Lufthansa-Boss Wolfgang Mayrhuber rechnet fix mit der Genehmigung des AUA-Deals aus Brüssel. AUA-Chef Alfred Ötsch will mit Teilzeitarbeit aus der Krise.
WIEN (eid). Die Vorlage ist angesichts der drohenden Krise steil: „In drei Jahren muss die AUA Gewinne machen – wenn's früher ist, bin ich nicht böse“, sagte Lufthansa-Boss Wolfgang Mayrhuber am Dienstagabend vor Journalisten. Der Weg dahin ist hart, und bis die EU den Deal und vor allem den 500 Mio. Euro schweren Schuldennachlass genehmigt, muss die AUA selbst an der Kostenschraube drehen.
Die auf rund 80 Mio. Euro geschätzten Synergien „können wir erst gemeinsam heben, wenn wir aus Brüssel grünes Licht haben“, so Mayrhuber weiter. Das betrifft auch die Verhandlungen mit dem Flughafen Wien, der Austro Control und dem Kerosinlieferanten OMV über Preisreduktionen. Allein bei der Betankung würde sich die AUA 54 beziehungsweise 56 Mio. Euro jährlich sparen, wenn sie dies in Frankfurt oder München machte.
AUA-Chef Alfred Ötsch wird das Kostensenkungsprogramm, das im Herbst in Gang gesetzt worden ist und das 2009 rund 46 Mio. Euro bringen soll, ausweiten. Ötsch plant für weite Teile der 8000 Beschäftigten Teilzeitarbeit und einen großzügigen Urlaubsabbau. „Wir können damit kurzfristig auf einen noch stärkeren Nachfragerückgang reagieren, ohne massiv Personal abbauen zu müssen.“
Eine Botschaft, die auch Mayrhuber der Belegschaft zur AUA-Weihnachtsfeier am Dienstagabend mitbrachte: „Wir wollen den Personalstand halten, um dann, wenn das Geschäft wieder anzieht – und das passiert sicher –, voll durchstarten zu können.“
Keine „Grauslichkeiten“
Mit diesem Maßnahmenbündel – Kapazitätsreduktion, Streckenstreichungen (etwa Chicago und Bombay), treibstoffsparendes Fliegen und auch Verteuerung der Kantine – sollen der AUA jene „Grauslichkeiten“ erspart bleiben, die ihr ohne Partner gedroht hätten. Eine Halbierung des Streckennetzes und der Flotte hätte die Reduktion der AUA auf eine Regionalfluglinie bedeutet. Eine Option, die in jeder Hinsicht fatal wäre. Denn „eine halbierte AUA hätten wir nicht gekauft, die bringt uns nichts“, sagte Mayrhuber.
Das Modell Teilzeitarbeit bei entsprechenden Gehaltsabschlägen hat die Lufthansa schon nach den Terroranschlägen von 9/11 erfolgreich praktiziert. Jetzt sei bei der deutschen Fluglinie nichts Derartiges geplant, weil es seit dem Frühjahr einen Einstellungsstopp gibt – „aber wer weiß, wie die Lage im März aussieht“, ließ Mayrhuber alles offen. Niemand könne aus heutiger Sicht sagen, wann die Krise vorbei sei.
Umso wichtiger sei es, flexibel und rasch auf die Marktsituation zu reagieren, betonte Mayrhuber. Für die AUA gelte dasselbe wie für die Lufthansa: Das Streckennetz soll so, wie es jetzt ist, bleiben. Es werden aber Kapazitäten reduziert und, wenn notwendig, auch Frequenzen ausgedünnt.
Trotz des heuer erwarteten Verlusts von 475 Mio. Euro streute Mayrhuber der AUA Rosen: „Die Marke ist gut, das Service ist gut und auch die Konzentration auf Zentral- und Osteuropa ist gut.“ Schwächen habe die AUA im Vertrieb, wo die „strategisch und operativ logische Partnerschaft“ mit der Lufthansa viel bringen werde. Die Finanzschwäche wiederum sei Folge der Entwicklung in der Luftfahrt: Die AUA könne wie viele mittelgroße Fluglinien heute nicht mehr im Wettbewerb bestehen.
Deshalb erwartet Mayrhuber auch grünes Licht aus Brüssel: „Die EU muss sich grundsätzlich überlegen, was sie will. Eine gute Fluginfrastruktur mit Flughäfen und Fluglinien mittlerer Größe, die viele Arbeitsplätze sichern, oder nur drei Mega-Carrier?“ Und wenn Brüssel Nein sagt? „Dann müssen sie die Air France/KLM-Fusion und die Alitalia auch neu aufrollen.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.12.2008)