Ein Finanzloch in Bulgarien beschert der Telekom Austria einen Rekordverlust. AK-Direktor Muhm ortet "dringenden Aufklärungsbedarf".
Ein 400 Millionen Euro schweres Finanzloch in Bulgarien wird der Telekom heuer einen massiven Verlust einbrocken. Wegen der teuren Frequenzauktion in Österreich, die der Telekom zuletzt eine Milliarde Euro kostete, ist der Konzern bereits jetzt hoch verschuldet. Während Telekom und Staatsholding ÖIAG beschwichtigen, ortet der Direktor der Wiener Arbeikerkammer, Werner Muhm, "dringenden Aufklärungsbedarf". Muhm: "Eine derart hohe Abwertung ergibt sich nicht von einem Tag auf den anderen". Neben dem Telekom-Vorstand sieht er auch den Aufsichtsrat in der Verantwortung: "Offensichtlich ist die Kontrolle durch die ÖIAG nicht engmaschig genug", so Muhm. "Dass in Bulgarien ein Risiko besteht, hätte bekannt sein müssen, der Vorstand hätte dementsprechend bereits früher informieren müssen".
Ametsreiter: "Sehr unglücklich über die 400 Mio."
Auch Telekom-Chef Hannes Ametsreiter betonte in der Donnerstagsausgabe des "Kurier", dass aus Mexiko "keine negativen Ansagen in Richtung eines Ausstiegs" kamen. Der Vertreter von America Movil sei per Videokonferenz bei der Aufsichtsratssitzung dabei gewesen. "Bei der Unterzeichnung des Syndikatsvertrags Ende April wussten wir ja selbst die Höhe des Wertberichtigungsbedarfs noch nicht", so Ametsreiter.
Das Management sei "sehr unglücklich über die 400 Millionen", so Ametsreiter. Zur geplanten Investitionsmilliarde sagte er: "Wir müssen jetzt überlegen, wie man das Kapital bestmöglich einsetzt, um uns einerseits zu stabilisieren und andererseits zu prüfen, in welchem Wachstumsbereich wir Aktivitäten starten." Für einen Rücktritt sieht Ametsreiter aber keinen Anlass: "Ich habe mir nichts vorzuwerfen, wir haben sehr rasch, transparent und korrekt gehandelt."
America Movil: "Keine Konsequenzen"
Laut Insidern ist die Abschreibung bei der Bulgarien-Tochter Mobiltel formal kein Ausstiegsgrund für den neuen Großaktionär Carlos Slim. Im Syndikatsvertrag mit seinem Unternehmen America Movil soll es eine solche Klausel nicht geben. Zuvor hatte bereits eine Sprecherin von America Movil gegenüber der APA versichert, dass es "keine Konsequenzen" geben werde.
Auch die Staatsholding ÖIAG sieht die Partnerschaft mit Slim nicht gefährdet. Ob die geplante Kapitalerhöhung aufgestockt werden muss, sei noch nicht entschieden, sagte ein ÖIAG-Sprecher. Vorerst bleibe man aber beim bisherigen Fahrplan. ÖIAG und America Movil haben Ende April einen Syndikatsvertrag unterschrieben und darin bis Mitte 2015 eine Finanzspritze von rund einer Milliarde Euro vereinbart.
(APA)