Bei einem Spaziergang ist der Sänger und Komponist plötzlich gestorben. Er hinterlässt große Lieder von „Immer wieder geht die Sonne auf“ über „Merci Cherie“ bis „Griechischer Wein“. Ein Nachruf.
"Mitten im Leben“ hieß die Tournee, die Udo Jürgens gerade erst triumphal absolvierte. Nun ist der Sänger und Komponist, dem niemand seine 80 Jahre angesehen hat, am Sonntagnachmittag plötzlich an Herzversagen gestorben: Er ist bei einem Spaziergang im Schweizer Gottlieben bewusstlos zusammengebrochen, trotz Wiederbelebungsmaßnahmen ist er nach der Überführung ins Krankenhaus in Münsterlingen (Kanton Thurgau) verstorben.
„Natürlich soll Kunst auch aufrütteln, aufzeigen und uns schmerzliche Dinge vor Augen führen, aber das kann nicht ihre einzige Aufgabe sein. Sie muss auch die Fähigkeit des Glücklichseins in uns verstärken“, meinte Udo Jürgens vor einigen Jahren im Gespräch mit der „Presse“. Künstlerischer Anspruch und Wille zur Unterhaltung waren kein Widerspruch bei ihm. Als kleiner Bub hat er hautnah mitbekommen, wie verheerend Krieg sich auch auf die Psyche der Überlebenden auswirkt. Er flüchtete in die Welt der Klänge, verlor sich am Klavier sinnierend ins Gestaltlose der Musik.
Der Maler Manfred Bockelmann ist bestürzt über das Ableben seines Bruders Udo Jürgens. "Ich kann nicht fassen, dass es so plötzlich passiert ist", sagte er am Sonntagabend. Die Nachricht sei "ein großer Schock für die Familie". Mehr könne er zunächst nicht zum Tod seines Bruders sagen, sagte der 71-jährige Künstler, der mit seiner Familie in Kärnten lebt.Jürgens hatte Manfred Bockelmann mit seinem Lied "Mein Bruder ist ein Maler" 1977 ein Denkmal gesetzt. Lukas Wögerer / Manfred Bockelma
Jenny Jürgens traf die Nachricht vom Tod ihres Vaters völlig unvorbereitet. „Der Schmerz und die Traurigkeit sind groß. Ihr ganzes Ansinnen gilt im Moment ihrer Familie, der sie nun in dieser schwierigen Zeit nahe sein möchte“, so das Management von Jenny Jürgens. imago/Action Pictures
"Du warst ein großartiger Künstler - Merci!", schrieb Conchita Wurst, die erste heimische Song-Contest-Siegerin seit dem Triumph von Udo Jürgens, auf Twitter. REUTERS
"Wahrscheinlich hat seit Franz Lehár niemand in unserem Kulturkreis so viele Evergreens geschaffen wie er. Was für ein gesegnetes Leben - und auch der schnelle Tod war ihm äußerst gnädig", sagte André Heller der Zeitung "Österreich". APA/HERBERT PFARRHOFER
"Wir verneigen uns, und möge ein Glaserl griechischer Wein für Dich im Himmel bereit stehen. Danke Udo Jürgens! R.I.P.", schrieb Rainhard Fendrich auf Facebook. imago/HOFER
Wolfgang Ambros hielt es auf Facebook kurz: "R.I.P." APA/HERBERT PFARRHOFER
Der deutsche Sänger Udo Lindenberg teilte der Deutschen Presse-Agentur unterdessen per SMS seine Betroffenheit mit. "Bin tief geschockt. Ein schmerzlicher Verlust", so der Rocksänger. "Es ist, als wäre ein Familienmitglied von uns gegangen." APA/EPA/BERND VON JUTRCZENKA
Entertainer Frank Elstner twitterte: "Merci, Udo. Für wunderschöne Melodien, gemeinsame Stunden, für deine Freundschaft. Ich denke an Jenny und Johnny und all deine Lieben." (c) imago/STAR-MEDIA (imago stock&people)
Der tschechische Schlagersänger Karel Gott hat den gestorbenen Udo Jürgens als "großartigen Kollegen" gewürdigt. "Ich habe seine wunderschönen Lieder bewundert, von denen er während seines Lebens rund 1.000 komponiert hat, sowie die Art, wie er sich während seiner Konzerte ganz dem Publikum hingegeben hat." imago/CTK Photo
