Anders als in Österreich ist in der gesamten EU die Zahl der Jobsuchenden im Jahresvergleich gesunken. Leicht verbessert hat sich vor allem die Situation in Griechenland und in Spanien.
Brüssel/Wien. In keinem anderen europäischen Land ist die Arbeitslosigkeit so niedrig wie in Deutschland. Daher hat die Bundesagentur für Arbeit im Vorjahr einen Gewinn in Milliardenhöhe erwirtschaftet. Denn die Arbeitgeber und Beschäftigten zahlten mehr in die Arbeitslosenversicherung ein, als diese ausbezahlt hat. Somit blieb unterm Strich ein Überschuss von 1,4 Milliarden Euro übrig. Das Geld fließt in Rücklagen für Krisenzeiten. Das Finanzpolster der deutschen Arbeitsagentur vergrößerte sich auf 3,3 Milliarden Euro.
Laut der europäischen Statistikbehörde Eurostat liegt die Arbeitslosenquote in Deutschland bei 4,9 Prozent. Österreich hat es mit 5,2 Prozent im EU-Vergleich auf den zweiten Platz geschafft. Wie passt das zusammen? Denn das österreichische Arbeitsmarktservice hat am Freitag für Österreich eine Quote von 10,2 Prozent bekannt gegeben. Der Unterschied ergibt sich durch verschiedene Berechnungsmethoden. Eurostat misst die Arbeitslosenquote als Anteil an allen Beschäftigten, während Österreich nur die unselbstständig Beschäftigten als Grundlage nimmt.
Zudem basiert die Eurostat-Methode auf Umfragen. Für Eurostat zählt jeder als beschäftigt, der zumindest eine Stunde in der Woche bezahlt arbeitet – auch wenn es sich nur um eine geringfügige Beschäftigung handelt. Daher ist der Eurostat-Wert deutlich niedriger als die österreichische Quote.
Leichte Verbesserung in Griechenland
Laut Eurostat waren zuletzt in der EU in Summe 24,4 Millionen Männer und Frauen arbeitslos. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von zehn Prozent. Im Jahresvergleich verringerte sich allerdings die Zahl der Arbeitslosen um 1,5 Millionen. Gebessert hat sich zuletzt vor allem die Situation in den Krisenländern Griechenland und Spanien. Brisant ist hier jedoch ein Langfristvergleich. Vor Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2008 lag die Arbeitslosenquote in Griechenland bei 7,8 Prozent, bis zum Jahr 2013 ist sie auf den Spitzenwert von 27,5 Prozent gestiegen. Inzwischen ist sie auf 25,7 Prozent gesunken.
Die Verbesserung hängt unter anderem mit dem Tourismus zusammen. Zuletzt reisten besonders viele ausländische Touristen nach Griechenland. Nach sechs Rezessionsjahren dürfte die griechische Wirtschaft im Vorjahr erstmals wieder gewachsen sein. Die genauen Zahlen über das Plus liegen noch nicht vor. Eine positive Entwicklung vermeldet auch Spanien. Dort ging die Arbeitslosenrate im Jahresvergleich von 26,1 Prozent auf 24 Prozent zurück. Griechenland und Spanien weisen damit aber noch immer die höchste Arbeitslosigkeit in der EU auf. Auf Platz drei liegt Kroatien mit 16 Prozent, gefolgt von Zypern (15,3 Prozent), Portugal (13,4 Prozent) und Italien (12,4 Prozent). Interessant ist auch ein Blick zu den österreichischen Nachbarländern. Besonders hoch ist laut Eurostat die Arbeitslosenquote in der Slowakei (12,9 Prozent). Dagegen liegen Slowenien (8,8 Prozent) und Ungarn (7,3 Prozent) unter dem EU-Durchschnitt.
Einen dramatischen Trend gibt es bei der Jugendarbeitslosigkeit. Hier ist Spanien Spitzenreiter mit einer Quote von 53,8 Prozent, gefolgt von Griechenland (49,8 Prozent) und Italien (43,3 Prozent). Am 25. Jänner wird in Griechenland ein neues Parlament gewählt. Es überrascht nicht, dass Umfragen zufolge vor allem junge Griechen die radikale Linkspartei Syriza unterstützen. Deren Parteichef Alexis Tsipras fordert ein Ende des Sparkurses. Griechenland wurde in den vergangenen Jahren mit Milliardenhilfen von den anderen EU-Ländern, der Europäischen Zentralbank und dem Internationalen Währungsfonds unterstützt.
Am niedrigsten ist die Jugendarbeitslosigkeit laut Eurostat in Deutschland mit 7,7 Prozent. Auf Platz zwei haben es die Niederlande mit 9,7 Prozent geschafft, dann folgt Österreich mit 10,0 Prozent. (höll)
AUF EINEN BLICK
Die höchste Arbeitslosenquote weist laut
Eurostat noch immer Griechenland mit 25,7 Prozent auf, gefolgt von Spanien (24 Prozent) und Kroatien (16 Prozent). Im Vorjahr hat sich die Situation in Griechenland allerdings gebessert. Dies hängt unter anderem mit dem boomenden Tourismus zusammen. Dramatisch hoch bleibt die Jugendarbeitslosigkeit. Hier ist Spanien Spitzenreiter mit einer Quote von 53,8 Prozent, auf Platz zwei liegt Griechenland mit 49,8 Prozent.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.01.2015)