US-Wahlen

Trumps Inszenierungs-Instinkt: Ein Bild, das so nicht entstehen hätte dürfen

Donald Trump erkennt eine Chance auf Selbstinszenierung - selbst unter anscheinender Lebensgefahr.
Donald Trump erkennt eine Chance auf Selbstinszenierung - selbst unter anscheinender Lebensgefahr.BRENDAN SMIALOWSKI
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Es gibt unzählige Bilder vom Attentatsversuch auf Ex-Präsident Donald Trump. Etwa jenes, wie Trump seinen blutigen Kopf aus dem Rudel seiner Secret-Service-Beschützer herausstreckt und „Fight“ in die Menge ruft. Eine Situation, die dem Sicherheitsdienst Kritik einbringt. Ein Motiv, das sich gut verkauft.

Der auf Video aufgezeichnete Vorfall ereignete sich am Samstagabend (Ortszeit) in Butler in Pennsylvania vor einem großen Publikum unter freiem Himmel. Ex-US-Präsident - und erneuter Kandidat für die Präsidentschaft - Donald Trump hatte gerade erst mit seiner Rede begonnen, als plötzlich mehrere Schüsse zu hören waren. Der 78-Jährige zuckte zusammen, griff sich ans rechte Ohr und ging dann hinter dem Rednerpult in Deckung. Sofort umringten ihn Personenschützer.

Trumps politische Instinkte lassen ihn trotz offensichtlicher Lebensgefahr aber nicht im Stich. „Wait, wait, wait“, hört man ihn zu den ihn abschirmenden Secret-Service-Leuten sagen, die ihn gerade zum eilig bereitgestellten Fahrzeug bringen sollten. Trump, dessen Gesicht blutverschmiert war, zwängte seine rechte Faust durch ein Gewirr von Agentenarmen. Er hob sie hoch in die Luft „Kämpft“, rief er der Menge und den Kameras zu, während er seinen Arm dreimal kräftig bewegte, als Zeichen des unbestreitbaren Trotzes und, dass es ihm gut gehe. Danach waren Jubel und „USA“-Rufe zu hören. „We gotta move“ („Wir müssen hier weg“) ist daraufhin zwei Mal von einem Agenten zu hören.

Überblick im Chaos

Trump war sich offenbar bewusst, welche Botschaft die Bilder des soeben auf ihn verübten Attentats vermitteln. Trump hält in all dem Chaos inne, bringt seine Botschaft an und lässt dadurch Bilder und Videos entstehen, die sich unauslöschlich in die Erinnerung der USA einbrennen werden.

Das Secrete Service, das für die Sicherheit von Ex-Präsidenten zuständig ist, muss sich unterdessen herber Kritik stellen. Vor allem die Frage, warum der Schütze unbehelligt auf das Dach eines nahen Gebäudes klettern konnte, sein Gewehr aufbauen und abdrücken konnte - trotz Warnungen von Augenzeugen. Aber auch: Wie konnten die Personenschützer zulassen, dass Trump sich aus ihrer Gruppe löste und seinen Kopf noch einmal in die Höhe recken konnte. Hätte es etwa einen weiteren Schützen gegeben oder hätte der erste Schütze überlebt, hätte es eine weitere Gelegenheit gegeben, auf Trump zu zielen.

T-Shirts als Kassenschlager

Das Bild des blutigen Trump ist bereits zu einer Art Ikone des Trump-Wahlkampfs geworden. Der Online-Verkauf von T-Shirts mit Bildern des angeschossenen Ex-US-Präsidenten binnen kürzester Zeit zum Verkaufsschlager geworden. Auf den T-Shirts für Preise zwischen neun und 40 Dollar (8,26 bis 36,73 Euro) ist Trump mit Blut im Gesicht zu sehen, wie er kämpferisch seine Faust in die Höhe reckt. Aufgedruckt sind Slogans wie „Kugelsicher“, „Legenden sterben nie“ und „Schießen macht mich stärker“.

Die 25-jährige Li Jinwei, die Produkte auf der chinesischen Plattform Taobao von Alibaba verkauft, ließ umgehend T-Shirts entwerfen, als sie von dem Attentat hörte. „Innerhalb von drei Stunden hatten wir mehr als 2.000 Bestellungen aus China und den USA“, sagte die Geschäftsfrau zu Medien in Hongkong.

Auch Trumps „Mugshot" wurde zum beliebten Motiv

Der 28-jährige Zhong Jiachi, der auf der chinesischen TikTok-ähnlichen Plattform Douyin mit Kleidung handelt, wurde vom Erfolg seiner T-Shirt-Verkäufe überrascht. „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Trump so viele Fans hat“, sagte er. Er habe binnen 24 Stunden 40 T-Shirts mit dem Bild des angeschossenen Republikaners verkauft.

Wie die beiden Geschäftsleute sind viele Firmen und kleinere Händler auf den Zug aufgesprungen, nachdem sich Trumps Anhänger und Wahlkampfmanager bereits kurz nach dem Attentatsversuch die Macht der Bilder zu eigen gemacht hatten.

Bereits zuvor gab es zahlreiche Werbe-Artikel mit dem 78-jährigen Trump. 2023 waren schon T-Shirts, Schnapsgläser und Kaffeebecher mit seinem historischen Polizeifoto im Zusammenhang mit der Anklage im US-Staat Georgia wegen versuchten Wahlbetrugs zum Verkaufsschlager geworden. (APA/Reuters)

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