Klassik-Kritik

Salzburger Festspiele: Currentzis versucht in Bachs „Matthäuspassion“ die Quadratur des Passionskreises

Ein manierierter Countertenor: Andrey Nemzer. Ansonsten waren für die Arien Stimmen aufgeboten, die sich auf schlichten, direkten Ausdruck verstanden.
Ein manierierter Countertenor: Andrey Nemzer. Ansonsten waren für die Arien Stimmen aufgeboten, die sich auf schlichten, direkten Ausdruck verstanden.© Marco Borrelli
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Der politisch und musikalisch umstrittene Dirigent strebt zum Auftakt der Salzburger Festspiele danach, das eherne Bibelwort der protestantischen Tradition mit dem katholischen Jesuitendrama zusammenzubringen. Inklusive Lichtregie und Fernchor.

„Et exspecto“ prangt als Motto über der Ouverture spirituelle der Salzburger Festspiele: Und ich erwarte. So heißt es im christlichen Glaubensbekenntnis. Kann allerdings passieren, dass das Salzburger Warten und Erwarten für den reisenden Rezensenten nicht wie gedacht um 18 Uhr mit Bachs Matthäuspassion im Haus für Mozart beginnt, sondern schon am Vormittag in Bregenz – wenn nämlich dort der Zugverkehr zum Erliegen kommt. „Was kann ich wissen?“, fragt man sich mit Immanuel Kant. Wenig, wenn die Bahnhofsdurchsagen die erwartete Verspätung in Hinhaltetaktik nur minutenweise hochlizitieren. „Was soll ich tun?“ Nervös werden, per Taxi andere Bahnhöfe ansteuern, gleich eine sündteure Autofahrt zum Ziel buchen? Die Zeichen der Zeit erkennen, wenn sogar der Herr Bundespräsident das Warten am Bahnsteig aufgibt und sich auf die Straße verlagert? So wichtig ist unsereins nicht. Irgendwann fällt der Zug offiziell aus. „Was darf ich hoffen?“ Jedenfalls nicht auf einen Schienenersatzverkehr. Oder dass der Regionalzug, der es als Erster wieder aus Bregenz herausschafft, in Feldkirch den Umstieg in den Railjet ermöglichte: Fünf Minuten Wartezeit sind wohl zu viel verlangt. Also noch eine weitere Stunde des Erwartens; in Summe vier Stunden später als geplant in Salzburg – und das hieß auch: nur mit knapper Not in Teil zwei der Matthäuspassion unter Teodor Currentzis.

Bei dieser Aufführung muss es auch zuvor schon hitzig und filigran zugleich zugegangen sein, wie vertrauenswürdige Quellen bestätigten.

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