Frauen in den Vorständen von DAX-Unternehmen gaben ihre Führungspositionen vorzeitig auf. Auch in Österreich und global geht der Frauenanteil zurück.
Berlin/Wien. Der deutsche Aufwärtstrend bei Frauen in Top-Führungspositionen von börsenotierten Unternehmen ist gebrochen. Heuer sitzen um 1,8 Prozent weniger Frauen in Vorständen als im Vorjahr. In den Jahren 2009 bis 2013 ist der Anteil weiblicher Vorstände stetig gestiegen. Betrug er 2009 noch 0,6 Prozent, war er 2013 auf 7,2 Prozent angewachsen. Jetzt ist er auf 5,4 Prozent zusammengeschrumpft, das sind gerade einmal zehn Frauen.
Laut der Unternehmensberatung Simon Kucher & Partners, die die Zahlen erhoben hat, liegt der Rückgang daran, dass die durchschnittliche Amtszeit der Frauen im Vorstand mit drei Jahren deutlich kürzer ist als die der Männer. Das führt Ko-Studienautor Simon Lesch aber nicht darauf zurück, dass Frauen in Führungspositionen von der männlichen Kollegenschaft das Leben schwergemacht wird. Sondern auf die mangelnde Qualifikation der Frauen. Personalberater würden von einem gesteigerten Druck von Unternehmen sprechen, doch mindestens eine weibliche Kandidatin vorzuschlagen. „Da war dann offensichtlich manchmal das Geschlecht wichtiger als die beste fachliche Eignung“, vermutet Lesch.
Auch im Jahr 2014 ist die "Forbes"-Liste noch fest in männlicher Hand. Unter den 1645 Superreichen befinden sich heuer gerade einmal 172 Frauen. Self-Made-Milliardärinnen sind dabei in der Unterzahl. Doch es werden mehr. Anlässlich des Frauentags stellt DiePresse.com Frauen vor, die ihr Vermögen selbst aufgebaut haben. von Stefanie Kompatscher www.BilderBox.com
Mit dem Börsengang von Facebook wurde die Harvard-Absolventin Sheryl Sandberg (44) auf einen Schlag bekannt. Die Managerin gilt als rechte Hand von Gründer Mark Zuckerberg. Im Vorjahr veröffentlichte sie den Bestseller "Women, Work, and the Will to Lead". Heuer schaffte sie es zum ersten Mal auf die "Forbes"-Liste. Ihr Vermögen: 1,05 Milliarden Dollar. REUTERS
Meg Whitman (57) ist die erste Frau, die in der US-IT-Branche ein Milliardenvermögen erwirtschaftete. Genauso wie Sandberg absolvierte sie ein Studium an der Harvard University und startete ihre Karriere bei Hasbro. 1998 wurde sie von der Auktionsplattform eBay abgeworben und machte aus der kleinen Firma mit 30 Mitarbeitern ein Imperium. Heute ist sie Chefin von HP. Ihr Vermögen beläuft sich laut "Forbes" auf zwei Milliarden Dollar. EPA
Die Amerikanerin Sara Blakely (43) studierte Kommunikationswissenschaften, jobbte als Teilzeitkraft für Walt Disney und als Vertreterin für Fax-Geräte. Im Alter von 29 Jahren investierte sie ihre gesamten Ersparnisse von 5000 Dollar in die Entwicklung einer modernen Version des Miederhöschens: Es war die Geburtsstunde des mittlerweile weltberühmten Unterwäschelabels Spanx. Heute nennt Blakely eine Milliarde Dollar ihr Eigen. Imago
Eine, die kräftig die Werbetrommel für Blakelys Spanx-Höschen rührte, ist selbst längst Milliardärin: In ärmlichen Verhältnissen geboren, besizt die weltberühmte Talkshowmoderatorin Oprah Winfrey (60) heute ein Vermögen von 2,9 Milliarden Dollar. Winfrey hat sich selbst zur Marke gemacht: Sie schreibt Bestseller, gibt Magazine heraus und besitzt ihren eigenen TV-Sender. REUTERS
Auch sie hat Oprah Winfrey viel zu verdanken: Nachdem sie jahrelang als Pressesprecherin und für mehrere Designer arbeitete, entwickelte Tory Burch (47) ihre eigene Modelinie. Im April 2005 wurde sie in Winfreys Show vorgestellt. Nicht einmal zehn Jahre später verkauft die New Yorkerin ihre Kleidung im sogenannten "Preppy-Bohemian"-Stil weltweit - Tendenz: rasant wachsend. Ihr Vermögen beziffert "Forbes" auf eine Milliarde Dollar. Aus der Hand geben will Burch die Unternehmensführung nicht: "Ich will arbeiten, bis ich 80 bin. Es hält mich gesund", sagte sie vor kurzem in einem Interview. Imago
