Kommentar

EU-Politikerinnen auspeitschen: Vilimskys Gewaltfantasien müssen Konsequenzen haben

APA/Hans Klaus Techt
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Der FPÖ-EU-Mandatar verrückt die Grenze des Sagbaren einmal mehr. Die drei mächtigsten EU-Politikerinnen sollen Vilimskys „Peitsche spüren“. Sind widerliche Gewaltfantasien nun Teil des blauen Politikverständnisses?

Das „Hexentrio“ werde den Kontinent in den Abgrund führen, „und wir werden sie die Peitsche spüren lassen für all die Ungehörigkeiten, für all die undemokratischen Vorgehensweisen“, teilt Harald Vilimsky am Donnerstag der österreichischen Bevölkerung mit. „Mit der Kraft, die uns der Wähler zugesprochen hat.“ Es sind Worte, die eine angemessene Replik fast unmöglich machen. Was noch sagen, was noch antworten auf die neueste Eskalationsstufe der sich immer weiter drehenden blauen Polemisierungsspirale, ihre permanenten Tabubrüche, ihre unentwegte Verrückung der Grenzen des Sag- oder Denkbaren?

Bei diesen Worten schwingt aber etwas mit, was es unmöglich macht, sie zu ignorieren: Vilimsky zieht die „Kraft“ des Wählerwillens für seine imaginären Peitschenhiebe heran. Als hätte der Wähler ihm die Erlaubnis oder gar den Auftrag gegeben, Frauen auszupeitschen. Vilimskys Worte sind nicht nur Ausdruck einer nicht nur in diesem Land durch Tabubrüche und Eskalationen zunehmend enthemmten politischen Realität. Er transportiert damit exakt jenes Frauenbild, das die FPÖ in Bezug auf Männer mit Migrationshintergrund permanent skandalisiert.

Darf nicht ohne Konsequenzen bleiben

Er wählt diese Worte als prominenter Vertreter der bei der EU-Wahl stimmenstärksten Partei im Land. Das darf nicht ohne Konsequenzen bleiben. Nicht nur, weil Vilimsky mit Steuergeld bezahlt wird. Sein Beispiel steht sinnbildlich für all jene (männlichen) Reflexe, die die gesellschaftliche Transformation der Rolle der Frau hervorruft: Frauen finden sich immer häufiger in Machtpositionen wieder, in denen sie Männern übergeordnet sind, die darauf mitunter mit verbaler Aggression und Gewalt(fantasien) reagieren.

Misogyne Erniedrigung, Unterdrückung und Gewalt, und sind sie noch so metaphorisch gemeint, sind widerlich. Dass sie auch in der österreichischen politischen „Elite“ denk- und sagbar sind, zeigt einmal mehr auf, wie tief und fest sie in allen Bevölkerungs- und Gesellschaftsschichten stecken. Vilimskys Sager steht damit im krassen Gegensatz zum von allen politischen Seiten propagierten Kampf gegen Gewalt an Frauen, der erst in der Vorwoche in einer nationalen Koordinierungsstrategie mündete. Sollte die FPÖ an Vilimsky festhalten, ist ein für alle Mal geklärt, wie ernst gemeint dieser Kampf von ihr wirklich ist. Und dass sie nicht nur bei der Frage ihrer Nähe zum Rechtsextremismus den Bogen überspannt.

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