Kopfkino

Die Menschen hassen glückliche Frauen

Nicholas Galitzine und Anne Hathaway in Regisseur Michael Showalters „The Idea of You“.
Nicholas Galitzine und Anne Hathaway in Regisseur Michael Showalters „The Idea of You“.© 2022 Amazon Content Services LLC
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Die Zeit zurückdrehen und eine Entscheidung anders treffen – wäre das doch nur möglich.

Es gibt da diese Szene in dem Film „The Idea of You“ aus dem Jahr 2024. „Ich war 14, als ich für die Band vorsang“, sagt Hayes (Nicholas Galitzine) zu Solène (Anne Hathaway). „Das darf doch nicht mein ganzes Leben ruinieren.“ Hayes ist 24-jähriger Leadsänger einer Boygroup und verliebt sich in die 40-jährige alleinerziehende Mutter Solène. Auch sie ist verliebt, will aber keine Beziehung mit ihm eingehen – wegen all der Schwierigkeiten, die eine solche Liaison nun einmal mit sich bringt.

Wer kennt das nicht? In jungen Jahren eine undurchdachte Entscheidung getroffen zu haben, die das ganze Leben bestimmt. Die verhängnisvoll und nicht mehr rückgängig zu machen ist. Die einem an manchen Tagen buchstäblich die Luft zum Atmen nimmt.

Auch ich hadere mit einer glücklosen Entscheidung aus meiner Vergangenheit. Grüble und kiefle. Habe immer wieder Fantasien, eine Zeitmaschine zu finden und eine zweite Chance zu bekommen. Mein Leben wäre ganz anders verlaufen. Ohne Trauma, ohne Reue, ohne Sehnsucht nach etwas, das ich nicht haben kann. Ohne ständige Was-wäre-wenn-Gedanken. Ohne das Gefühl, ein unvollkommenes Leben zu führen.

Was es ist, will ich nicht sagen. Die meisten würden es ohnehin nicht verstehen, manche würden mich belächeln, andere wiederum verurteilen. Und darauf habe ich keine Lust. Schon gar nicht auf die Belehrungen und gut gemeinten Ratschläge, die auch zwangsläufig kommen würden. Von Leuten, die mein Dilemma niemals nachempfinden werden. Weil sie nicht den Konventionen entspricht, den unausgesprochenen Regeln unserer scheinheiligen Gesellschaft. Andererseits ist es genau diese Doppelmoral, die mich antreibt, diesen Konflikt doch noch zu lösen und für mein persönliches Happy End zu sorgen. Auch wenn dafür ein Kraftakt nötig ist.

Wie in dem Film. „Die Menschen hassen glückliche Frauen“, sagt eine Freundin zu Solène. Also beschließt sie, es ihnen zu zeigen und eine glückliche Frau zu sein. Mit einer Schlussszene, die pure Kinomagie ist.

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