"Just heard about the passing of Udo Jürgens today in Switzerland. Vielen Dank für die Erinnerungen!", twitterte der Star-Pianist Lang Lang. REUTERS
Schauspieler Matthias Schweighöfer twitterte: "Ich bin geschockt...Danke für die große Unterhaltung, die Du uns gegeben hast....Danke Udo Jürgens....Du wirst sehr fehlen." Clemens Fabry
Der deutsche Schauspieler Elyas M'Barek hielt es auf Twitter kurz: "Nein, nicht Udo." imago/Future Image
"Ich bin total erschüttert. Seine Musik wird jedoch immer bei uns bleiben", schrieb die Sängerin Annett Louisan auf Facebook. imago/STAR-MEDIA
Via Twitter meldete sich Bela B., Schlagzeuger der Ärzte: "Der letzte große deutsch singende Chansonier & Lieblingssänger meiner Mutter ist tot. R.I.P. Udo Jürgens." APA/HERBERT P. OCZERET
"Traurig zu hören, dass Udo Jürgens heute gestorben ist. Es war eine Ehre, an seinem 80. Geburtstag aufzutreten. Eine Legende", so der britische Jazzmusiker Jamie Cullum, der in der Geburtstagsgala für Jürgens im vergangenen Oktober gesungen hatte. EPA
Auch der Geiger David Garrett hatte bei Udo Jürgens' Geburtstagsgala mitgewirkt. "Wir sind tief betroffen über den Tod von Udo Jürgens." imago/Future Image
Der Schlagersänger Roberto Blanco gab über gmx.at ein persönliches Statement ab: "Lieber Udo, wir kannten uns sehr lange. Ich war immer ein sehr großer Fan von deinen Kompositionen. Du warst ein großartiger Entertainer. Die deutschsprachige Musikwelt hat einen fantastischen Entertainer verloren. Ich werde dich sehr vermissen." imago/Revierfoto
Skifahrer Franz Klammer sagte der Zeitung "Österreich": "Ich habe Udo gut gekannt, wir haben viel Zeit miteinander verbracht. Es ist für mich nicht vorstellbar, dass er nicht mehr ist." Clemens Fabry
"Ein plötzlicher Tod hat einen großen Künstler mitten aus dem Leben gerissen und uns fassungslos zurückgelassen", sagte Bundespräsident Heinz Fischer am Montag. Jürgens habe den Gefühlen und Hoffnungen von Millionen Menschen Ausdruck verliehen. "Er war ein großer Österreicher und hat Musikgeschichte geschrieben." Clemens Fabry
"Mit Udo Jürgens verlieren wir eine historische Persönlichkeit, die Jahrzehnte lang nicht nur ein Millionenpublikum unterhalten hat, sondern mit ihrer Musik und Haltung prägte", so ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz in einer Aussendung. Clemens Fabry
Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) zeigte sich tief betroffen vom Ableben Udo Jürgens: "Jürgens war nicht nur ein Botschafter Österreichs in der Welt, sondern hat auch stets politische Haltung bewiesen, indem er sich immer für die Demokratie stark gemacht und nie seine Heimat Österreich vergessen hat." APA/ROLAND SCHLAGER
Auch Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) zeigte sich "zutiefst schockiert und persönlich betroffen". Mit seiner Musik seien "Generationen aufgewachsen, sie hat uns berührt, begeistert und so manchen über traurige Momente hinweg getröstet." Am 27. Februar hätte der Sänger im Bundeskanzleramt das "Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse" verliehen bekommen sollen, teilte Ostermayer mit. Clemens Fabry
Tief betroffen zeigte sich auf Twitter auch Vizekanzler Reinhold Mitterlehner: "Österreich verliert damit einen Kulturbotschafter und Sympathieträger." REUTERS
