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Aufregung um israelische Superheldin in Marvel-Film: US-Beamtin statt Mossad-Agentin

Die israelische Schauspielerin Shira Haas spielt im nächsten „Captain America“-Film eine Figur, die für Kontroversen sorgt.
Die israelische Schauspielerin Shira Haas spielt im nächsten „Captain America“-Film eine Figur, die für Kontroversen sorgt.IMAGO/Imagespace
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Eine stolze israelische Heldin: In den Marvel-Comics ist die Superheldin Sabra eine Mossad-Agentin. Im nächsten „Captain America“-Film wird sie – nach einiger Aufregung – zur hochrangigen US-Beamtin. Wird sie ihrer „israelischen Identität beraubt?“

In Comicheften tauchte sie erstmals 1980 auf, in Filmen war sie noch nie zu sehen: Die Marvel-Figur Sabra, die in den Comics als Agentin des israelischen Geheimdienstes Mossad arbeitet. Im Kibbuz aufgewachsen, in den israelischen Nationalfarben gekleidet (inklusive Davidstern auf der Brust), übermenschlich stark und schnell, nahezu kugelsicher und mit der Fähigkeit ausgestattet, ihre Kräfte auch auf andere zu übertragen, wird sie von israelischen Comic-Fans sowie in jüdischen Medien gefeiert. Als „great Jewish superhero“ bezeichnete sie etwa die Londoner Zeitung „The Jewish Chronicle“, und die israelische Zeitung „Haaretz“ widmete der „ersten israelischen Superheldin“ ein Porträt zum 40er.

Als die Marvel-Studios 2022 ankündigten, dass Sabra – gespielt von der israelischen Schauspielerin Shira Haas – im nächsten „Captain America“- Film vorkommen soll, löste das nicht nur Jubel aus. Palästinenser und deren Sympathisanten warfen Marvel vor, einer zionistischen Propaganda aufzusitzen, die israelische Armee zu glorifizieren und dabei Gewalt gegen Palästinenser zu befürworten. Auch die BDS-Bewegung schaltete sich ein, in sozialen Medien schwirrte der Hashtag „#CaptainApartheid“ herum. Ihren Ärger leiteten einige auch vom Namen der Comicfigur ab: Der hebräische Slang-Begriff „Sabra“ (wörtlich: Kaktusfeige) steht für eine jüdische Person, die in Israel geboren wurde, ist aber auch der Name eines Flüchtlingscamps im Libanon, in dem es 1982 zu einem Massaker kam.

„Als würde man Captain America zum Kanadier machen“

Marvel versprach, die Comicfigur für den Film aufzufrischen und einen „neuen Zugang“ zu wählen. Eine Ankündigung, die gemeinsam mit dem ersten Trailer zu „Captain America: Brave New World“ (Kinostart: Februar 2025) veröffentlicht wurde, gibt nun etwas Aufschluss über die genauere Ausgestaltung: Sabra, beziehungsweise deren Alter Ego namens Ruth Bat-Seraph, sei jetzt „eine hochrangige US-Regierungsbeamtin, die das Vertrauen des Präsidenten genießt“, heißt es da. Zudem sei sie eine „ehemalige Black Widow“ – im Marvel-Universum ist dies eine ehemalige Agentin des sowjetischen Geheimdienstes KGB. (Der Trailer zeigt übrigens auch ein versuchtes Schuss-Attentat auf den US-Präsidenten, der hier von Harrison Ford gespielt wird.)

Wird Sabra hier also ihrer „israelischen Identität beraubt?“ Das befürchteten sogleich einige, die die Veränderung der Superheldin scharf kritisierten. Das American Jewish Committee, eine US-NGO, ortete einen Verrat an den Schöpfern und Fans der Figur und eine „Kapitulation“ der Filmemacher: „Sabra ist eine stolze Israelische Heldin und sollte auch so porträtiert werden“, schrieb die Organisation auf X. „Einen derart zentralen Teil ihrer Identität wegzunehmen ist, als würde man Captain America zum Kanadier machen.“

„Marvel entfernt Sabras israelische Identität“, titelte die „Jerusalem Post“. Und die in Wien ansässige Webseite „Mena-Watch“ schreibt, bezugnehmend auf die Ankündigung, dass Sabra eine „Black Widow“ sei: „Die Marvel Studios haben einer jüdischen Figur (…) ihre israelische Identität genommen und sie stattdessen zu einer Russin gemacht.“

Sie spricht mit israelischem Akzent

Über die genauere Hintergrundgeschichte und Herkunft der Figur, wie sie im Film dargestellt wird, ist derweil nichts Näheres bekannt. Möglicherweise wird Sabra als Nebenfigur auch gar nicht allzu detailliert porträtiert werden. Das Branchenmedium „The Wrap“ relativiert die Befürchtungen jedenfalls schon: Laut ungenannten Marvel-Insidern spreche die Sabra-Darstellerin Shira Haas mit einem israelischen Akzent – und das Studio habe schon vor dem Anschlag der Hamas am 7. Oktober vorgehabt, die Figur von einer Mossad-Agentin zu einer „Black Widow“ zu machen. Das American Jewish Committee tat daraufhin Erleichterung kund: „Wenn das stimmt, das sind wir froh, dass Marvel erkannt hat, wie wichtig Sabras israelische Identität für ihren Charakter ist. Superhelden müssen sich um genügend Dinge sorgen. Identitätspolitik sollte nicht auch dazugehören.“

Shira Haas war auch in den Serien „Shtisel“ und „Unorthodox“ zu sehen. Im Bild: Die Serie „Bodies“.
Shira Haas war auch in den Serien „Shtisel“ und „Unorthodox“ zu sehen. Im Bild: Die Serie „Bodies“.IMAGO

Sorgen muss sich freilich die Marvel-Produktionsfirma, für die das Thema ein heikles sein dürfte: Ob die Figur nun als pro-israelisch wahrgenommen wird oder Marvel, wie manche es nennen, vor „anti-israelischen Stimmen kapituliert“, das Studio kann es nicht allen Fans recht machen.

Apropos israelischer Akzent: Mit einem solchen sprach auch Gal Gadot, die in den Filmen der Marvel-Konkurrenzfirma Sony/DC Wonder Woman spielte. Gadot, die selbst auch zwei Jahre Wehrdienst in der israelischen Armee leistete, wie vorgeschrieben für israelische Frauen, wurde für ihre Statements, in denen sie Israel unterstützt, von einigen Fans angefeindet. Die Figur Wonder Woman selbst – im Film eine Amazone von einer paradiesischen Insel – hat abseits ihrer Darstellerin keine Verbindung zu Israel. (kanu)

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