Besonders viele Self-Made-Milliardärinnen kommen aus Volksrepublik. Zehn Frauen stehen auf der "Forbes"-Liste, fast alle haben ihr Vermögen selbst erwirtschaftet, die meisten in der Immobilienbranche. So auch Zhang Xin (48). Gemeinsam mit ihrem Ehemann gründete sie die Firma Soho China, deren CEO sie heute ist.Im Zentrum von Peking setzte sie einige spektakuläre Immobilienprojekte um, unter anderem mit Stararchitektin Zaha Hadid. Zuvor hat Zhang Xin an der Wall Street in Unternehmen wie Goldman Sachs Erfahrung gesammelt. Reuters
Die Afrikanerin Folorunsho Alakija (63) hat es mit einem Vermögen von 2,5 Milliarden Dollar heuer erstmals auf die "Forbes"-Liste geschafft. Aufgewachsen in einer reichen Familie mit 52 (Halb-)Geschwistern, studierte sie zunächst in London, um dann eine hochpreisige Modemarke in Nigeria zu gründen. Das große Geld machte sie allerdings, als sie 1993 mit Hilfe von guten Kontakten in die Politik ins Öl-Geschäft einstieg. Screenshot
Ihren Eltern waren einfache Fabrikarbeiter, Jelena Baturina (50) studierte in Zeiten des Kommunismus. In den 1980ern traf sie ihren Mann Juri Luzhkov, der später Bürgermeister von Moskau werden sollte. Baturina war noch nicht einmal 30, als sie nach dem Zerfall der Sowjetunion das Bauunternehmen Inteco gründete. Sie baute eine riesiges Imperium auf, das sie verkaufen musste. Als ihr Mann 2010 das Amt des Bürgermeisters verlor, verlagerte sei ihren Lebensmittelpunkt ins Ausland. "Forbes" schätzt ihr Vermögen auf eine Milliarde Dollar. Doch zuletzt lief es gar nicht rund für sie. (>>mehr dazu) REUTERS
Doris Fischer (82, im Bild) bringt es auf 3,3 Milliarden Dollar. Die Amerikanerin eröffnete in den 1960er Jahren gemeinsam mit ihrem Mann Donald einen Jeansladen, der zur Modekette Gap wurde. Ähnlich begann der Aufstieg der Italienerin Giuliana Benetton (76): Sie strickte Pullover, die ihr Bruder mit dem Fahrrad an die Kunden brachte. Daraus entstand ein riesiges Modeimperium, Benettons Privatvermögen beläuft sich heute auf 2,9 Milliarden Dollar.Auch die spanische Näherin Rosalia Mera fing gemeinsam mit ihrem Mann Amancio Ortega ganz unten an. Beide wurden durch die Gründung Zara-Mutter Inditex zu Milliardären, Ortega gar zum reichsten Mann Europas. Mera ist im Vorjahr im Alter von 68 Jahren gestorben. >>> Mehr: Die reichsten Menschen der Welt REUTERS
Von der Teilzeitkraft zur Geschäftsfrau
Kahlschlag bei Siemens
Besonders signifikant ist die Entwicklung bei Siemens. Wie auch sein Vorgänger Peter Löscher nutzte der neue Vorstandsvorsitzende, Joe Kaeser, die Monate nach seinem Amtsantritt, um einige Vorstandsposten neu zu besetzen. Und während Löscher nach seinem Antritt 2007 den Frauenanteil von null auf 22 Prozent erhöhte, ist der Siemens-Vorstand seit Beginn der Ära Kaeser wieder ein reiner Männerverein. So musste etwa Brigitte Ederer ihre Position im Vorstand aufgeben. Die Null-Frauenquote ist Siemens dann aber doch zu rückschrittlich. Ab August 2014 soll mit der Ex-Shell-Managerin Lisa Davis wieder eine Frau in den Vorstand aufrücken.
In Österreich ist die Lage noch trister. Heuer sind 96,9 Prozent der Vorstandsposten von börsenotierten Unternehmen Männer. Unter 195 Vorständen befinden sich also nur sechs Frauen, um 0,2 Prozent weniger als 2013.
ATX: Ein Drittel ohne Frauen
In den Aufsichtsräten sieht die Sache geringfügig besser aus: Hier stehen heuer 69 Frauen 508 Männern (2013: 69 Frauen zu 528 Männer) gegenüber, demnach sind zwölf Prozent der Aufsichtsratsmandate in Frauenhand. Die im Vorjahr neu geschaffenen Aufsichtsratsposten wurden aber mehrheitlich von Männern besetzt. Noch immer sind in mehr als einem Drittel der ATX-Unternehmen weder im Aufsichtsrat noch im Vorstand Frauen vertreten. Weibliche Vorstandsvorsitzende gibt es bei ATX-Unternehmen keine Einzige.
Von den weltweit rund 3000 CEO-Stellen der 2000 größten börsenotierten Unternehmen wurden 84 mit Frauen besetzt. Das sind gerade einmal drei Prozent. Auch global ging der Anteil der Frauen in Top-Führungspositionen heuer leicht zurück. (es)
"Equal Pay Day": Laut Gewerkschaft haben Männer schon bis 8. Oktober das durchschnittliche Jahresgehalt einer Frau verdient. Stimmt so nicht, sagt die Wirtschaftskammer.