Der Klang ist zweitrangig, heute geht es bei Kopfhörern primär um die Frage nach der besten Geräuschunterdrückung. Branchen-Primus Sony soll Konkurrenz von Sennheiser bekommen.
Auf die Frage nach dem besten Kopfhörer gibt es unzählige Antworten. Doch ein Name fällt besonders oft in Kombination mit Geräuschunterdrückung: Sony. Die WH-1000XM-Serie – mittlerweile in der fünften Generation – gilt für viele als Maßstab. Einmal mehr bringt sich Sennheiser in Stellung und will mit den Momentum 4 Wireless einen entsprechenden Konkurrenten ins Rennen schicken. Was hat sich Sennheiser nur dabei gedacht? Man schickt keinen Trabi gegen einen Porsche ins Rennen.
Doch von Anfang an: Die Sennheiser Accentum sind für durchschnittlich 230 Euro im Handel erhältlich. Der Lieferumfang umfasst ein Klinke-zu-Klinke- und ein Ladekabel (USB-A zu USB-C), einen Flugzeug-Adapter (der mittlerweile in modernen Maschinen obsolet ist) und eine Transporttasche. Preislich befinden wir uns also in derselben Kategorie wie bei Sony.
Babyschreie bis Großraumbüro. Die Kopfhörer wurden in Bus und Bahn, im Großraumbüro und in allen möglichen und unmöglichen lauten Umgebungen getestet. Auch beim Sport, mal kurz und mal länger. Der Tragekomfort ist angenehm, und auch bei wirklich stundenlangem Einsatz drückt sich der Bügel nicht so in den Kopf, wie es zum Beispiel bei den Apple-Kopfhörern der Fall ist. Doch eines steht fest: Die Hörmuscheln bei Sennheiser fallen kleiner als als bei Sony. Dieser Unterschied fällt nicht nur Menschen mit großen Ohren auf. Das hat Folgen für die Geräuschunterdrückung.
Zum Noise Cancelling: Die Welt ist laut. Manchmal sogar zu laut. Allen voran Menschen, die tagtäglich im Großraumbüro arbeiten müssen. Vorbei sind die Zeiten, in denen Baustellenkopfhörer benutzt wurden, um den Lärm auszublenden und die Konzentration einziehen zu lassen. Mit den Sony WH-1000-XM5 wird das alles ausgeblendet, beinahe so, als würde man sich unter eine schalldichte Glaskuppel setzen. Einfach herrlich. Telefonierende Zugreisende, Babyschreie und ablenkende Durchsagen: weg.
Gleich vorweg: Von allen Geräuschen sind Babyschreie so etwas wie der Endgegner. Die Kleinen erreichen Frequenzen, beeindruckend. Selbst ein quietschendes Laufband ist nicht so durchdringend wie ein Baby, das nach Liebe, Essen oder einem Windelwechsel schreit. Das ist ihr gutes Recht, aber wenn es nicht das eigene ist, darf man es auch ausblenden; manchmal auch mit technischer Hilfe.
Doch beim Sennheiser-Modell schaffen die Schallwellen doch noch ihren Weg in die Ohren. Selbst das Spielen mit den Klangeinstellungen bringt da keine Besserung. Somit ist das eigentliche Hauptverkaufsargument für Over-Ear-Kopfhörer bei diesem Sennheiser-Modell nicht gegeben. Die Geräuschunterdrückung enttäuscht. Doch es gibt auch Positives.
Touch-Steuerung ausschalten. Die Klangqualität ist sehr gut, die Akku-Ausdauer herausragend. Die Sennheiser Momentum 4 sind Kopfhörer, die man gern trägt und selbst bei einem langen Flug nicht unangenehm auffallen. Aber apropos liegen: Unabhängig davon, dass der Sinn einer App für Kopfhörer persönlich hinterfragt werden kann, ist sie bei Sennheiser für eines tatsächlich sinnvoll. Nämlich für das Ausschalten der Gestensteuerung bei der rechten Hörmuschel. Denn wer liegt oder auch trainiert, löst zwangsweise das sehr groß geratene Sensorfeld aus und zerstört damit die eigene Playlist.