diplomatischen Gastes verantwortlich gemacht – und muss die Verschwörung aufdecken, um seine Haut zu retten. Zu streamen u.a. auf Netflix.

The Return of the First Avenger (2014)

Die „Captain America“-Filme des „Marvel Cinematic Universe“ bedienen sich bei ihrer Plot-Konstruktion immer wieder bei US-Verschwörungsthrillern aus den 1970er-Jahren. In der alternativen US-Geschichte der beliebten Comicverfilmungen soll etwa der von bösen Mächten instrumentalisierte Antiheld Bucky Barnes für den Tod John F. Kennedys verantwortlich sein – zumindest schließt das die Fan-Mythologie aus Andeutungen in „The Return of the First Avenger“. Zu streamen u.a. auf Disney+.

Salt (2010, Netflix, Sky)

Phillip Noyces Actionthriller (mit Angelina Jolie als Superspionin) handelt von russischen Schläferagenten, die es nicht nur auf den amerikanischen, sondern auch auf den russischen Präsidenten abgesehen haben – und auch vor Selbstmordattentaten nicht zurückschrecken. Zu streamen u.a. auf Netflix, Sky.

White House Down (2013) und Olympus Has Fallen (2013), (Beide Netflix)

Gleich zwei brachiale Actionknaller imaginierten im Jahr 2013 spektakuläre Angriffe (hier durch Paramilitärs, da durch Nordkorea) auf das Weiße Haus, in beiden Fällen wurde der in Lebensgefahr geratene Präsident (hier Jamie Foxx, da Aaron Eckhart) dabei von einem standhaften Fußsoldaten (hier Channing Tatum, da Gerard Butler) vor dem Schlimmsten bewahrt. Zu streamen auf Netflix.

Civil War (Im Kino)

Ein Film, in dem der (Trump unaufdringlich nachempfundene) US-Präsident (Nick Offerman) erschossen wird, lief kürzlich weltweit in den Kinos – und wird hin und wieder noch an Einzelterminen in solchen gezeigt. Wobei man hier nicht wirklich von einem „Anschlag“ im klassischen Sinne sprechen kann, geht es doch um einen Sturm auf das Oval Office durch Soldaten einer Bürgerkriegsfraktion (wobei der Film impliziert, dass der Präsident Mitschuld am Bürgerkrieg hat).

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.