Wiederansiedelung

Wie Vögel aus dem 3D-Drucker die Waldrappe retten

Waldrapp aus dem 3D-Drucker in Felsnische bei Überlingen in Deutschland.
Waldrapp aus dem 3D-Drucker in Felsnische bei Überlingen in Deutschland.APA / TIERGARTEN SCHÖNBRUNN / Dennis Pfleghaar
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Die Waldrappe galten in Europa bereits als ausgestorben. Nun haben sie begonnen, sich wieder anzusiedeln. Und das dank Attrappen aus dem Naturhistorischen Museum Wien.

Der Waldrapp (Geronticus eremita) ist Naturschutzverbänden zufolge einer der seltensten Vögel der Welt. Die Art brütet gerne in der Nähe von Gewässern an Felsklippen und Steilküsten. Beim Versuch, die einst in Europa ausgestorbenen Tiere in Europa wieder anzusiedeln, gab es nun einen wichtigen Meilenstein dank modernster Technologie mit österreichischer Beteiligung. Vögel aus 3D-Druckern lockten Waldrappen zum Nisten an, wie der Tiergarten Schönbrunn am Donnerstag mitteilte.

Erstmals haben die Tiere nun selbstständig in einer natürlichen Felsnische in Deutschland bei Überlingen am Bodensee gebrütet. Animiert wurden sie dabei laut Angaben des Tiergartens von zwei Waldrapp-Attrappen, die vom Naturhistorischen Museum Wien (NHM) mittels 3D-Drucker hergestellt wurden.

„Letzter wichtiger Meilenstein geglückt“

„Bisher haben die Ibisvögel in einer nahegelegenen künstlichen Brutwand genistet. Dies war ein notwendiger Zwischenschritt, um den ursprünglich aus Tiergärten stammenden Vögeln zu zeigen, dass sie in der Region brüten können. Ziel war es aber immer, dass die Waldrappe an ihre natürlichen Brutplätze zurückkehren. Damit ist der letzte wichtige Meilenstein geglückt“, hieß es von Tiergartendirektor Stephan Hering-Hagenbeck.

Die Vögel am Bodensee wurden im Rahmen eines ersten EU LIFE-Projekts wiederangesiedelt. Seit 2022 leitet der Tiergarten Schönbrunn ein zweites LIFE-Projekt, welches den Schutz und die Wiederansiedelung der seltenen Vogelart fortsetzt.
„Für die Anfertigung der Attrappen haben wir den 3D-Scan eines Waldrapps erhalten. Anhand dessen wurden die Modelle mithilfe unseres 3D-Druckers Schicht für Schicht aufgebaut“, erklärte Katrin Vohland, Generaldirektorin des NHM Wien.

Ein Dutzend Jungtiere

In 20 Metern Höhe wurden die Attrappen Ende Februar vom Förderverein Waldrappteam gemeinsam mit der Bergwacht Donau-Heuberg in einer Felsnische angebracht. Das Ergebnis des Versuchs kann sich sehen lassen: Insgesamt gibt es fünf Brutpaare, die rund ein Dutzend Jungtiere dort aufziehen.

„Wir erwarten, dass die jungen Waldrappe die Felsnische Mitte August verlassen. Im Herbst sollten sie gemeinsam mit ihren Eltern die lange Reise in ihr Überwinterungsgebiet in der Toskana antreten. So lernen sie die Zugroute und tragen hoffentlich später mit eigenem Nachwuchs dazu bei, dass die wildlebende Kolonie am Bodensee wächst“, sagte Anne-Gabriela Schmalstieg vom Förderverein Waldrappteam.

Junge aus Zoos werden ausgewildert

Um eine stabile Waldrapp-Population in Europa zu sichern, werden heuer auch in Zoos geschlüpfte Jungtiere ausgewildert. Zurzeit werden 36 junge Waldrappe von ihren menschlichen Ziehmüttern an ein Ultraleichtflugzeug gewöhnt, mit dem den Vögeln der Weg in ein Überwinterungsgebiet in Andalusien gezeigt werden wird, hieß es in der Aussendung.

Die Zugvögel mit den markanten, schopfartigen Federn am Kopf und sichelförmigen Schnäbeln waren zuletzt in freier Wildbahn praktisch ausgestorben. Bis ins 17. Jahrhundert lebten Waldrappe unter anderem an Felsen in Überlingen. Dann wurden ihnen Vogeljäger zum Verhängnis. (APA)

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