Die Senatorin Joni Ernst soll das Feld für 2016 bereiten.
Washington. Die Sache mit dem Schweinekastrieren hat Joni Ernst jenseits der Grenzen ihres Heimatstaates Iowa berühmt gemacht, und gewiss hat das dazu beigetragen, dass der 44-Jährigen im vergangenen November der Einzug in den Senat glückte. Sie sei damit aufgewachsen, Ferkel zu kastrieren, und sei daher geradezu prädestiniert, die fetten Bonzen im fernen und moralisch korrupten Washington zum Quieken zu bringen, hatte Ernst in einem Kampagnenfilm verkündet.
So etwas kommt beim Zielpublikum der Republikaner – überwiegend weiß, mehrheitlich männlich, zumeist am Land zu Hause, der fernen Bundesregierung unter Präsident Barack Obama gegenüber kritisch bis feindselig eingestellt – hervorragend an. Da schadet es auch nicht, allen Ernstes vor einer geheimen Verschwörung der UNO zu warnen, die im Rahmen des unverbindlichen Umwelt- und Entwicklungsprogramms „Agenda 21“ Amerikas brave Bauern in städtische Ghettos treiben und ihre Höfe enteignen wolle.
Ernst hat den Rang eines Oberstleutnants der Nationalgarde von Iowa, sie hat 2003/2004 in Kuwait als Logistikoffizierin gedient und ist die erste Veteranin im Senat. Ihre Wahl als Vertreterin der Republikaner, die auf Präsident Obamas Rede zur Lage der Nation antwortet, hat einzig mit der Präsidentschaftswahl 2016 zu tun. Erstens werden in Iowa nächstes Jahr die erste parteiinternen Vorwahlen stattfinden. Zweitens versuchen die republikanischen Parteistrategen, Ernst als bodenständiges weibliches Gegenmodell zur elitären Hillary Clinton zu positionieren, die wahrscheinliche Präsidentschaftskandidatin der Demokraten. Nicht, dass Ernst für den Anlauf auf das Weiße Haus in Frage käme. Sie eröffnet aber eine Möglichkeit, einen Kontrast zur bisweilen ziemlich abgehoben auftretenden Clinton zu setzen. (go)