Südasien

Proteste in Bangladesch: Regierung schickt Armee gegen Demonstranten

Bei den gewaltvollen Zusammenstößen wurden Dutzende getötet und Hunderte verletzt.
Bei den gewaltvollen Zusammenstößen wurden Dutzende getötet und Hunderte verletzt.Reuters / Mohammad Ponir Hossain
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Die Auseinandersetzungen zwischen Studenten und Sicherheitskräften spitzt sich zu. Agenturberichten zufolge sterben 115 Menschen. Die Demonstrationen gehen trotz Ausgangssperre weiter.

Die Auseinandersetzungen zwischen protestierenden Studenten und Sicherheitskräften sind in Bangladesch weiter eskaliert. Wie ein AFP-Reporter berichtete, schoss die Polizei in der Hauptstadt Dhaka am Samstag auf Demonstranten, dabei wurde mindestens ein Mensch verletzt. Die Demonstration fand trotz einer seit Mitternacht geltenden Ausgangssperre statt. Zudem schickte die Regierung die Armee auf die Straßen.

Bei den Protesten wurden nach einer AFP-Zählung bisher mindestens 115 Menschen getötet. Offiziell bestätigt wurden die Opferzahlen nicht. Die US-Botschaft in Bangladesch sprach von Hunderten bis zu Tausenden Verletzten. Mehrere Krankenhäuser meldeten, seit Donnerstag seien dort deutlich mehr Menschen an Schusswaffenverletzungen gestorben.

Demonstranten stürmen ein Gefängnis

Angesichts der Lage im Land sagte Regierungschefin Sheikh Hasina nach Angaben eines Sprechers ihre geplanten Auslandsreisen nach Spanien und Brasilien ab.

Die 76-jährige Regierungschefin Sheik Hasina.
Die 76-jährige Regierungschefin Sheik Hasina.Reuters / Mohammad Ponir Hossain

In Narsingdi im Zentrum des Landes hatten Studenten nach Polizeiangaben am Freitag ein Gefängnis gestürmt und dabei vermutlich hunderte Häftlinge befreit. Anschließend hätten die Demonstranten das Gefängnis in Brand gesetzt.

Internetsperre erschwert Kommunikation

Die Regierung hatte bereits am Donnerstag eine Internetsperre erlassen, was die Kommunikation im Land erschwert. Die größten Verlage des Landes können ihre Nachrichtenportale nicht mehr aktualisieren. Der staatliche Rundfunk kann nicht mehr auf Sendung gehen, seit Demonstranten am Donnerstag seinen Hauptsitz in Dhaka in Brand gesteckt hatten. Die Regierung hatte Internet-, Telefon- und SMS-Verbindungen weitgehend gekappt.

Protest gegen Quotensystem im öffentlichen Dienst

Die Studenten in Bangladesch demonstrieren seit Wochen fast täglich gegen ein Quotensystem der Regierung, das vorsieht, dass mehr als die Hälfte der gut bezahlten Stellen im öffentlichen Dienst bestimmten Bevölkerungsgruppen vorbehalten sind. Die Studenten fordern bei der Vergabe der attraktiven Jobs ein leistungsorientiertes System anstelle der Quoten. In dem Land mit mehr als 170 Millionen Einwohnern ist die Arbeitslosigkeit sowie die Inflation hoch. Am Donnerstag signalisierte die Regierung Bereitschaft für eine Reform der Regelung und für Gespräche.

Soldaten patrouillieren auf den Straßen.
Soldaten patrouillieren auf den Straßen.APA / AFP / Munir Uz Zaman

Quote soll Regierung begünstigen

Nach Angaben der Kritiker begünstigen die Quoten die Unterstützer der Regierung der 76-jährigen Hasina, die im Jänner bei einer praktisch ohne Opposition erfolgten Wahl für eine vierte Amtszeit bestätigt worden war. Ihr wird vorgeworfen, staatliche Institutionen zu missbrauchen, um ihre Macht zu festigen. Die Regierung wiederum beschuldigt einen Teil der oppositionellen Bangladesh Nationalist Party, die Gewalt bei den Protesten anzuheizen. Am Freitagmittag nahm die Polizei den wichtigen Oppositionspolitiker Ruhul Kabir Rizvi fest. (APA/AFP)

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