Spurensuche in regionalen Produkten

Sparkling Science. Schüler aus Österreich und Ungarn erforschen den chemischen Fingerabdruck von Böden, Wasser und Lebensmitteln ihrer Heimatregion. Die Uni kommt über „virtuelle Klassenzimmer“ zu den Schülern.

Was macht ein regionales Produkt so besonders? Diese Frage will das Sparkling Science Projekt „CSI: Trace your Food“ beantworten, bei dem Chemiker der Boku mit zehn Schulen aus ganz Österreich und einer Schule in Budapest zusammenarbeiten (finanziert vom Wissenschaftsministerium, in Kooperation mit Ages und AMA). „Der chemische Fingerabdruck ist nicht fälschbar“, sagt Thomas Prohaska von der Boku.

Einerseits hat jede Region der Welt ihr spezielles Profil an chemischen Elementen, andererseits variiert auch das Verhältnis der natürlichen Isotope einzelner Elemente wie Strontium, Wasser- oder Kohlenstoff. So kann der chemische Fingerprint, der über moderne Massenspektrometer bestimmt wird, die Echtheit von Wachauer Marillen, Marchfelder Spargel oder Waldviertler Karpfen belegen. Die Schüler werden während des nun startenden Projekts in ihrer jeweiligen Heimatregion ausschwärmen, um Boden-, Wasser- und Lebensmittelproben zu nehmen und gemeinsam mit Forschern diese Fingerabdrücke erstmals detailreich identifizieren.

Will man die Herkunft einer Kartoffel wissen, braucht man das Isotopenverhältnis des Bodens, in dem sie wuchs. Für die Herkunftsbestimmung von Fischen braucht man Wasserproben. „Damit können wir sogar die neue EU-Verordnung zur Herkunftskennzeichnung von Fischen aus Aquakulturen überprüfbar machen“, sagt Andreas Zitek, Boku. Denn Fische haben in ihren Gehörsteinchen, die wie Baumstämme in Jahresringen wachsen, den chemischen Fingerabdruck aller Gewässer gespeichert, in denen sie seit ihrer Geburt geschwommen sind.

Die Ziele des ambitionierten Projekts begrenzen sich nicht nur auf die chemischen Analysen der regionalen Produkte. Genauso wichtig ist der „E-Learning“-Aspekt: Über virtuelle Klassenzimmer werden alle Schulen online verbunden, in virtuellen Vorlesungen ist Feedback für jeden Schüler möglich, in „Edu-Bloggs“ geben die Schüler ihre Erfahrungen weiter. „Wir wollen testen, welche Methoden am sinnvollsten sind, um Universitäten und Schulen näher zusammenzubringen“, sagt Zitek. Digitale Lehrmaterialien können in Zukunft – ohne den Umweg über Lehrbücher – direkt das Wissen der Universität in die Schulen bringen. (vers)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.01.2015)

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