LGBTIQ+

Euro Games in Wien: Das nächste große Sportevent

Gerhard Marchl organisiert die Euro Games Vienna.
Gerhard Marchl organisiert die Euro Games Vienna.Clemens Fabry
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Von Fußball bis zu Minigolf: Wien wird ab Mittwoch zum Austragungsort der größten LGBTIQ+Sportveranstaltung Europas. Organisator Gerhard Marchl erklärt, was dahinter steckt.

Als der Grazer Gerhard Marchl Anfang der 2000er nach Wien kam, in eine Stadt, die er heute als weltoffen lobt, wollte er Volleyball spielen. In einem Verein, wo er sich sicher fühlt. Denn die Sportwelt ist oft kein einladender Ort für Mitglieder der LGBTIQ+-Community. Die Angst vor Ablehnung nach Outings in Vereinen besteht, auch Trans-Personen haben es schwer.

Gerhard Marchl wurde Teil des größten queeren Sportvereins „Aufschlag Wien“, fühlte sich dort zuhause. Heute ist Marchl selbst Obmann des Vereins – und nicht nur das. Mit den Euro Games hat er nun auch Europas größtes LGBTIQ+ Sport­­event federführend zum ersten Mal nach Wien geholt. Bei dieser Sportveranstaltung sind alle willkommen, unabhängig von Geschlecht und sexueller Orientierung.

4000 Menschen aus 50 Nationen

Die Euro Games gibt es schon seit 1992, seither finden sie üblicherweise jährlich statt. Dieses Jahr werden 4000 Personen aus rund 50 Nationen erwartet. Vom 17. bis zum 20. Juli wird Wien zum Schauplatz sportlicher Wettkämpfe in 31 Sportarten an verschiedensten Standorten: Von Fußball und Tennis bis Bridge, vom Ruderwettbewerb auf der Alten Donau bis zum Tanzwettbewerb in den prachtvollen Sophiensälen – letztere Wettkämpfe, die Marchl empfiehlt: Das Zusehen ist kostenlos; neben den Bewerben gibt es ein festliches Rahmenprogramm. In einem eigenen Village am Karlsplatz finden etwa Konzerte statt.

Profi- und Hobbysportler

Unter den Teilnehmenden sind nicht nur Profis, sondern auch jene, die sonst nur als Hobby Sport betreiben. „Wir heißen alle willkommen, die mit uns für Gleichstellung sind und mit uns gerne Diversität im Sport leben“, sagt Gerhard Marchl. Er ist beruflich am Karl-Renner-Institut Bereichsleiter für europäische Politik und hat selbst schon an Euro Games als Sportler teilgenommen. Für die Organisation der Sportwettbewerbe wurde in Österreich ein eigener Verein gegründet, Marchl und Maria Schinko bilden das Co-Präsidium. Verschiedene nationale und internationale Sportvereine richten die Sportwettbewerbe aus.

Auch nicht-binäre Personen, die sich nicht oder nur teilweise als männlich oder weiblich identifizieren, sollen sich willkommen fühlen. In manchen Sportarten gibt es bei den Euro Games deshalb nicht zwei, sondern drei Geschlechterkategorien. Aber: „Wo immer es möglich ist, haben wir keine Gender-Kategorie, zum Beispiel beim Tischtennis und Minigolf.” Bei Wettbewerben wie den Volley- oder Basketballspielen werden die Geschlechter jedoch getrennt.

Dragshows bis Foodtrucks

Obwohl die Euro Games nur vier Tage dauern, ist das Rahmenprogramm dicht. Das Zentrum der Ereignisse bildet das Euro Games Village am Karlsplatz. Dort gibt es Drag- und Musikshows, Infostände von Vereinen und Foodtrucks. Gleich zum Auftakt am 17. Juli steht der politische Aspekt der Sport-Veranstaltung im Fokus: Bei der europäischen Sportkonferenz werden Möglichkeiten zur Bekämpfung von Diskriminierung im Sport diskutiert. „Wir wollen bewirken, dass sich etwas zum Positiven verändert, wenn es um Gleichstellung von LGBTIQ+ im Sport geht,“ sagt Marchl. An der Diskussion wird etwa die ehemalige Fußball-Nationalteam-Kapitänin Viktoria Schnaderbeck teilnehmen.

Village am Karlsplatz

Die Konferenz ist öffentlich zugänglich, im Anschluss kann man sich das Startspektakel im Euro Games Village am Karlsplatz ansehen: Ab cirka 18.30 Uhr findet die offizielle Eröffnungsfeier statt. Auf die Bühne gebeten werden der Schmusechor und Conchita Wurst. Von Bundespräsident Van der Bellen wird eine Videobotschaft präsentiert.

Am Samstag werden die Feierlichkeiten am Karlsplatz mit der Sängerin Clara Luzia zu einem musikalischen Abschluss kommen. Bis dahin gibt es noch zahlreiche Möglichkeiten, an den „Side Events“ teilzunehmen. Im Votivkino werden etwa Filme zu queeren Themen gezeigt, schon am Dienstag etwa Kat Rohrers „What a Feeling“, außerdem kann man an Schnuppertrainings in verschiedenen Sportarten teilnehmen. Im Naturhistorischen Museum bekommt man Einblick in die Gender Diversität der Urgeschichte und auch weitere Museen öffnen ihre Türen.

Unterstützung bei der Teilnahme

Teilnahme an den Euro Games soll dabei sozial oder finanziell Benachteiligten ermöglicht werden sowie Menschen, die in ihren Ländern besonders diskriminiert werden. „Da wird zum Beispiel die Registrierungsgebühr erlassen oder eine Unterkunft zur Verfügung gestellt“, sagt Marchl. „Wir unterstützen etwa 100 Personen.“ Die stammen zum Beispiel aus Ungarn und Polen, „wo es durchaus wieder Rückschritte gibt, wenn es um Gleichstellung geht”. Gerhard Marchl erinnert an die LGBTIQ+-freien Zonen in Polen und die anhaltende Homophobie. Bei den Euro Games soll sich niemand ausgegrenzt fühlen, sagt er. In einem Sommer voller Sportevents wolle man vielmehr ein Zeichen für Diversität und Respekt setzen.

Auf einen Blick

Die Euro Games, Europas größte Multisport-Veranstaltung für LGBTIQ+ Personen und alle Sportbegeisterten, finden vom 17. bis zum 20. Juli in Wien statt. Bei den Bewerben in 31 Sportarten kann kostenlos zugesehen werden. Außerdem gibt es ein Rahmenprogramm mit Sport- und Kulturevents. Gerhard Marchl und Maria Schinko bilden das Co-Präsidium der Euro Games Vienna 2024. Auftakt ist am Mittwoch mit einer Sportkonferenz, das Rahmenprogramm beginnt um 17 Uhr auf dem Karlsplatz, die Eröffnungszeremonie beginnt um 18.30 Uhr.

Web: eurogames2024.at

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