Fußball-WM 2026

Kollektives US-Desaster: Was erwartet die Fußballwelt bei der WM in zwei Jahren?

Szenen am Rande des Finalspiels der Copa América in Miami.
Szenen am Rande des Finalspiels der Copa América in Miami.Juan Mabromata
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Nach den Vorfällen bei der Copa América wachsen die Sicherheitsbedenken für das Turnier in zwei Jahren. Eine Wahl Donald Trumps könnte die Stimmung weiter anheizen. Sportlich suchen die USA den Weg aus der Krise.

Es waren verstörende Szenen, die sich am Rande des Finalspiels der Copa América am Sonntag in Miami abgespielt haben. Nach Angaben eines Stadionsprechers hätten „Tausende von Fans ohne Eintrittskarten“ für das Endspiel zwischen Argentinien und Kolumbien versucht, „gewaltsam ins Stadion zu gelangen“. Viele von ihnen hatten Absperrungen rund um das Hard Rock Stadium durchbrochen und versuchten sich so Zugang zum mit 65.000 Fans ausverkauften Spiel zu verschaffen.

Tumulte waren die Folge. Fans prügelten sich mit Einsatzkräften. Kinder weinten und mussten teilweise medizinisch versorgt werden. Dass nichts Schlimmeres passierte, war wirklich die einzige positive Randnotiz. Die Partie konnte erst mit 82-minütiger Verspätung angepfiffen werden. Argentiniens 1:0-Sieg nach Verlängerung wurde von einem gehörigen Imageschaden der Veranstaltung begleitet.

Das Chaos von Miami als Vorgeschmack auf die WM 2026?
Das Chaos von Miami als Vorgeschmack auf die WM 2026?Reuters/Nathan Ray Seebeck

„Um es klar zu sagen: Diese Situation hätte niemals passieren dürfen und darf sich nicht wiederholen“, zitierte CNN aus einer gemeinsamen Stellungnahme der Bürgermeisterin von Miami-Dade County, Daniella Levine Cava, und des Leiters der Abteilung für öffentliche Sicherheit, James Reyes.

Insgesamt kam es zu 27 Festnahmen, darunter von Ramón Jesurún, Kolumbiens Fußballverbandchef, und dessen Sohn. Beide sollen sich im Stadion mit dem Sicherheitspersonal angelegt haben. Laut Polizei soll der 43-jährige Sohn einen Wachmann zu Boden gebracht und auf ihn eingeschlagen haben.

Und was, wenn Trump kommt?

Waren Polizei und Ordner nicht ausreichend vorbereitet? Lässt sich die Eskalation auf das beschämende Verhalten der Fans abwälzen? Eine angeordnete Untersuchung soll die Vorfälle aufklären. Fest steht bereits jetzt: Die Missstände von Miami befeuern zwei Jahre vor der WM 2026 die Sicherheitsdebatte für das Mega-Event, an dem erstmals 48 Mannschaften teilnehmen und 104 Spiele einen immensen Sicherheitsaufwand mit sich bringen werden.

Das Hard Rock Stadium in Florida ist eine von elf Austragungsstätten in den USA. Die beiden Co-Gastgeber Mexiko und Kanada schicken drei beziehungsweise zwei Stadien ins WM-Rennen.

Ganz wesentlich für die Gemengelage im Land wird auch der Ausgang der Präsidentschaftswahl am 5. November sein. Sollte Donald Trump diese gewinnen, könnte die ohnehin schon aufgeheizte Stimmung gegenüber Zuwanderern aus Zentral- und Südamerika sowie gegen Menschen mit asiatischer Herkunft noch mehr Fahrt aufnehmen. Die Welt zu Gast bei Feinden, sozusagen.

Ein Schreckensszenario für viele. Vom Gedanken, dass es bis zur WM in den gesamten USA zu strengeren Regeln für das Tragen von Waffen in der Öffentlichkeit kommt, könnte man sich bei einer Wahl Trumps ebenfalls verabschieden.

Strauchelndes US-Team

Zu all den Problemen des WM-Gastgebers gesellt sich auch noch die sportliche Misere des US-Teams. Bei der jüngsten Weltmeisterschaft in Katar im Dezember 2022 noch durchaus erfrischenden Fußball spielend, ist die Mannschaft zwei Jahre vor dem großen Showdown in der Heimat in eine veritable Krise gerutscht. Bei der Copa América scheiterte die an Marktwerten gemessen hinter Brasilien, Argentinien und Uruguay viertwertvollste Mannschaft des Turniers bereits in der Vorrunde.

Gregg Berhalter konnte sein Team bei der Copa nicht in die Erfolgsspur bringen.
Gregg Berhalter konnte sein Team bei der Copa nicht in die Erfolgsspur bringen. Imago/Rich Von Biberstein/icon Sportswire

Nach einem Auftaktsieg gegen Bolivien setzte es Niederlagen gegen Panama und Uruguay, wodurch der Aufstieg ins Viertelfinale deutlich verpasst wurde. In den US-Medien hagelte es Kritik an Mannschaft und Trainer. Die logische Konsequenz: Teamchef Gregg Berhalter, seit 2018 im Amt, wurde in der Vorwoche von seinen Aufgaben als Teamchef entbunden.

Der „Soccer“-Stimmung im eigenen Land war die Copa nicht dienlich. Die Spiele der US-Boys waren auf den Rängen nur zu 71 Prozent ausgelastet. Das lag nicht nur an den bescheidenen sportlichen Leistungen, sondern auch am generell mangelnden Interesse an Fußball und teilweise sehr teuren Ticketpreisen: In der Vorrunde waren für eine Karte durchschnittlich umgerechnet 200 Euro zu bezahlen. (cg)

Fußball-WM 2026 von 11. Juni bis 19. Juli
Gastgeber: USA, Mexiko, Kanada
Teilnehmer: 48
Spiele: 104

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