Trump-Attentat

Schüsse auf Donald Trump: Der Secret Service ist ins Fadenkreuz der Kritik geraten

Agenten des Secret Service umringen Donald Trump am Samstag nach den auf ihn abgegebenen Schüssen.
Agenten des Secret Service umringen Donald Trump am Samstag nach den auf ihn abgegebenen Schüssen.Getty Images / Anna Moneymaker
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Gegen die Präsidenten-Leibgarde richten sich Vorwürfe: Warum konnte sie das Attentat auf Donald Trump nicht verhindern? Und warum ließen sie Trump noch seine Schuhe anziehen?

Wien/Washington. Donald Trump selbst hatte nur Lob für die Secret-Service-Agenten übrig, die sich nach dem Attentat über ihn warfen, ihn abschirmten und in Sicherheit brachten. „Sie haben einen fantastischen Job gemacht“, sagte der Ex-Präsident. US-Sicherheitsexperten und frühere Agenten wunderten sich indessen, dass die Leibwächter ihn nicht sofort aus der Gefahrenzone brachten und ihn noch die Schuhe anziehen ließen – die er offenbar vor seinem Auftritt ausgezogen hatte. Und die zudem seine wutentbrannte Triumph-Pose zuließen.

Die Nation rätselt weiterhin, wie es Thomas Matthew Crooks, dem 20-jährigen Attentäter, gelang, mit Ausrüstung auf das Dach einer Fabrik auf dem Veranstaltungsgelände in Butler zu klettern und aus rund 140 Metern Entfernung den Ex-Präsidenten auf dem Podium ins Visier zu nehmen. Mehrere Augenzeugen, darunter Greg Smith gegenüber der BBC, haben das beobachtet und die Polizei informiert.

Ein Polizist, so berichtet die „Washington Post“, sei daraufhin auf das Dach geklettert, um sich zu vergewissern. Doch der Attentäter habe auf ihn gezielt, und der Polizist sei aus Todesangst umgehend vom Dach gesprungen. Daraufhin hat Crooks eine Salve von fünf Schüssen auf Trump abgefeuert. Sekunden später haben ihn Schüsse von Scharfschützen des Secret Service selbst tödlich getroffen. Das Fabrikdach habe sich, so das Argument, außerhalb der engeren Sicherheitszone befunden, für die das Secret Service zuständig ist. Der Bereich sei Aufgabengebiet der Polizei in Butler gewesen.

Zweite Frau an der Spitze des Dienstes

Wie nach dem Attentat auf John F. Kennedy 1963 in Dallas, dem Anschlag auf Ronald Reagan 1981 in Washington und dem Sturm aufs Kapitol 2021 steht der Secret Service im Fadenkreuz der Kritik. Wie konnte das passieren, fragen republikanische Politiker. Unter anderem konzentrieren sich die Vorwürfe darauf, ob bei der Kundgebung Trumps genug Agenten im Einsatz gewesen seien. Elon Musk, der Trump aktiv unterstützt, forderte den Rücktritt der Secret-Service-Chefin Kimberly Cheatle.

Die ehemalige Sicherheitschefin des Konzerns Pepsi Co, zuvor im Kreis der Personenschützer der Vizepräsidenten Dick Cheney und Joe Biden, ist vor knapp zwei Jahren zur Chefin des Secret Service aufgestiegen. Sie ist die zweite Frau an der Spitze des Dienstes, der seit 1865, dem Ende des Amerikanischen Bürgerkriegs, besteht.

Zunächst zur Bekämpfung von Falschgeld und gegen Banküberfälle eingerichtet, ist er seit dem Attentat auf Präsident William McKinley 1901 für den Schutz von Präsidenten, ihrer Familien und von Staatsgästen zuständig. Die 7800 Agenten unterstehen dem Heimatschutzministerium, letztlich also der Regierung. Auch Heimatschutzminister Aleandro Mayorkas, ohnehin ein Feindbild der Opposition, muss sich schwere Vorwürfe Mike Johnsons, des „Speaker“ des Repräsentantenhauses, gefallen lassen.

„Rasch reagiert und Bedrohung ausgeschaltet“

Cheatle selbst wollte von der Kritik nichts wissen. In einem Memo an ihre Mitarbeiter lobt sie den Einsatz am Tatort in Butler, einem Städtchen im westlichen Pennsylvania. Das Attentat sei ein „Moment, der in die Geschichte eingehen wird“. Die Leibwächter des Ex-Präsidenten hätten „rasch reagiert und die Bedrohung ausgeschaltet“. „In den kommenden Tagen wird der Secret Service Lob und Kritik ernten. Lassen wir uns nicht von jenen irritieren, die nicht dabei waren und ihr Urteil fällen.“ Die Republikaner haben Cheatle indessen in der kommenden Woche zu einem Hearing vor den Kontrollausschuss des Repräsentantenhauses geladen. Präsident Biden ordnete überdies eine interne Untersuchung an.

Einstweilen fokussiert sich die Sicherheitsdebatte auf den Parteikonvent der Republikaner in Milwaukee. Die Biden-Regierung und Kimberly Cheatle konterten die Kritik der Republikaner: Der Secret Service habe die Sicherheitsmaßnahmen in der Stadt am Michigansee nochmals verstärkt, ebenso wie den Schutz Donald Trumps. „Wir sind vollständig vorbereitet“, so der Tenor.

Schutz rund um die Uhr

Der Ex-Präsident erhält ohnehin mehr Schutz als seine Vorgänger, zumal er als Präsidentschaftskandidat noch stärker in der Öffentlichkeit steht. Nicht nur Präsidenten, auch ehemalige Präsidenten genießen rund um die Uhr den Schutz durch den Secret Service.

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