Insolvenzen

Österreich droht heuer ein Insolvenzrekord

Dass sich die Passiva im ersten Halbjahr verneunfacht haben, liegt vor allem an Signa.
Dass sich die Passiva im ersten Halbjahr verneunfacht haben, liegt vor allem an Signa.Clemens Fabry
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Der Alpenländische Kreditorenverband prognostiziert für das Gesamtjahr 2024 rund 7000 Firmeninsolvenzen. Dass sich die Passiva im ersten Halbjahr verneunfacht haben, liegt vor allem an Signa.

In den ersten sechs Monaten wurden 2098 Firmeninsolvenzen eröffnet. Das sind um 35,8 Prozent mehr als im Vorjahr und der höchste Wert seit 15 Jahren, teilte der Alpenländische Kreditorenverband (AKV Europa) am Montag mit. Die Passiva haben sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum mit 11,5 Milliarden Euro sogar verneunfacht. Dabei war 2023 bereits von Großpleiten im Handel und der Immobilienbranche geprägt.

Der Großteil der Passiva entfiel im ersten Halbjahr auf Insolvenzen rund um den Signa-Gründer René Benko, dessen Privatstiftung und Signa-Gesellschaften, wobei hier bisher nur ein Bruchteil der Forderungen anerkannt wurde. Die Pleite der Österreich-Tochter des US-Elektroautobauers Fisker steuerte rund 1,5 Mrd. Euro zu den Passiva bei. Allerdings stehen auch in dem Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung die anerkannten Passiva noch nicht fest.

Obwohl die Zahl der Insolvenzen massiv gestiegen ist, blieb die Zahl der gefährdeten Arbeitsplätze mit 9411 Beschäftigten konstant.

Wieder mehr Eigenanträge

Konsum- und Investitionszurückhaltung machten vielen Firmen zu schaffen. Hohe Zinsen und eine fehlende Kreditnachfrage belasteten den Neubau. Stark waren der Handel mit 529 Insolvenzen, der Bau mit 493 Pleiten und die Gastronomie mit 356 Fällen betroffen

Positiv zu beurteilen ist laut AKV, dass der Anteil der Eigenanträge wieder zugenommen hat. Einige Jahre hindurch stieg der Anteil der Gläubigeranträge, nunmehr sei eine gegenteilige Entwicklung festzustellen, teilte der AKV weiters mit. Der Anteil der Eigenanträge stieg von 34,62 Prozent im Jahr 2022 auf nunmehr 44,33 Prozent.

Groß waren die regionalen Unterschiede. So stieg die Zahl der Insolvenzfälle in Vorarlberg um 110,34 Prozent, in Oberösterreich um 60,81 Prozent, im Burgenland um 60,78 Prozent und in Wien um 43,02 Prozent.

Im ersten Halbjahr wurden aber 1577 Firmeninsolvenzen beendet. In 28,79 Prozent der Fälle wurde ein Sanierungsplan abgeschlossen, in 6,53 Prozent wurde ein Zahlungsplan vereinbart. Bei rund einem Drittel der Verfahren wurden Entschuldungsvorschläge angenommen. Und 27,46 Prozent der Insolvenzen endeten für die Gläubiger mit einem Totalausfall.

Da die Prognosen des Wirtschaftsforums (Wifo) und des Instituts für Höhere Studien (IHS) heuer nur ein BIP-Wachstum von 0,2 Prozent prognostizierten, rechnet der AKV heuer mit 7000 Insolvenzen.

Etwas mehr Privatinsolvenzen

Erfreulicher sieht es bei den Privatinsolvenzen aus: Es wurden mit 4600 Verfahren um 1,25 Prozent mehr eröffnet als im Vorjahreszeitraum. Dafür ist aber die Zahl der abgewiesenen Anträge um 0,91 Prozent auf 434 Fälle gesunken. Somit gab es im Halbjahr mit 5034 Verfahren nur einen Anstieg um rund ein Prozent.

Im Burgenland, in Oberösterreich, Kärnten und Vorarlberg mussten weniger Personen Insolvenz anmelden, in den anderen Bundesländern war ein Anstieg zu verzeichnen. Gesunken ist die durchschnittliche Verschuldung von 136.200 auf 117.300 Euro. Jedoch steigt die Durchschnittsverschuldung mit dem Alter und ist eindeutig geschlechtsspezifisch, so der AKV: Während Frauen im Schnitt auf 85.200 Miese kommen, sind es bei Männern 137.500 Euro. (APA)

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