Kindergarten

„Alarmstufe rot“: Viertel der Vier- und Fünfjährigen braucht Deutschförderung

Beim Familiennachzug, der vor allem Wien betrifft, waren Kinder bis sieben Jahre zuletzt die größte Gruppe.
Beim Familiennachzug, der vor allem Wien betrifft, waren Kinder bis sieben Jahre zuletzt die größte Gruppe. IMAGO/Michael Gstettenbauer
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Zu Beginn des Kindergartenjahres 2022/23 wurde bei 29 Prozent der Vier- und Fünfjährigen ein Förderbedarf festgestellt - unabhängig davon, ob das Kind in der Familie Deutsch oder eine andere Sprache spricht.

Nach den Schulen haben zuletzt auch die Kindergärten vor Platzmangel und Überforderung gewarnt. Schon länger kämpfen diese mit Personalmangel, der Anteil an Kindern mit nicht-deutscher Erstsprache lag laut Statistik Austria schon 2022/23 bei knapp 59 Prozent. Bundesweit war es ein Drittel. Mehr als ein Viertel der Vier- und Fünfjährigen brauchte Deutschförderung.

Konkret wurde zu Beginn des Kindergartenjahres 2022/23 bei 29 Prozent der vier- und fünfjährigen Kindergartenkinder (50.800 Kinder) ein Förderbedarf in der deutschen Sprache festgestellt - unabhängig davon, ob das Kind in der Familie Deutsch oder eine andere Sprache spricht. Schließlich sagt eine andere Erstsprache nicht per se etwas darüber, wie gut das Kind Deutsch beherrscht. Bis zum Ende des Kindergartenjahres hatten dann noch 23 Prozent (39.300) Förderbedarf in Deutsch. Im Gegenzug stieg der Anteil an Kindern mit altersgemäßem Sprachniveau im Lauf des Kindergartenjahrs von 71 auf 77 Prozent. Damit beginnt allerdings immer noch etwa jedes vierte Kind seine Schulkarriere mit Problemen in der Unterrichtssprache Deutsch.

Stand der Erstsprache erfassen

Beim Verein „Startklar“, der sich auf Sprachbildung spezialisiert hat und vor allem in Wien und Niederösterreich nachmittags Deutschförderung u.a. in Kindergärten und Schulen anbietet, sieht man aufgrund der jüngsten Entwicklung mit den Familienzusammenführungen „Alarmstufe rot“. „Es ist das Recht der Kinder, die Chance zu erhalten, Deutsch auf Erstsprachenniveau zu erwerben“, betonte die geschäftsführende Obfrau Janine Fischer. Unter den aktuellen Rahmenbedingungen blieben die Bildungschancen vieler Kinder allerdings auf der Strecke, warnte sie und forderte die Politik zum Handeln auf. Konkret müssten zusätzlichen Sprachfördermaßnahmen für die Kindergärten finanziert und sprachsensibles Arbeiten als Querschnittsmaterie im Bildungsbereich etabliert werden. Außerdem solle der Sprachstand auch in den Erstsprachen der Kinder erhoben werden.

In den Kindergärten wird der Einsatz externer Förderkräfte, wie er in etwa Wien zuletzt verstärkt wurde, allerdings nicht überall gern gesehen. „Beziehung statt externer Förderkräfte“, gab etwa die Kindergarten-Plattform Educare zuletzt als Losung aus und forderte stattdessen mehr Fördermittel für das pädagogische Personal in den elementaren Bildungseinrichtungen. Sprachförderung sollte nahtlos in den Alltag der Kinder integriert werden, von separaten Sprachförderprogrammen sei abzuraten, so Educare. Auch beim Netzwerk Elementarer Bildung Österreichs (NEBÖ) sieht man externe Sprachkräfte deshalb kritisch. (APA)

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