Auch ein Marcel Hirscher ist keine Maschine

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Der 25-jährige Salzburger wurde im Slalom-Krimi von Adelboden Dritter. Der Italiener Stefano Gross feierte seine Siegpremiere.

Adelboden/Wien. Irgendwie war es ein Segen, dass Adelboden im Berner Oberland liegt – und nicht in Österreich. In Bad Kleinkirchheim musste man nach der Abfahrt am Samstag auch den für Sonntag geplanten Super-G der Damen absagen. Die Sicherheit war für die Läuferinnen nicht mehr gegeben, nach mehrmaligen Verschiebungen musste man sich dem Wind geschlagen geben. Auch der Kulm wurde ordentlich zerzaust, an ein Skifliegen war in Bad Mitterndorf gestern nicht zu denken.

In Adelboden waren die Bedingungen denkbar schwierig, den Herrenslalom aber konnte man doch durchführen. Weltmeister Marcel Hirscher, der am Samstag den Riesentorlauf gewonnen und damit die Adelboden-Bestmarke von Ingemar Stenmark (fünf Siege) egalisiert hatte, gelang jedoch nicht das Doppel. Im Torlauf musste sich der Salzburger mit Rang drei zufriedengeben – auf den vierten Weltcup-Slalom-Sieg in Serie fehlten letztlich aber nur drei Hundertstel. Grund zum Jubeln hatte Stefano Gross, der Italiener feierte seinen ersten Weltcupsieg, sein Vorsprung war auch vom Deutschen Fritz Dopfer nicht mehr zu schlagen. Dopfer fehlten zwei Hundertstel.

Marcel Hirscher, der immer wieder betont, keine Maschine zu sein, nach dem ersten Lauf auf Rang drei, hat vor der Lauberhorn-Woche seine Führung im Gesamtweltcup weiter ausgebaut. Der Polster auf den Norweger Kjetil Jansrud beträgt 212 Punkte, im Slalom-Weltcup liegt Hirscher mit 56Zählern in Führung vor Felix Neureuther. Der Deutsche schied gestern im ersten Durchgang aus.

Der 25-Jährige Hirscher wollte im entscheidenden Lauf zum Angriff blasen, er hat viel riskiert, diesmal aber gelang die Aufholjagd nicht ganz. „Ich habe fast alles aufgeholt. Über Rang drei darf man nicht klagen, ich bin wirklich sehr zufrieden. Das Wichtigste ist: Ich bin bei den Schnellsten dabei“, sagt Hirscher. „Die Piste war heute nicht so hart, da tue ich mir mit meinem Fahrstil relativ schwer, ans Maximum zu gehen.“

Überglücklich natürlich Stefano Gross. Er lag zur „Halbzeit“ auf Rang fünf, mit einem Podestplatz spekulierte er gar nicht. „Ich wollte einfach nur gut fahren – geworden ist es dann ein Traumlauf. Das ist jetzt eine super Belohnung für die harte Arbeit.“ Ganz knapp verpasst hat hingegen Fritz Dopfer seinen ersten Weltcupsieg. Der Techniker mit den österreichischen Wurzeln lag bei der Zwischenzeit noch vorne, „aber ich kann mir nichts vorwerfen“. Adelboden, so sagt er, „kann ich mit einem breiten Grinsen verlassen.“

Eine bittere Fortsetzung der Negativserie gab es für Mario Matt. Der Olympiasieger schied erneut aus – wie schon in Levi, Are, Madonna und Zagreb. Nun muss er auf Wengen hoffen. Und auf Kitzbühel. Und auf Schladming. In Adelboden war der Routinier übrigens mit einem Ski aus dem Vorjahr unterwegs, zwei Toppaare sind in dieser Saison bereits kaputtgegangen. „Ich wollte eine lockere Fahrt zeigen – und war bei Weitem nicht am Limit.“ Auch Mario Matts jüngerer Bruder Michael kam nicht ins Ziel.