"Udo Jürgens war und bleibt eine Musiklegende", so der Wiener Bürgermeister Michael Häupl und Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny. "Udo Jürgens bleibt uns als engagierter, menschliebender Ausnahmekünstler, als Musiklegende, treuer Begleiter und Vorbild für Generationen unvergessen. Merci!" Clemens Fabry
ÖVP-Kultursprecherin Maria Fekter sagte, mit dem Tod von Udo Jürgens verliere Österreich "heute einen seiner größten Musiker und Entertainer". APA/HERBERT NEUBAUER
"Udo Jürgens bleibt über den Tod hinaus eine der großen Pop-Ikonen", so der Kultursprecher der Grünen, Wolfgang Zinggl. Michaela Bruckberger
Auch FPÖ-Obmann HC Strache kondolierte via Aussendung: "Udo Jürgens hat sich mit seinen großartigen Liedern in die Herzen aller Österreicher gesungen. Mein tief empfundenes Beileid gilt in diesen schweren Stunden Udo Jürgens' Familie und Angehörigen." Fabry
Auch die NEOS-Kulturausschussvorsitzende Beate Meinl-Reisinger zeigte sich betroffen: "Udo Jürgens war ein Unbeugsamer, der an sich und die Kraft seiner Lieder geglaubt hat. Er war ein Botschafter Österreichs in der Welt mit Herz und Rückgrat" Clemens Fabry
"Österreich verliert mit Udo Jürgens ein Idol aller Generationen, der Jungen und der Älteren!", erklärte Pensionistenverbands-Präsident Karl Blecha. Jürgens Tod sei ein "unermesslicher Verlust für unser Land." APA/HERBERT NEUBAUER
Für den ehemaligen freiheitlichen Politiker und nunmehrigen Kommunikationsberater Stefan Petzner war Udo Jürgens "der Mozart unserer Zeit, ein musikalische Genie." Seine einst geplante Diplomarbeit über den Musiker und Entertainer wird Petzner nie mehr zu Ende schreiben. Das Werk hätte den Titel "Die Kraft der Musik am Beispiel Udo Jürgens" tragen sollen. Clemens Fabry
"Eine schreckliche Nachricht: Mein Freund Udo Jürgens ist tot - ich bin erschüttert und tieftraurig", twitterte Franz Beckenbauer. APA/dpa/UNBEKANNT
"Geschockt und tief traurig über den plötzlichen Tod meines Freundes Udo Jürgens", zeigte sich auch FIFA-Boss Joseph Blatter. "Meine Gedanken sind bei der Familie." APA/EPA/MOHAMED MESSARA
Boris Becker schrieb auf Twitter: "Wir waren viele Jahre Nachbarn in Zuerich,haben uns gerne zum Dinner bei seinem LieblingsItaliener getroffen und Rotwein getrunken ...RIP." APA/EPA/SVEN HOPPE
"Der Tod bekommt immer, was er will! - Sogar Udo Jürgens. - Danke Udo - Du warst einer der ganz Großen!", so der Kabarettist und Song Contest-Teilnehmer Alf Poier auf Facebook. APA
"Ich kannte Udo seit ewigen Zeiten und war geschockt, als ich erfahren habe, dass er verstorben ist", sagte Niki Lauda der Zeitung "Österreich". "Für mich war er einer der größten Menschen." REUTERS
Robert Palfrader schrieb: "Danke für alles, Udo Jürgens." APA/GEORG HOCHMUTH
Stars und Politiker verneigen sich vor Udo Jürgens
1934 als Udo Bockelmann in Klagenfurt geboren, wuchs er auf Schloss Ottmanach auf. In eine großbürgerliche Familie aus Bankiers und Politikern hineingeboren, war die spätere Entscheidung zugunsten der Unterhaltungsmusik geradezu ein Akt der Rebellion. Er studierte noch am Mozarteum in Salzburg, als er zu tingeln begann. Das Plattenlabel Polydor wurde auf den jungen Mann mit der klaren Stimme und dem hochmodischen Jazzfeeling in den Fingern aufmerksam. Als Udo Jürgens nahm er erste, harmlose Schlager auf.
