Überraschend heftig fällt die Kritik des ÖIAG-Aufssichtsratschef nach dem Bulfgarien-Debakel an der Telekom-Führung aus. Von Österreichs Parteien hält der Ex-Magna-Chef wenig.
Der neue ÖIAG-Aufsichtsratschef Siegfried Wolf kritisiert wenige Tage nach seiner Bestellung zum Präsidenten der Verstaatlichtenholding die Führung der teilstaatlichen, inzwischen von America Movil kontrollierten, Telekom Austria und die heimische Politik. Russlands umstrittenen Präsident Wladimir Putin verteidigte er hingegen im Interview mit dem Magazin "News".
"Wertberichtigung tut verdammt weh"
Überraschend heftig für einen Eigentümervertreter mit Blick auf den Aktienkurs fällt seine Kritik an der Telekom aus, die vergangene Woche eine Wertberichtigung von 400 Mio. Euro für Bulgarien bekannt geben musste. "Es tut verdammt weh. Eine Eigenkapitalabschreibung von 400 Millionen Euro bingt das Unternehmen in eine äußerst prekäre Situation", so Wolf.
Er sieht nun einen erheblichen Aufklärungsbedarf: "Es ist in der Tat sehr seltsam und auch überraschend für die ÖIAG wie für jeden anderen Aktionär. Ich sehe es als absolute Notwendigkeit, dass hier lückenlos aufgeklärt wird, wie es von Mai bis Mitte Juni zu so einem Abschreibungsbedarf kommen kann. (...) Verantwortlich ist eindeutig der Vorstand der Telekom."
Nur Umverteilungsparteien
Zu den Gerüchten über einen Einstieg des staatlichen russischen Energiekonzerns Gazprom bei der teilstaatlichen OMV meinte Wolf, dass der Konzern derartige Meldungen dementiert hatte. Und Wolf hielt fest: "Ohne die Republik Österreich geht nichts." Und einmal mehr verteidigte Wolf, der als Topmanager für den russischen Oligarchen Oleg Deripaska arbeitet, Russlands Präsidenten Wladimir Putin. Es sei "extrem unrichtig" wenn Russland "dämonisiert" werde. "Die Europäer sind gut beraten, sich aus dem Kielwasser der amerikanischen Diktion zu lösen", so Wolf.
Weniger begeistert ist der von der österreichischen Politik. "Wir haben in der österreichischen Parteienlandschaft fast nur Umverteilungsparteien", glaubt Wolf, der einst unter Frank Stronach zum Spitzenmanager beim Autozulieferer Magna aufgestiegen ist. Zur ÖVP meinte Wolf: Ich hoffe, dass sich die Wirtschaftspartei in der ÖVP durchsetzt. (...) Derzeit sehe ich das nicht."
Zuletzt hatte Wolf in einem "Ö1-Interview" gesagt, dass "Arbeit nicht mehr leistbar ist". Arbeitsplätze drohten abzuwandern, "weil wir den Standort Österreich nicht wettbewerbsfähig halten können". Es gebe keinen "starken Abbau" der Bürokratie sowie eine Energie- und eine Steuerdiskussion, die Österreich unattraktiv machten.
(APA)