Das Minilabor auf dem Kometen Tschuri hat in der Nacht noch Daten gesendet. Die Verantwortlichen hoffen, dass sich die Batterien wieder aufladen.
Nach der spektakulären Landung auf dem Kometen "Tschuri" hat das Mini-Labor "Philae" am frühen Samstagmorgen seine Arbeit eingestellt. "Signalverlust, keine weitere Kommunikation mehr", teilte die europäische Weltraumagentur ESA in einer Twitter-Botschaft mit.
In den Stunden zuvor hatte das Minilabor trotz geringer Energiereserven Daten zur Erde gefunkt. Dabei handelte es sich um die Ergebnisse eines Bohrversuchs. Bei seinem ersten Experiment hatte "Philae" mit einer Bohrung Bodenproben entnommen und deren chemische Zusammensetzung analysiert. "Das war ein großer Erfolg, das ganze Team ist begeistert", erklärte der "Philae"-Landemanager Stephan Ulamec. Die gesammelten Daten seien geeignet, die Kometenforschung grundlegend zu verändern.
Es sei sogar gelungen, "Philae" mit der Restenergie so zu bewegen, dass möglichst viel Licht auf die Solarzellen fällt. Die Verantwortlichen hoffen, dass sich die Batterien wieder aufladen und die Erforschung des Kometen fortgesetzt werden kann. "Philae" könnte wieder "erwachen", wenn sich der Komet der Sonne nähert - was womöglich im kommenden August geschehen soll. Irgendwann droht der Sonde jedoch der Hitzetod.
"Philae" war am Mittwochnachmittag auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko, kurz Tschuri, gelandet. Die Batterie war für eine Energielieferung von etwa 60 Stunden programmiert, danach sollten Solarbatterien einspringen. Allerdings landete "Philae" an einer anderen Stelle als geplant, nämlich in einer Schrägstellung und womöglich an einem Kraterrand. Deshalb bekam er wesentlich weniger Sonnenlicht ab als geplant - und entsprechend weniger Energie liefern auch die Sonnensegel. Der Roboter könnte in den kommenden Wochen aber wieder erwachen, wenn sich der Komet der Sonne nähert.
Wissenschafter hoffen bei der Analyse der Daten auf Hinweise über die Entstehung des Sonnensystems vor 4,6 Milliarden Jahren - ein Blick in die tiefste Vergangenheit des Universums. Erwartet werden auch Indizien darauf, wie Leben möglich wurde, etwa durch den Nachweis von organischen Molekülen. "Philae" lieferte schon bald nach der Landung beeindruckende Fotos.
Das ist der Weg, den der Kometenlander "Philae" am Mittwoch zurückzulegen hatte. Das fliegende Labor koppelte sich 22,5 Kilometer von seinem auserkorenen Landeplatz entfernt von der Sonde "Rosetta" ab. Dieses Rosetta-"Selfie" zeigt die Distanz zum Kometen. (c) APA/EPA/ESA/Rosetta/Philae/CIVA (ESA/Rosetta/Philae/CIVA)
So sollte es aussehen, wenn Philae auf dem Kometen "67P/Tschurjumow-Gerassimenko", kurz "Tschuri" landete. Doch nicht alle Systeme funktionierten planmäßig. Zwei Harpunen zum Verankern von "Philae" auf "Tschuri" wurden nicht ausgelöst, eine Düse zum Aufdrücken des Labors auf dem Kometen funktionierte nicht. (c) ESA
Diese Probleme waren zum Teil schon beim Abkoppeln von Philae bekannt. Im Bild: Philae fotografiert sein Mutterschiff Rosetta kurz nach der Abkopplung. (c) ESA
Wissenschafter und Raumfahrtfans hielten den Atem an, als sich Philae in Bewegung setzte, hier von Rosetta aus aufgenommen. (c) APA/EPA/ESA/Rosetta/Philae/CIVA (ESA/Rosetta/Philae/CIVA / HANDOU)
Noch 30 Kilometer bis zum Ziel. (c) ESA
Noch 3 Kilometer bis zur Landung (c) APA/EPA/ESA/Rosetta/Philae/ROLIS (ESA/Rosetta/Philae/ROLIS/DLR / H)
40 Meter vor der Landung. (c) ESA
Die Landung verlief eher wild. Zwei mal wurde der Kometenlander wieder zurückgestoßen. Die ersten Philae-Bilder von der Landestelle legen Ulamec zufolge die Vermutung nahe, dass das Landegerät möglicherweise an einem Kraterrand auf der Kopfseite des zweigeteilten Himmelskörpers aufgesetzt hat und schräg liegt. (c) REUTERS (HANDOUT)
Im Esa-Hauptquartier in Darmstadt wurde die Landung auf dem Kometen gefeiert wie die Mondlandung. (c) REUTERS (HANDOUT)
Die Wissenschafter hoffen trotz der Probleme bei der Landung, dass das Landegerät einen Großteil der geplanten Experimente auf der Kometenoberfläche ausführen kann. "Das Wichtigste ist, dass alle Instrumente funktionieren", sagte der Planetologe Tilman Spohn in Köln. Im Bild: Spacecraft Operations Manager (SOM) Andrea Accomazzo im Esa-Zentrum in Darmstadt. (c) REUTERS (HANDOUT)
Der ukrainsche Astronom Klim Tschurjumow (r), Mitentdecker des Kometen '67P/Tschurjumow-Gerassimenko', und ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain liegen sich am im Satellitenkontrollzentrum der Esa in Darmstadt (Hessen) in den Armen. (c) APA/dpa/UNBEKANNT (UNBEKANNT)
Weltweit verfolgten viele Menschen die Landung. Der französische Präsident Francois Hollande (li.) und die ehemalige Astronautin Claudie Haignere beobachteten das Spektakel mit 3D-Brillen in Paris. (c) REUTERS (POOL)
Die ESA analysiert die detailreichen Fotos, die Kometenlander "Philae" zur Erde schickte. Sonde Rosetta hielt die "Hüpfer" bei der Landung bildlich fest.
Nach der etwas missglückten Landung auf Komet Tschuri vom Mittwoch ging Philae am Samstag vorerst der Strom aus. Zum Versagen der Harpunen, die als Anker hätten in den Boden schießen sollen, gibt es erste Theorien.
Das waschmaschinengroße Labor schaltete eine halbe Milliarde Kilometer von der Erde entfernt seine Instrumente ab. Die Raumsonde folgt dem Kometen "Tschuri" in Richtung Sonne.