Erster Erfolg: „Jenny, oh Jenny“
Das Repertoire kam von erfahrenen Schlagerkomponisten wie Werner Müller und Charly Niessen. Jürgens probierte sich im Heimweh/Fernweh-Segment. Titel wie „Zu Hause blüht jetzt der Flieder“ und „Es zieht ein Spielmann durch das Land“ zeigten einen Interpreten, der seinen genuinen Ausdruck noch nicht gefunden hatte. Im stillen Kämmerlein schärfte Jürgens aber bereits seine kompositorischen Krallen. Mit der schmachtend gesungenen Pianoballade „Jenny, oh Jenny“ fuhr er seinen ersten Erfolg ein. 1960 nahm die große britische Sängerin Shirley Bassey seine Komposition „Reach for the Stars“ auf. Als Jürgens diesen von seinem Verleger lancierten Coup zufällig im Radio einer Bar hörte, schlug sein Herz zum ersten Mal ganz hoch. Das Traumbild einer internationalen Karriere flackerte vor seinem inneren Auge auf. Die Zusammenarbeit mit dem Manager Hans R. Beierlein sollte ab 1963 den Weg davor ebnen.
Zum Businessplan gehörte zunächst, dass sich Jürgens beim Eurovision Song Contest vorstellte. Sein Lied „Warum nur, warum?“ erreichte zwar „nur“ den sechsten Rang, erwies sich aber bald als internationaler Tophit. Der Amerikaner Matt Monro verkaufte mit seiner englischen Version „Walk Away“ mehr als 1,5 Millionen Singles. Noch sensationeller war, dass Jürgens' deutsch gesungene Originalversion Platz eins in Frankreich erobern konnte. Ab da war alles möglich. Im deutschsprachigen Raum lancierte Jürgens eine Reihe von Hits, von „17 Jahr', blondes Haar“ bis „Merci Chérie“. Mit Letzterem gewann er 1966 bei seinem dritten Antreten den in Luxemburg abgehaltenen Song Contest. Jürgens-Lieder waren jetzt hip. Sogar Jazzgranden wie Sarah Vaughan, Sammy Davis Junior und Nancy Wilson sangen seine oft im nachdenklichen Duktus französischer Chansons gehaltenen Lieder. Seine ersten Alben auf Ariola „Was ich dir sagen will“ und „Mein Lied für dich“ zählen zum Schönsten, das in deutscher Sprache aufgenommen wurde. Es sind Lieder, in denen Melancholie und Zuversicht kein Widerspruch sind. Meisterhaft fixiert in „Immer wieder geht die Sonne auf“ und „Was ich dir sagen will, sagt mein Klavier“.
Bis zuletzt in den Charts
Bald verließ sich Jürgens mehr und mehr auf andere Texter. Meist gab er ihnen die Themen vor. In den Sechzigerjahren legten ihm Joachim Fuchsberger und Thomas Hörbiger sensible Texte in den Mund, später reimten ihm Michael Kunze und Wolfgang Hofer gesellschaftskritische Lyrics. Der Vollblutmusiker, den auch die Kollegen Friedrich Gulda und Josef Zawinul sehr schätzten, wollte nie im Schlager versumpfen. „Das Wort ,Haltung‘ steckt ja schon in ,Unterhaltung‘“, so pflegte er seinen kritischen Zugang zum Genre zu beschreiben. In den Siebzigerjahren sang er mit „Ein ehrenwertes Haus“ gegen Spießbürgerlichkeit an, behandelte mit seinem Hit „Griechischer Wein“ das stille Leid der Gastarbeiter. Selbst das satirische „Aber bitte mit Sahne“ eroberte die Hitparade.
Bis zuletzt war Jürgens Stammgast in den Charts. Heuer im Februar veröffentlichte er noch das Album „Mitten im Leben“. Zum 80. Geburtstag feierte ihn das deutsche Fernsehen mit einer Gala, bei der ihn so unterschiedliche junge Kollegen wie Helene Fischer und La Brass Banda mit beherzten Versionen seiner Lieder würdigten. Udo Jürgens wirkte da schon etwas müde. Er ging dennoch wieder auf Tournee. Wie er noch im Dezember auf der Bühne der Wiener Stadthalle tänzelte, in dunklem Anzug mit rotem Stecktuch, war ein trotziger Hinweis, dass er glanzvolleren Epochen entstammte.
