Scientology: Die Hollywood-Connection

Travolta und sein Sohn
Travolta und sein Sohn(c) REUTERS (HO)
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Würde Travoltas Sohn – er starb nach einem Krampfanfall – noch leben, wenn seine Eltern nicht bei Scientology wären? Die Organisation ist in Hollywood jedenfalls gut aufgestellt.

Sie sind „zwei gebrochene Menschen“, sagt ein Freund über John Travolta und Kelly Preston, die heute, Donnerstag, die Asche ihres Sohnes Jett in Florida beisetzen werden.

Sie sind aber auch zwei Scientology-Anhänger. Die sich nach dem tragischen Tod ihres 16-jährigen Sohnes – er starb nach einem Krampfanfall – schwere Vorwürfe gefallen lassen müssen: Denn würde Scientology die Behandlung psychischer Erkrankungen nicht ablehnen, so die Spekulationen, denen sich nicht nur die renommierte „Times“, sondern auch Travoltas Bruder Joey anschließt, Jett könnte noch leben.

Angeblich litt der 16-Jährige unter Autismus und hat immer wieder Krampfanfälle gehabt, die unbehandelt blieben. Joey Travolta habe deswegen mit seinem Bruder John mehrfach gestritten. Dessen Sprecher schwieg zunächst. Mittlerweile haben die Anwälte des Schauspielerpaars die Vorwürfe zurückgewiesen. Jett habe sehr wohl jahrelang ein Medikament gegen die Krämpfe genommen, das aber abgesetzt wurde, weil es mit der Zeit seine Wirkung verloren habe.

Scientology ist damit jedenfalls wieder einmal in den Schlagzeilen, und wieder einmal sind es nicht die besten. Dabei tut die umstrittene Religionsgemeinschaft (als solche ist Scientology in den USA, nicht aber in Österreich anerkannt) einiges, um ihr Image aufzupolieren.

Etwa durch ein bisschen Glamour. „Project Celebrity“ nannte der 1986 verstorbene Scientology-Gründer L. Ron Hubbard seinen Plan, mittels prominenter Aushängeschilder Werbung für die Organisation zu machen. Die meisten konnten Hubbard und seine Anhänger nicht überzeugen. Andere, wie die Schauspielerinnen Kirstie Alley, Leah Remini, Priscilla Presley samt Tochter Lisa-Marie, schon. Travolta, seit 30 Jahren Mitglied, galt überhaupt jahrelang als der bekannteste Scientology-Vertreter, mittlerweile darf sich wohl Tom Cruise diesen Titel umhängen. Angeblich ist der 48-Jährige intern sogar die Nummer zwei hinter Scientology-Chef David Miscavige, der für Cruise bei dessen Hochzeit mit Katie Holmes auch den Trauzeugen gab.

Das Hollywood-Netzwerk der Scientologen mag größer sein, als man weiß (auch der eine oder andere Studioboss soll dabei sein), geheim ist es nicht: Scientology hat seinen prominenten Mitgliedern einen kaum zu übersehenden schlossartigen Prunkbau („Celebrity Centre“) auf der Franklin Avenue in Los Angeles eingerichtet – der berühmte „Hollywood“-Schriftzug in Sichtweite. Hier gehen auch Stars, denen eine gewisse Nähe zu Scientology nachgesagt wird (Jennifer Lopez, Penelope Cruz), ein und aus. Das Centre fungiert als Ort fürs Kontakteknüpfen, man kann hier auch, wie man hört, sehr gut speisen.

Was den Stars ihr Outing als Scientologen bringt – außer negativen Schlagzeilen, ist Scientology doch vor allem in Europa umstritten –, ist nicht ganz klar: Einerseits dürften Stars einen nicht unwesentlichen Teil ihrer Gagen in die „Church of Scientology“ stecken. Andererseits berichten Exmitglieder laut „FAZ“, dass Stars ihr Engagement großzügig bezahlt bekommen.

Dabei ging es Hubbard gar nicht darum, dass Prominente aktiv für Scientology werben, wie es etwa Kirstie Alley tat, die von der umstrittenen Drogentherapie Narconon schwärmte, mit der sie ihre eigene Sucht überwunden haben will. Es reicht, wenn ein Star bekennender Scientologe ist. Und erfolgreich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.01.2009)

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