Immobilien: Ukraine-Krise setzt Immofinanz zu

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Das Unternehmen konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr sein Ergebnis deutlich steigern. Die Aktie gab indes weiter nach. Das Russland-Geschäft macht vielen Anlegern Sorgen.

Wien. „Irrational niedrig“. So bezeichnet Immofinanz-Chef Eduard Zehetner den Aktienkurs der Immobiliengesellschaft. Dieser gab am Montag erneut nach. Seit Jahresbeginn hat die Immofinanz-Aktie 16 Prozent ihres Werts verloren und ist damit der drittschlechteste ATX-Wert des laufenden Jahres – hinter den Banken Erste Group und Raiffeisen. Zum Vergleich: Das Papier der Konkurrentin CA Immo verteuerte sich seit Anfang Jänner um 18 Prozent. Ursache für die schwache Kursentwicklung der Immofinanz ist die Ukraine-Krise.

Kurs weit unter innerem Wert

25 Prozent des Immobilienportfolios liegen in Russland. „Das ist zu 50 Prozent refinanziert, sodass sich ein Nettoexposure von 12,5 Prozent ergibt“, rechnet Zehetner vor. Selbst wenn Russland gänzlich ausfallen sollte, erkläre das nicht die hohe Differenz zwischen Kurs und Vermögenswert pro Aktie (Net Asset Value). Letzterer betrug per Ende April (damals endete das Geschäftsjahr 2013/14) 4,57 Euro pro Aktie. Vor einem Jahr hatte er noch 5,79 betragen; da war aber auch die Buwog noch nicht abgespalten. Tatsächlich wurde das Immofinanz-Papier am Montagnachmittag um 2,25 Euro gehandelt, war also halb so teuer wie der Vermögenswert pro Aktie.
Abschläge zum Net Asset Value waren bei österreichischen Immobilienfirmen in den vergangenen Jahren zwar der Normalfall, 50 Prozent sind dennoch überdurchschnittlich viel. Wenn die Ukraine-Krise vorbei sei, solle die Aktie deutliches Potenzial nach oben haben, hofft der scheidende Immofinanz-Chef (Zehetner wird am 1. Mai 2015 von Oliver Schumy abgelöst).

Die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr hat das Unternehmen bereits am Freitagabend nach Börsenschluss präsentiert. Die Mieterlöse sind wegen Verkäufen um sieben Prozent auf 506,7 Mio. Euro zurückgegangen. Das operative Ergebnis fiel in Summe um 19,5 Prozent auf 319,2 Mio. Euro.

Das Russland-Portfolio musste abgewertet werden, doch wurde das durch währungsbedingte Neubewertungen mehr als wettgemacht. Das Ergebnis aus der Geschäftstätigkeit (Ebit) erhöhte sich um 54 Prozent auf 521 Mio. Euro; unter dem Strich stand schließlich ein um 63 Prozent erhöhtes Konzernergebnis von 180 Mio. Euro.

Langfristig hätte ein schwacher Rubel negative Auswirkungen, meint Zehetner. Ein solcher würde sich wegen der sinkenden Kaufkraft negativ auf das Geschäft der Shoppingcenter-Mieter auswirken. Dividende soll es heuer keine geben – da das Unternehmen viel Geld in die Hand genommen hat, um die im April abgespaltene Tochter Buwog besser auszustatten. Ab dem nächsten Jahr soll es aber wieder eine Dividende von 15 bis 20 Cent pro Aktie geben (und/oder einen Aktienrückkauf). Das entspräche gemessen am gegenwärtigen Kurs einer Dividendenrendite zwischen 6,8 und 8,8 Prozent.

Zinshäuser werden verkauft

In Russland will Zehetner weiter investieren. Aus Nicht-Kernmärkten soll sich die Immofinanz aber sukzessive zurückziehen. So hält das Unternehmen noch Wiener Zinshäuser im Wert von 100 Mio. Euro. Diese sollen ab dem nächsten Jahr verkauft werden. Insgesamt will die Immofinanz in den nächsten Jahren 500 bis 600 Mio. Euro pro Jahr durch Verkäufe erzielen.

Langjährige Immofinanz-Aktionäre haben indes schon schlimmere Zeiten hinter sich. Infolge der Immobilienkrise und intransparenter Finanztransaktionen des früheren Managements war der Kurs schwer abgestützt. Noch immer liegt er 75 Prozent unter dem einstiegen Allzeithoch (bereinigt um die Buwog). Gegenüber seinem Tief nach der Finanzkrise hat er sich jedoch verzehnfacht.  (b. l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.08.2014)

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