Udo Jürgens zeigte der biederen deutschen Unterhaltungswelt, was es heißt, wenn einer Glamour, Intelligenz und Mitgefühl in seine Kunst einbindet. Für den großen Udo geht die Sonne leider nie mehr auf. Uns bleibt nur mehr leise Trauer.
Der Komponist, Sänger und Entertainer Udo Jürgens ist am Sonntagnachmittag gestorben. Er brach am Sonntagnachmittag während eines Spaziergangs in Gottlieben (Schweiz) zusammen und verstarb kurze Zeit später im Krankenhaus in Münsterlingen. Jürgens wurde 80 Jahre alt. Ein Porträt des großen Sängers: (c) APA/dpa
Udo Jürgen Bockelmann wurde am 30. September 1934 in Klagenfurt geboren. Im elterlichen Schloss Ottmanach in der Gemeinde Magdalensberg nahe Klagenfurt wuchs er auf. Mit zehn Jahren wollte er der Hitlerjugend beitreten, "weil es geheißen hat, die Lehrer dürfen einen dann nicht mehr schlagen". (c) APA/dpa
Sein Gastspiel bei der HJ war kurz, der zarte, kränkelnde Bub war den Vorgesetzten nicht männlich genug. Bleibende Erinnerung an diese Zeit hatte er trotzdem, die Ohrfeige eines Jugendschaftsführers bescherte ihm am linken Ohr einen deutlichen Hörverlust. (c) dpa/dpaweb (A3250 Oliver Berg)
Seine musikalische Laufbahn begann Udo Jürgens als Fünfjähriger mit einer Mundharmonika, drei Jahre später bekam er ein Akkordeon geschenkt. Schon als Zwölfjähriger beschloss er, dass er Musiker werden will und schrieb sich am Konservatorium in Klagenfurt ein. (c) dpa (Horst Ossinger)
Anfang der 50er Jahre trat er dort in diversen Lokalen unter dem Namen "Udo Bolan" auf, die Begeisterung der Zuhörer sei "enden wollend" gewesen, meinte er später. 1950 gewann er bei einem Komponisten-Wettbewerb des Österreichischen Rundfunks unter 300 Einsendungen mit dem Lied "Je t'aime" als jüngster Teilnehmer den 1. Preis. 1959 erzielte er einen ersten Achtungs-Erfolg mit "Jenny". (c) APA/dpa
Schon bald wurden Plattenfirmen und Manager auf das Songwriting-Talent Jürgens' aufmerksam. 1960 komponierte er für Shirley Bassey den Welthit "Reach for the Stars". Matt Monro verkaufte mit der englischen Version von "Warum nur, warum?" ("Walk Away") auf Anhieb 1,5 Millionen Schallplatten. Die deutschsprachige Originalversion wurde ein Nr.1-Hit in Frankreich. (c) imago stock&people (imago stock&people)
Jürgens komponierte für Frank Sinatra "If I Never Sing Another Song". Dieser trat den Titel wegen einer Karrierepause an seinen Freund Sammy Davis Jr. ab, der von da an jedes seiner Konzerte mit diesem Lied beendete. (c) imago stock&people (imago stock&people)
Für die englischsprachige Version seines Hits "Buenos Dias Argentina", die Marty Robbins aufgenommen hatte, gewann Jürgens den Country Music Award der ASCAP (American Society of Composers, Authors and Publishers). (c) APA/EPA/CHRISTIAN CHARISIUS (CHRISTIAN CHARISIUS)
Der Erfolg stürzt ihn aber auch in eine tiefe Krise. Er trank und rauchte exzessiv, raste stockbetrunken mit 220 km/h über die Autobahn. "Damals war ich dem Tod näher als heute", meinte Jürgens einmal im Rückblick. (c) imago/ZUMA/Keystone (imago stock&people)
Auch Jürgens' Siegeszug als Solo-Künstler in der deutschsprachigen Musiklandschaft begann in den Sechzigern. Bei seiner dritten Song-Contest-Teilnahme fuhr er 1966 mit "Merci Cherie" den Sieg ein, den ersten und einzigen ESC-Erfolg für Österreich, bis 2014 Conchita Wurst den europäischen Liederwettbewerb gewann. (c) APA/dpa
