Die Kleinanleger dürften Slims Übernahmeangebot bei der Hauptversammlung der Telekom Austria mehrheitlich ablehnen.
Vorstand und Aufsichtsrat der teilstaatlichen Telekom Austria (TA) mussten am Mittwoch bei der Hauptversammlung herbe Kritik einstecken. Einerseits wegen der Kommunikation über den Syndikatsvertrag der beiden Großaktionäre ÖIAG und America Movil, andererseits aber auch wegen der Ablöse des Finanzvorstands und der verheimlichten Vertragskündigung von Hofer bei der Diskontschiene "Yesss!".
Kleinanlegervertreter Wilhelm Rasinger sagte, dass die Aktionäre all die Jahre nur enttäuscht wurden und nicht profitiert hätten. Der Preis von 7,15 Euro pro Aktie, den Carlos Slims America Movil den Anlegern bietet, sei aber als fair zu bezeichnen, so der IVA-Chef. Von den österreichischen Kleinanlegern dürften aber nur wenige ihre Aktien an die Mexikaner abgeben. "Ich war bis heute noch unschlüssig, werde aber nicht verkaufen", so ein Kleinaktionär. Ein anderer meinte: "Ich glaube, dass der Aktienkurs mit dem Syndikatsvertrag steigen wird."
Der mexikanische Telekom-Tycoon Carlos Slim peilt mit seiner America Movil bei der Telekom Austria einen Anteil von 51 Prozent an. Das kristallisierte sich am Tag der Telekom-Hauptversammlung heraus. Slim habe sich verpflichtet, einen Streubesitz von mindestens 24 Prozent zu erhalten, sagte Telekom-Aufsichtsratschef und ÖIAG-Boss Rudolf Kemler. Die ÖIAG strebt 25 Prozent an.
"Wenn wir mehr als 50 Prozent der Aktien bekommen, so werden wir innerhalb von zwei Jahren so viele Aktien abgeben, um diesen Streubesitz sicher zu stellen", sagte America-Movil-Finanzchef Carlos Garcia Moreno zuvor im Nachrichtenmagazin "News".
Rasinger über "Yesss!"-Kündigung schockiert
Indes erklärte Rasinger, er sei "schockiert", über die Medien zu erfahren, dass die Handelskette Hofer den exklusiven Vertriebsvertrag bei der Diskontmarke "Yesss!" gekündigt hat. Generaldirektor Hannes Ametsreiter stellte klar, dass Hofer auch 2015 "Yesss!"-Tarife vertreiben werde. "Gekündigt wurde nur die Exklusivität, weil Hofer eigene Produkte anbieten will", so Ametsreiter. Rasinger wollte auch wissen, mit welchem "Package" der scheidende Finanzchef Hans Tschuden "jetzt nur noch Golf spielen wird". Tschuden bekomme seine Bezüge bis zum Ende seiner Vertragslaufzeit, also bis März 2015, so die Antwort.
Ein Aktionär sagte, er hätte sich gewünscht, dass Carlos Slim persönlich nach Wien kommt, um mit ihm diskutieren zu können. Dass Amov-CEO Daniel Hajj eine Videobotschaft "abliest", wollte er nicht akzeptieren. Die Arbeiterkammer (AK) kritisierte, dass die Arbeitnehmervertreter nicht im Syndikatsausschuss vertreten sein werden. Damit würden die Betriebsräte bei den Entscheidung von America Movil und der Staatsholding ÖIAG übergangen.
Telekom fordert Schadenersatz
Die in die Telekom-Prozesse verwickelten ehemaligen Vorstände der Telekom Austria werden mehrere Millionen Euro an Schadenersatz zurückzahlen, kündigte Kemler heute den Aktionären weiters an. Es sei aber unrealistisch, die angemeldeten Ansprüche in der Höhe von insgesamt 36,5 Mio. Euro ersetzt zu bekommen. "Bis Ende Jänner 2014 konnten wir Schadenersatzzahlungen von 2,8 Mio. Euro lukrieren", so Kemler.
(APA)