Länder-Rating

Erstmals seit zehn Jahren erhält die Türkei ein Rating-Upgrade von Moody‘s

Die Türkei erlebte in den letzten Jahren einige der schnellsten Preissteigerungen der Welt. Nach den Wahlen im vergangenen Jahr versuchte Finanzminister Mehmet Şimşek, die Stabilität wiederherzustellen.
Die Türkei erlebte in den letzten Jahren einige der schnellsten Preissteigerungen der Welt. Nach den Wahlen im vergangenen Jahr versuchte Finanzminister Mehmet Şimşek, die Stabilität wiederherzustellen.Reuters / Umit Bektas
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Noch immer liegt das Land auf einer Stufe mit Jordanien und Bangladesch. Doch das Rating von Moody‘s markiert eine Trendumkehr der Wirtschaftspolitik von Recep Tayyip Erdoğan.

Es ist ein Meilenstein in der Bemühung der Türkei um eine Rückkehr zu einer orthodoxen Wirtschaftspolitik: Die Ratingagentur Moody‘s Ratings hat die Kreditwürdigkeit des Landes zum ersten Mal seit mehr als einem Jahrzehnt angehoben.

Das Rating wurde von B3 um zwei Stufen auf B1 angehoben – und noch dazu mit einem positiven Ausblick. Die Türkei bleibt weiterhin vier Stufen unter Investment Grade und liegt damit auf einer Stufe mit Jordanien und Bangladesch. Der Schritt folgt auf die Heraufstufungen durch die US-Bewertungsagenturen S&P Global Ratings und Fitch Ratings, da die Rückkehr der Türkei zu einer konventionellen Politik zu einer Trendwende bei der Inflation und einem raschen Anstieg der Devisenreserven der Zentralbank geführt hat.

Finanzminister Mehmet Şimşek lenkte ein

„Der Hauptgrund für die Heraufstufung auf B1 sind Verbesserungen in der Regierungsführung, insbesondere die entschiedene und zunehmend etablierte Rückkehr zu einer orthodoxen Geldpolitik“, heißt es von Moody‘s. „Dies führt zu ersten sichtbaren Ergebnissen bei der Verringerung der großen makroökonomischen Ungleichgewichte der Türkei.“

Ratingagentur Moody‘s sieht eine Trendwende in der Wirtschaftspolitik von Präsident Recep Tayyip Erdoğan und Finanzminister Mehmet Şimşek.
Ratingagentur Moody‘s sieht eine Trendwende in der Wirtschaftspolitik von Präsident Recep Tayyip Erdoğan und Finanzminister Mehmet Şimşek.Reuters / Andrew Kelly

Die Türkei erlebte in den letzten Jahren einige der schnellsten Preissteigerungen der Welt, als Präsident Recep Tayyip Erdoğan von der traditionellen Wirtschaftspolitik abrückte und das Wachstum durch billige Kredite, Mindestlohnerhöhungen und eine lockere Staatsfinanzierung förderte. Nach den Wahlen im vergangenen Jahr versuchte ein Wirtschaftsteam unter der Leitung von Finanzminister Mehmet Şimşek, die Stabilität wiederherzustellen, indem es den Leitzins der Zentralbank von 8,5 Prozent auf 50 Prozent anhob und eine strengere Finanzpolitik durchsetzte.

Positiver Ausblick

„Boom - großartige Nachrichten für die Türkei. Es ist selten, dass man eine doppelte Heraufstufung erhält, aber es zeigt, wie sehr Moody‘s hinter der Entwicklung zurückgeblieben ist und dass sie mit Fitch und S&P gleichziehen mussten“, sagte Tim Ash, ein Stratege für Schwellenländer bei RBC BlueBay Asset Management zur Nachrichtenagentur „Bloomberg“. „Das zeigt die Auswirkungen der Şimşek-Reformen.“

»„Dank des von uns durchgeführten Programms hat Moody‘s, das die Kreditwürdigkeit unseres Landes nach elf Jahren angehoben hat, den Ausblick als positiv beibehalten«

Mehmet Şimşek

Finanzminister

Moody‘s hatte den Ausblick für die Kreditwürdigkeit der Türkei im Jänner von stabil auf positiv revidiert und dies mit einem „entscheidenden Wandel“ in der Wirtschaftspolitik der Behörden begründet. S&P hob das Rating des Landes um eine Stufe von B auf B+ an, mit einem positiven Ausblick. Auch Fitch stufte das Land im März um eine Stufe von B auf B+ mit positivem Ausblick herauf.

„Dank des von uns durchgeführten Programms hat Moody‘s, das die Kreditwürdigkeit unseres Landes nach elf Jahren angehoben hat, den Ausblick als positiv beibehalten“, sagte Şimşek auf der Onlineplattform X und fügte hinzu, dass der positive Ausblick auf weitere potenzielle Anhebungen des Ratings hinweist.

Inflation soll sinken

Moody‘s geht davon aus, dass die Verbraucherpreisinflation bis Dezember deutlich auf unter 45 Prozent sinken wird, was durch eine Verlangsamung der Inlandsnachfrage und eine Aufwertung des realen Wechselkurses unterstützt wird. Die Tatsache, dass sich die zur Jahresmitte erfolgten Mindestlohnerhöhungen vom Juli 2023 und 2022 nicht wiederholen werden, dürfte die Disinflation auch in Zukunft unterstützen.

Moody‘s geht davon aus, dass sich die Inflation bis 2025 auf rund 30 Prozent verlangsamen wird, während das Leistungsbilanzdefizit in diesem Jahr bei 2,4 Prozent des BIP und 2025 bei unter zwei Prozentdes BIP liegen dürfte, nachdem es 2022 mit fünf Prozenteinen neuen Höchststand erreicht hatte.

Moody‘s erklärte, dass die externen Anfälligkeiten und politischen Risiken zwar zurückgegangen sind, aber nach wie vor die Bewertung beeinträchtigen. (Bloomberg)

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