Er lieferte auch eine Erklärung für die Exzesse: "Es ist schwerer, einen gigantischen Erfolg zu verdauen als mit Misserfolg klar zu kommen, denn erfolglos sein ist der ganz normale Wahnsinn eines jungen Künstlers." (c) APA/dpa
Auch als Frauenheld machte sich der Schlagerstar einen Namen. Es gab ständig wechselnde Liebschaften, Beziehungsprobleme und schließlich die Scheidung, 2006 von seiner langjährigen Frau Corinna. Er hatte sie als 16-Jährige kennen gelernt, danach waren die beiden 30 Jahre zusammen. (c) imago stock&people (imago stock&people)
In erster Ehe war der Sänger von 1963 bis 1989 mit dem ehemaligen Fotomodell Panja verheiratet. Aus dieser Verbindung stammen die erwachsenen Kinder Jenny und Jonny. "Ich war keiner meiner Frauen treu. Das ist eine Schuld, mit der ich leben muss", gestand er einmal. (c) imago stock&people (imago stock&people)
Sein musikalischer Erfolg bleib von seinen Eskapaden unberührt, an die 100 Millionen Tonträger hat Udo Jürgens verkauft. Rund 1000 Lieder hat Jürgens im Laufe seiner Karriere komponiert. (c) APA/dpa
Die Liste seiner Hits scheint unendlich lange, von "Griechischer Wein" über "17 Jahr, blondes Haar", "Aber bitte mit Sahne", bis zu "Es wird Nacht, Senorita" und "Buenos dias, Argentina", reicht die Palette. (c) APA/dpa
Dabei ist er sich selbst bis zuletzt treu geblieben, seine Kompositionen sind weitgehend unberührt von Trends und Zeitgeist. Der Grundtenor seiner Texte ist fast immer sozialkritisch, auch wenn einige seiner Lieder bereits zu Bierzelt-Hymnen mutiert sind. (c) APA/dpa
Als Komponist und Textdichter ist es Udo Jürgens gelungen, unvergessliche Melodien mit mal heiteren, mal nachdenklichen und philosophischen Texten zu vereinen", hieß es im Frühjahr in der Begründung für den Musikautorenpreis des Musikrechteverwerters Gema. (c) APA (D�ren Ursula/dpa)
Nicht nur als Musiker, auch als Autor verdiente sich Jürgens seine Sporen. Sein später verfilmter autobiografischer Roman "Der Mann mit dem Fagott" schaffte es auf die Bestsellerlisten. Auch das Udo-Jürgens-Musical "Ich war noch niemals in New York" wurde zum Erfolg. (c) dpa/Uwe Anspach (Uwe Anspach)
Seit 1977 lebte Udo Jürgens in Zürich, 2007 nahm er zudem die Schweizer Staatsbürgerschaft an. Seine Heimat Kärnten besuchte er bis zuletzt regelmäßig, auch seines Bruders wegen. Manfred Bockelmann ist Maler, und Udo hat ihm einmal auch ein Lied mit dem schlichten Titel "Mein Bruder ist ein Maler" gewidmet.Vor drei Wochen feierte Jürgens noch den Auftakt seiner Österreich-Tournee "Mitten im Leben". Am 21. Dezember starb der große Sänger.Im Bild: Mit Manfred Bockelmann und Tochter Jenny Jürgens (c) APA/EPA/CHRISTIAN CHARISIUS (CHRISTIAN CHARISIUS)
Der Leichnam des verstorbenen Musikers soll auf dessen Wunsch hin eingeäschert werden. Zudem soll eine öffentliche Trauerfeier stattfinden. Spekuliert wird, ob Jürgens ein Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof erhält.
Udo Jürgens war kein Schlagersänger. Sondern der nachhaltigste Botschafter einer Moderne, die längst wieder verklungen ist. Einer Moderne, in der schon die Jahreszahlen auf den Covers wie eine progressive Ansage wirkten.