Fall Madoff: US-Finanzaufsicht gesteht Fehler ein

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Madoff(c) REUTERS (HO)
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Bereits 1999 hat es konkrete Hinweise gegen das Unternehmen von Madoff gegeben. Diesen war jedoch nicht nachgegangen worden. Madoff hat ein Pyramiden-Spiel

Bei der Aufarbeitung des Milliarden-Betrugs an der Wall Street hat der Chef der US-Finanzaufsicht SEC, Christopher Cox, Fehler der Behörde zugegeben. Mindestens seit 1999 sei mehreren konkreten Vorwürfen gegen den New Yorker Broker Bernard L. Madoff, der ein gigantisches "Schneeball-System"  betrieben haben soll, nicht nachgegangen worden, räumte Cox in einer Erklärung am Dienstag ein. Bis zu 50 Mrd. Dollar (36,5 Mrd. Euro) beträgt der Schaden durch den Betrug. Cox sei "tief besorgt" darüber. Nun sollen unter anderem alle Kontakte von SEC-Mitarbeitern zu Madoff und seiner Familie geprüft werden.

Zugleich wurde bekannt, dass Madoffs Nichte im vergangenen Jahr einen ehemaligen ranghohen SEC-Beamten heiratete. Der Beamte Namens Eric Swanson sei 1999 und 2004 an den Überprüfungen von Handels- Aktivitäten von Madoffs Firma beteiligt gewesen, sagte die Chefin der SEC-Inspektionsabteilung, Lori Richards, dem "Wall Street Journal". Swanson hatte die SEC im Jahr 2006 verlassen. Nach Angaben eines Swanson-Vertreters begann dessen Beziehung mit Madoffs Nichte ebenfalls 2006, schrieb die Zeitung. Shana Madoff arbeitete in Madoffs Wall-Street-Firma als Compliance-Juristin - war also für die Einhaltung der Gesetze und Vorschriften zuständig.

Angesehener Manager

Madoff, über Jahrzehnte ein angesehener Wall-Street-Manager und Aktienbroker, soll den Milliarden-Betrug über den Investment-Arm seiner Firma betrieben haben. Er selbst behauptete, allein agiert zu haben. Die Investment-Abteilung soll abgeschottet vom Rest der Firma gearbeitet haben, die sich vor allem auf den Aktienhandel konzentrierte. Cox sagte, nach bisherigen Erkenntnissen habe Madoff Investoren und Aufseher mit doppelter Buchführung und gefälschten Papieren getäuscht.

Der 70-jährige Madoff selbst soll das Volumen des Schneeball- Systems auf 50 Milliarden Dollar beziffert haben. Das wäre der mit Abstand größte Betrugsfall der Geschichte. Die Behörden arbeiten noch daran, das Ausmaß des Schadens festzustellen.

Schneeball-Prinzip

Beim Schneeball-Prinzip werden die versprochenen hohen Zinsen mit dem Geld immer neuer Investoren bezahlt. Dem "Wall Street Journal" zufolge versuchte Madoff noch Anfang Dezember, neue Kunden zu finden. Er habe seit Mitte November auch eine der reichsten amerikanischen Familien umworben, die Pritzkers, die unter anderem die Hyatt- Hotelkette kontrollieren. Madoffs Betrugssystem soll Anfang Dezember aus den Fugen geraten sein, als einer der Investoren seine sieben Milliarden Dollar zurückhaben wollte. Um wen es sich dabei handelt, wurde bisher nicht bekannt.

(APA)

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