Der Weltcup-Tross der Herren bleibt in der Schweiz, weiter geht es mit den Rennen in Wengen. Am Dienstag steht das erste Abfahrtstraining auf dem Programm, Freitag die Super-Kombination, Samstag der Abfahrtsklassiker, am Sonntag der abschließende Slalom. Marcel Hirscher wird die Super-Kombination auslassen.

Vernunft siegte in Kärnten

Kein Glück hat „Felix“ Bad Kleinkirchheim gebracht. Zunächst litt die Klammer-Piste unter den ungewöhnlich hohen Temperaturen, dann aber wurde der Super-G überhaupt verblasen. Ein Rennen wäre für die Starterinnen zu gefährlich geworden. Schon nach der Besichtigung hatte US-Superstar Lindsey Vonn gemeint: „Wenn gestartet wird, werde ich mir ein paar Läuferinnen ansehen, dann werden die Top-Sieben-Läuferinnen eine Entscheidung treffen. Es ist nicht die ganze Piste, aber es gibt genug Stellen, an denen sich eine ein Bein brechen kann. Im Moment, denke ich, ist es zu gefährlich“, so die US-Amerikanerin, der nur noch ein Sieg auf die 62 von Annemarie Moser-Pröll fehlt. Die Rekordjagd ist jedoch nur aufgeschoben.

Die Damen übersiedeln nun nach Flachau, am Dienstag findet in Hermann Maiers Heimat ein Nachtslalom statt.




Adelboden Slalom

Ergebnisse: 1. Stefano Gross (ITA) 1:56,70 Min. 57,20 59,50 2. Fritz Dopfer (GER) +00,02 56,21 1:00,51 3. Marcel Hirscher (AUT) +00,03 56,96 59,77 4. Giuliano Razzoli (ITA) +00,55 57,31 59,94 5. Henrik Kristoffersen (NOR) +00,56 57,30 59,96 6. Jean-Baptiste Grange (FRA) +00,57 57,13 1:00,14 7. Markus Larsson (SWE) +00,67 58,29 59,08 8. André Myhrer (SWE) +00,80 57,64 59,86 9. Julien Lizeroux (FRA) +00,86 58,72 58,84 10. Alexander Choroschilow (RUS) +00,89 57,68 59,91 11. David Chodounsky (USA) +00,96 58,31 59,35 12. Steve Missillier (FRA) +01,05 58,54 59,21 13. Victor Muffat Jeandet (FRA) +01,07 58,21 59,56 14. Mattias Hargin (SWE) +01,17 57,26 1:00,61 15. Reinfried Herbst (AUT) +01,36 58,30 59,76 21. Benjamin Raich (AUT) +01,96 59,07 59,59.

Slalom-Weltcup: 1. Marcel Hirscher (AUT) 376 2. Felix Neureuther (GER) 320 3. Fritz Dopfer (GER) 268 4. Henrik Kristoffersen (NOR) 195 5. Alexander Choroschilow (RUS) 195 6. Stefano Gross (ITA) 192 7. Mattias Hargin (SWE) 154 8. Sebastian-Foss Solevaag (NOR) 134 9. Axel Bäck (SWE) 132 10. André Myhrer (SWE) 117.

Gesamtweltcup: 1. Marcel Hirscher (AUT) 836 2. Kjetil Jansrud (NOR) 624 3. Fritz Dopfer (GER) 506 4. Felix Neureuther (GER) 442 5. Alexis Pinturault (FRA) 429 6. Dominik Paris (ITA) 405 7. Ted Ligety (USA) 371 8. Hannes Reichelt (AUT) 331 9. Henrik Kristoffersen (NOR) 301 10. Matthias Mayer (AUT) 262

Mannschaft Herren: 1. Österreich 2448 2. Frankreich 1629 3. Italien 1615

Nationencup: 1. Österreich 4998 2. Italien 2562.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.01.2015)

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