Die US-Börsenaufsicht SEC gibt zu, Hinweisen nicht nachgegangen zu sein.
Wien (APA/Reuters/DPA). Laut Finanzmarktaufsicht (FMA) haben heimische Investmentfonds 85 Mio. Euro in Finanzprodukte angelegt, die von dem Betrugsskandal rund um den ehemaligen Nasdaq-Chef Bernard Madoff betroffen sind. Die FMA bestätigt auch die Zahlen der OeNB, wonach heimische Privatanleger 350 Mio. Euro in „Madoff-Fonds“ angelegt haben. Insgesamt dürften österreichische Anleger also mit 435 Mio. Euro von dem mutmaßlichen Betrug betroffen sein.
Wie berichtet, hatte der bislang als Börsenstar gefeierte Madoff am vergangenen Freitag zugegeben, das Geld seiner Kunden nicht angelegt, sondern ähnlich einem Pyramidenspiel immer weiter verteilt zu haben. Aufgrund der Finanzkrise ist sein Konstrukt nun zusammengebrochen. Weltweit dürfte er einen Schaden von 50 Mrd. Dollar (34,8 Mrd. Euro) verursacht haben.
SEC-Verbindung zu Madoff
Drei heimische Fonds dürften mehr als zehn Prozent in Madoff-Produkte investiert sein. Dabei soll es sich um einen Fonds der Bank-Austria-Tochter Pioneer, einen der Constantia-Tochter CPB-KAG und einen der Gutmann Kapitalanlage AG handeln. Andere Fonds sollen zwischen 0,3 und fünf Prozent in „Madoff-Fonds“ investiert sein.
Der 70-jährige Madoff sucht indessen nach Bürgen, um der U-Haft zu entgehen. Er ist für eine Kaution von zehn Mio. Dollar auf freiem Fuß, ohne Bürgen droht ihm jedoch eine erneute Verhaftung. Im Falle einer Verurteilung könnte er bis zu 20 Jahre ins Gefängnis wandern. Doch auch die US-Börsenaufsicht SEC gibt inzwischen Fehler zu. Sie ist mehreren Hinweisen seit dem Jahr 1999 nicht nachgegangen. Außerdem gab es familiäre Kontakte zwischen SEC und Madoff. So heiratete seine bei ihm angestellte Nichte im Vorjahr einen ranghohen Ex-SEC-Beamten.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.12.2008)